Die deutsche Medizintechnik-Industrie / SPECTARIS Jahrbuch 2022/2023

38 Einschränkungen für deutsche Medizintechnikhersteller bei öffentlichen Ausschreibungen in Indonesien schwächen die Attraktivität des Marktes I ndonesien hat die Möglichkeit für ausländische Hersteller, an öffentlichen Ausschreibungen im Bereich Gesundheit zu partizipieren, seit Herbst 2021 stark eingeschränkt. Das Land beschafft seine Medizintechnik über eine zentrale Datenbank – den sogenannten e-catalogue. Hier sollen laut einer Regierungsvorgabe sukzessive bei immer mehr Pro- duktgruppen bevorzugt lokale Hersteller berücksichtigt werden. Die indonesische Regierung hat dazu bereits ein lokales Dokument herausgegeben, welches die gesperrten Produkte auflistet, die nur noch lokal beschafft werden sollen. SPECTARIS hat das Thema politisch adressiert und die betroffenen Unternehmen zu einem Runden Tisch gemeinsam mit der deut- schen Botschaft in Jakarta eingeladen, um die marktbeschrän- kenden Entwicklungen zu diskutieren. Über die deutsche Bot- schaft wurde ein Gesprächskanal zur indonesischen Regierung geöffnet und es konnte ein digitaler Industriedialog unter Be­ teiligung der indonesischen Regierung – mit LKKP, dem „Institut für die Politik des öffentlichen Beschaffungswesens“ und dem Industrieministerium – im Sommer 2022 umgesetzt werden. In dem Workshop wurden die aktuellen Unklarheiten und Heraus- forderungen unter Einbeziehung betroffener Unternehmen dis- kutiert. Über den Dialog konnten vor allem drei Zielbereiche adressiert werden: 1. Auf der politischen Ebene wurden die politischen Ziele und Vorgaben der indonesischen Seite vorgestellt und weitere In- formationen zu den zukünftigen Planungen vermittelt. 2. Auf der Produktebene wurden die Herausforderungen der Unternehmen mit konkreten Beispielen und entsprechenden Argumenten zur Anpassung der aktuellen Praxis vorgetragen. 3. Zu den übergreifenden Ausschreibungsbedingungen konnten in demWorkshop auch Kriterien für die Berechnung des Local Content und der Einbeziehung von Life Cycle Costs andisku- tiert werden. Als Ergebnis stand das Angebot der indonesischen Seite an die Unternehmen, in einen Dialog auch über einzelne Produkte und die mit einer Lokalisierung verbundenen Herausforderungen zu treten, um Ausnahmen zu erreichen. Es konnte gegenüber der indonesischen Regierung verdeutlicht werden, dass vor einer Lokalisierung die entsprechenden Marktgrößen und Absatzchan- cen auch für die Folgejahre eine Investition seitens der Unter- nehmen rechtfertigen müssen. Zudem müssen auch entspre- chende Vorprodukte und ausgebildete Fachkräfte verfügbar sein, was vielfach nicht gewährleistet ist. Fazit ist: Die indonesische Regierung wird die Ausrichtung der vorherrschenden Politik in der Folge nicht grundlegend ändern – aber es wurde ein Denkprozess angeregt und auch die Möglich- keit zu einem direkten Kontakt bei Fragen zu einzelnen Produkt- bereichen erreicht. Wir werden auch zukünftig gemeinsam mit der deutschen Botschaft den Prozess begleiten und die Thema- tik in Gesprächen weiter adressieren. Wir haben nahegelegt, dass eine Konzentration auf wirklich kompetitive Bereiche mit ent- sprechender Infrastruktur ein praktikablerer Weg für Indonesien sein könnte. Denn es ist zu befürchten, dass die Konsequenzen in Indonesien erst dann zutage treten, wenn es zu spät ist, sprich, sich die meisten Hersteller vomMarkt zurückgezogen haben und Produkte dann im öffentlichen System schlicht nicht mehr ver- fügbar sind. Bei Fragen zu diesem Thema steht die SPECTARIS-Außenwirt- schaft gerne zur Verfügung. Jennifer Goldenstede, SPECTARIS e.V. Leiterin Außenwirtschaft und Exportförderung Internationale Märkte | Einschränkungen für deutsche Medizintechnikhersteller bei öffentlichen Ausschreibungen in Indonesien

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