Die deutsche Medizintechnik-Industrie / SPECTARIS Jahrbuch 2021/2022

34 Internationale Märkte | Absatzstrategien im Medizintechnikmarkt China Absatzstrategien im Medizin- technikmarkt China Perspektiven und Erfolgschancen für deutsche Hersteller D er chinesische Markt hat in den letzten Jahren für ausländische Medizintechnikunternehmen stark an Bedeutung gewonnen – und auch in der aktuellen COVID-19-Krise Widerstandsfähigkeit bewiesen. Chinas jährliches BIP-Wachstum erreichte 2020 noch 2,3 Prozent – mit einem zu erwartenden deutlichen Wachstum im Jahr 2021. Jüngsten Studien zufolge wird China schon 2028 die größte Volkswirtschaft der Welt sein. Doch während China für aktive wie auch neue Marktteilnehmer noch viel Potenzial bietet, gestaltet sich das Umfeld zunehmend herausfordernder. Steigender inländischer Wettbewerb, Lokali- sierungsdruck und regulatorische Vorgaben zwingen Unterneh- men, ihre Produktions- und Vertriebsstrategie zu überdenken. » Megatrend Life Science im Fokus der Industriepolitik Mit einem Volumen von 1,3 Billionen Euro ist die chinesische Gesundheitsbranche die zweitgrößte der Welt hinter den USA. Wir erwarten in den kommenden Jahren ein stetiges Wachstum bis zu sechs Prozent pro Jahr – vor allem im Bereich Life Science und Medizintechnik. Die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen wächst durch die alternde Bevölkerung, zunehmende Verstäd- terung, den Anstieg des individuellen Wohlstands und die För- derung von privaten Krankenversicherungen in rasantem Tempo. Darüber hinaus sind das Gesundheitswesen und die Entwicklung des dahinterstehenden Wirtschaftssektors Schlüsselthemen der chinesischen Industriepolitik, mit Fokus auf Lokalisierung und Innovation im eigenen Land. Denn momentan ist China beispiels- weise im Bereich von komplexen Diagnostik- und Behandlungs- maschinen noch relativ stark von ausländischen Akteuren ab- hängig. Die Regierung verfolgt das Ziel, lokale Champions zu entwickeln. Erste Erfolge sind zu sehen unter anderem mit den Firmen Mindray, Sono-Scape, Lepu Medical und Yuwell. » Starker Lokalisierungsbedarf für Unternehmen in der Medizintechnik Sechs Push- und Pull-Faktoren tragen zum starken Lokalisierungs- bedarf von Medizintechnikunternehmen bei. » Nationale Industriepolitik: Das nationale Gesundheitswesen und die einheimische Life-Science-Industrie werden durch verschiedene Regierungsprogramme unterstützt (z. B. Made in China 2025). » Zunehmender Wettbewerb: Einheimische Anbieter werden immer professioneller und innovativer, während große aus- ländische Anbieter stark in den lokalen Markt und ihre Orga- nisationen investieren. » Trend „Buy Local“: Zentralisierter Einkauf für öffentliche Kran- kenhäuser zur Senkung der Gesundheitskosten und Präferenz für inländisch produzierte Produkte erzeugen Preisdruck sowie die Notwendigkeit zur Lokalisierung. » Verbraucherpräferenzen imWandel: geringere Wahrnehmung ausländischer Produkte (vor allem innerhalb der jungen Ge- neration), verbunden mit wachsendem Vertrauen in heimische Unternehmen » Anreize und Vereinfachungen: Mehrere Branchen des Ge- sundheitswesens stehen auf der Liste der geförderten Inves- titionen in China und können daher bevorzugt behandelt werden, während Prozesse zur Registrierung neuer Produkti- onsstätten vereinfacht wurden. » Digitale Vernetzung: zunehmende Digitalisierung und Ver- netzung von Medizinprodukten in Chinas Ökosystem China hat mehrere Produktionscluster für medizinische Geräte z. B. im Perlflussdelta, im Jangtse-Delta und in der Bohai-Bucht rund um Beijing und Tianjin. Dabei versucht die Regierung, die Unternehmen in Industrieparks zu konzentrieren, um Ressourcen besser zu nutzen. Vor allem die Metropolregion des Jangtse-Fluss- deltas ist führend in der medizinischen Industrie und bietet ein Uwe Haizmann EAC International Consulting www.eac-consulting.de Gastbeitrag

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