Die deutsche MedizintechnikIndustrie SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 3 Grußwort von Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg Die Gesundheitswirtschaft in Deutschland leistet einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der zentralen wirtschaftspolitischen Ziele. Sie verantwortet ein angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum sowie einen hohen Beschäftigungsgrad und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Die Zahlen zur Gesundheitswirtschaft als Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für das Jahr 2022 belegen für die deutsche Gesundheitswirtschaft 12,7 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung und bieten 17,7 Prozent der Menschen in Deutschland einen Arbeitsplatz. Für die Teilbranche der Medizintechnik kommen mehr als 400.000 Produkte allein aus Deutschland – davon wird ein maßgeblicher Anteil von den über 800 vorwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen in Baden-Württemberg entwickelt und produziert. Für diese für unseren Wirtschaftsstandort und für alle Patienten in Europa so wichtige Branche ergeben sich derzeit vielfältige Herausforderungen aufgrund der Umsetzung diverser regulatorischer Anforderungen, insbesondere der Medical Device Regulation (MDR). Die gravierendsten Folgen sind die Versorgungsengpässe bei wichtigen Produkten und die Tatsache, dass unsere innovativen Unternehmen in Baden-Württemberg und Deutschland aufgrund dramatisch gestiegener Kosten- und Personalaufwände bei der Entwicklung und der Produktion nicht mehr mit dem für ein Unternehmen notwendigen Return of Invest rechnen können. Diverse Produkte stehen in der Versorgung bereits heute schon nicht mehr zur Verfügung. Dies hat fatale Folgen für die Patienten und geht mit einer Schwächung der Standortattraktivität und -resilienz für unsere Unternehmen einher. Wir haben uns hierzu als Wirtschaftsministerium Baden- Württemberg schon vielfältig eingebracht – auf nationaler und europäischer Ebene. Einiges, wie beispielsweise die Fristverlängerungen im Frühjahr 2023 insbesondere für bewährte Bestandsprodukte, konnte bereits erreicht werden. Wir sind der EU-Kommission dankbar, dass unsere Argumente Gehör gefunden und schließlich zu diesen Erleichterungen geführt haben. Dennoch ist auch mir persönlich bewusst, dass für unsere mittelständisch geprägte Medizintechnikbranche dringend weitere Maßnahmen notwendig sind, um die Umsetzung solcher regulatorischen Vorgaben wie durch die MDR zu erleichtern und damit weiterhin Entwicklung und Fertigung von lebenswichtigen Produkten in Europa zu ermöglichen. Weitere regulatorische Herausforderungen, wie sie aktuell etwa bezüglich eines Verbotes der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) diskutiert werden, bedrohen die Innovationsfähigkeit und Produktionsresilienz des Wirtschaftsstandortes Deutschland und Europa zusätzlich und mit ihr die Versorgung der Menschen mit lebenswichtigen Medizinprodukten. Es ist meine feste Überzeugung, dass regulatorische Anforderungen für unsere Unternehmen, die in einem internationalen Wettbewerb stehen, umsetzbar und wirtschaftlich leistbar bleiben müssen. Wir sind und bleiben daher mit den entsprechenden Stellen sowohl auf nationaler wie auch europäischer Ebene im ständigen Austausch und tragen unsere teilweise bereits dezidiert erarbeiteten Lösungsvorschläge vor. Ich persönlich freue mich auf die Fortsetzung der konstruktiven Lösungsfindungsformate für unsere gemeinsame Zielsetzung mit allen unseren Unternehmen und Verbänden der Medizintechnikbranche im Land. Ihre Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Baden-Württemberg Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg Foto: © Katja Bartolec
4 Inhalt Grußwort von Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut .................................................................... 3 Grußwort von Dr. Martin Leonhard .................................................................................. 6 Branche Die Medizintechnikindustrie in Deutschland ........................................................................8–12 Medizintechnik in Europa ....................................................................................................14–17 Die Medizintechnikindustrie weltweit ..................................................................................18–23 Gesundheit schafft Wertschöpfung .....................................................................................24–25 Round Table Gesundheitswirtschaft zur Stärkung der MedTech-Branche in Deutschland .....26–27 Der SPECTARIS Code of Conduct – Empfehlungen zur Zusammenarbeit in der Gesundheitswirtschaft ........................................................................................................28–29 Fachkräfte erfolgreich gewinnen und binden .......................................................................30–31 Krankenhausreform – Steht der Markt vor einer großen Veränderung? ................................32–33 Internationale Märkte Auslandsgeschäft ist für die Medizintechnik wichtiger Treiber ..............................................34–38 India – Opportunities & Market Access for Medical Devices ..................................................40–41 Building Back Better: Wiederaufbau des Gesundheitssystems der Ukraine ............................42–43 Trade Compliance in der Medizintechnikindustrie: Wie das Russland-Embargo die Bedeutung für deutsche Unternehmen unterstreicht ......................................................44–45 Afrikas Gesundheitswirtschaft im Fokus: Aufstrebende Märkte und Entwicklungstrends ......46–47 Exploring Scotland’s exciting healthcare market ...................................................................48–49 Schwedens Markt für Medizintechnik birgt Potenzial ...........................................................50–53 Market Access – Marktzugang Die Verlängerung der Übergangsfristen der Medical Device Regulation im Jahr 2023: Bedeutung für die Medizinprodukteindustrie .................................................54–56 PFAS: Warum wir politisch agieren müssen und warum die Zeit drängt. ...............................58–60 Meilensteine auf dem Weg zur klinischen Bewertung ..........................................................62–63 Market Access – Erstattung Stärkung des Medizintechnikstandorts Deutschland: Fokus auf Innovationsförderung ..........64–65 Neuer „Kostenindex Hilfsmittel“ als Lösung .........................................................................66–67 Telemonitoring als Lösung für verbesserte Versorgungsqualität ............................................68– 69 Digitalisierung im Gesundheitswesen Regulatorische Revolution – Ein einheitliches Datenmodell für die Digitalisierung und mehr Innovation ...........................................................................................................70–73 NIS-2: Flächendeckende Cybersicherheit und die kritische Rolle von kleinen und mittleren Unternehmen .......................................................................................................74–76 Die Cloud als Game-Changer in der Medizintechnik ............................................................78–79 Wie können wir dem Menschen helfen? ..............................................................................80–81 Medizinprodukte und künstliche Intelligenz .........................................................................82–83
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 5 Forschung & Innovation Projektergebnisse dreier Forschungsvorhaben der F.O.M. .....................................................84–90 Hoher Nutzen der IGF für die deutsche Innovationskraft und die Entwicklung technologischer Souveränität belegt ....................................................................................92–94 Die Innovationsstärke der deutschen Medizintechnikhersteller .............................................96–97 Anhang Tabellen .............................................................................................................................100–105 » Inlandsproduktion ausgewählter medizintechnischer Güter .............................................100–101 » Export und Import ..........................................................................................................102 » Krankenhäuser ................................................................................................................103 » Deutsche Gesundheitsausgaben nach Ausgabenträgern ..................................................104 » Gesundheitsausgaben in Deutschland nach Leistungsarten ..............................................105 Profil SPECTARIS-Mitglieder profitieren vom reichhaltigen Erfahrungsschatz in den Verbandsgremien .....................................................................................................106 Die Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS ............................................107 Ihre SPECTARIS-Ansprechpartner und -partnerinnen .............................................................108 Medienpartner MTD-Verlag ........................................................................................................................126 HEALTHCARECOM .............................................................................................................127 BIOCOM AG .......................................................................................................................128 DeviceMed .........................................................................................................................129 pn verlag ............................................................................................................................130 Konradin Mediengruppe ....................................................................................................131 MED engineering ................................................................................................................132 mt | medizintechnik ............................................................................................................133 GesundheitsProfi ................................................................................................................134 senetics healthcare group GmbH & Co. KG .........................................................................135 Impressum und Bildnachweise .........................................................................................138
6 Liebe Leserinnen und Leser, Gemeinsam haben wir 2023 etwas geschafft, was viele nicht für möglich gehalten haben: Die MDR wurde „angefasst“ und die Übergangsfristen verlängert. Für die einen kam das zu spät, weil vorausschauend zuvor Produkte abgekündigt worden sind, Vorausschau damit quasi bestraft wurde. Für die Mehrzahl war die Verlängerung notwendig, damit nicht Unmengen an Produkten ohne Zertifikate verwaist wären. Eine Rettung auch für Leistungserbringer sowie zigtausende Patientinnen und Patienten, deren Wohl bürokratische Regeln nicht im Fokus haben. Im Augenmerk steht gleichwohl singulär die Patientensicherheit. Versorgungssicherheit wurde nicht mitgedacht. 2024 werden wir in punkto MDR nicht lockerlassen, da die systematischen Webfehler durch die reine Fristverlängerung nicht behoben sind und Innovation in Europa weiter asymmetrisch behindert wird. Immer noch bindet die MDR erhebliche Personalressourcen, das intrinsische Innovationspotential unserer Unternehmen wird dadurch unnötig gebremst. Die Schweiz nutzt vorausschauend ihre Insellage, indem sie die amerikanische FDA-Zulassung neben der CE-Zertifizierung als Marktzugangsvoraussetzung akzeptieren will. Die weiteren Herausforderungen für die deutsche Medizintechnikindustrie werden nicht weniger: Der allgemein wachsende bürokratisch-regulatorische Druck, gestiegene Kosten für Transport, Logistik und vor allem für Energie sind hier zu nennen. Wir wünschen uns, Dekarbonisierung ideologiefrei und technologieoffen anzugehen. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und demografischen Wandel möchten wir als Treiber nutzen, vorausgesetzt, klug gesetzte Rahmenbedingungen lassen das zu. Noch wächst die deutsche Medizintechnikindustrie und konnte auch 2022 wieder ein nominales Umsatzplus von 5,4 Prozent erzielen. Unter den genannten Rahmenbedingungen ist das ein gebremstes Wachstum. Global gesehen überholen die Schnellen die Langsamen. Wir müssen uns hier fragen, wie wir im internationalen Wettbewerb bestehen. Insgesamt erwirtschaftete die Branche 38,4 Milliarden Euro. Allerdings ist die Ertragslage vieler Medizintechnikunternehmen zuletzt bisweilen stark gesunken. Ursache hierfür sind die genannten gestiegenen Kosten in allen Bereichen, die in unserem deutschen budgetierten, planwirtschaftlichen Gesundheitssystem nicht wie in anderen Bereichen auf die Kunden umgelegt werden können. Deutsche Medtech-Unternehmen meiden den deutschen Markt immer häufiger und setzen noch stärker auf Export, wo Medtech – Made in Dr. Martin Leonhard Vorsitzender Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS Germany noch immer sehr hohes Ansehen genießt und man auch eher bereit ist, für bessere Qualität und besseren Service etwas mehr auszugeben. Für den Medtech-Standort Deutschland sind das keine guten Signale. Viele Unternehmen berichten von diesen massiven Kostensteigerungen, von einem zunehmenden Mangel an Fachkräften sowie von anhaltenden Produktionsbehinderungen durch Lieferengpässe, vor allem im Bereich elektronischer Bauteile. Diese ungünstige Kombination erschwert auch die Entwicklung neuer Produkte. Auf dem deutschen Markt stellt die finanzielle Schieflage vieler deutscher Kliniken eine weitere Herausforderung dar. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warnte bereits zum Jahresbeginn vor einer Insolvenzwelle im stationären Bereich, von der bis zu 20 Prozent der Krankenhäuser im zweiten Halbjahr 2023 betroffen sein könnten. Bei den Pflegeeinrichtungen, in denen ebenfalls Medizintechnik steht und Hilfsmittel zur Anwendung kommen, sieht das Bild nicht anders aus: Im Jahr 2022 sind bereits 142 von insgesamt knapp 12.000 Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz gegangen. Ein besorgniserregender Trend, der sich auch 2023 fortsetzt. Ob die Krankenhausreform das Kliniksterben und das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz die Insolvenzwelle in Pflegeheimen wirklich aufhalten können, darf bezweifelt werden. Trotz zahlreicher Herausforderungen gehen wir davon aus, dass die deutsche Medizintechnikindustrie ihren Umsatz im Jahr 2023 erneut steigern wird – zumindest nominal. Die Auftragsbücher
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 7 vieler Hersteller sind nach wie vor auch als negative Folge von Lieferverzögerungen gut gefüllt. Das Potenzial ist weiterhin vorhanden. Aber die Lage wird kritischer: Es fehlt Personal, ob in der Produktion oder Entwicklung, vielfach können Produkte aufgrund der Knappheit bei elektronischen Bauteilen nicht pünktlich ausgeliefert werden oder müssen geändert und dann neu zugelassen werden. Was letztes Jahr nur eine Vorahnung war, liegt nun auf dem Tisch: das geplante PFAS-Verbot und das vieler Hochleistungswerkstoffe. Ziel war eine möglichst weitreichende stoffliche Beschränkung, nicht eine risikoorientierte, verantwortungsvoll abgewogene. So zumindest der Originalton einzelner Autoren des Papiers. In Europa drohen zahlreiche Medizinprodukte vom Markt zu verschwinden, sodass erneut die Gesundheitsversorgung in Gefahr ist. Wir sollten uns fragen, ob wir nicht ein Moratorium unausgegorener Regulierungen brauchen und auf der europäischen Kommandobrücke Fragen nach dem richtigen Weg stellen und nicht nur die gröbsten Schlaglöcher auf der schlechtesten Route ausbessern. Die politischen Entscheidungsträger müssen diese Probleme und Herausforderungen schnell und entschlossen angehen, um den Gesundheitsstandort Deutschland und die Medizintechnik am Standort Deutschland zu erhalten. Im Rahmen des Round Table Gesundheitswirtschaft, der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Ende vergangenen Jahres einberufen wurde, diskutieren wir aktuell einige der oben genannten Herausforderungen mit dem Ziel, Lösungen aufzuzeigen, wie die internationale Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen MedTech-Branche gestärkt werden kann. Hier zeigt sich, dass es wichtig ist, miteinander ressortübergreifend in den Dialog zu gehen, um die andere Seite besser zu verstehen. Für den Input, den wir in diese Gespräche einspeisen, brauchen wir auch zukünftig die Praxiskompetenz unserer Mitglieder. Denn die Erfahrung zeigt auch hier: Unsere Stimme wird in der politischen Diskussion und in Gesprächen vor allem dann gehört, wenn wir unsere Argumente mit Praxisbeispielen unterlegen können. Die Verlängerung der MDR-Übergangsfristen ist ein gutes Beispiel dafür. Ein anderes ist die Diskussion um PFAS: Aufmerksamkeit für unsere Belange können wir vor allem dadurch erzielen, wenn wir unter Nennung ganz konkreter Produktbeispiele darlegen, dass nicht allein die Gesundheit ein zu schützendes Gut ist, sondern auch die Versorgung, und dafür sind nun mal Hochleistungsmedizinprodukte (mit PFAS) ganz zentral. Wir verdienen einen gut gemachten Rechtsrahmen. Ich wünsche Ihnen nunmehr eine angenehme Lektüre unseres Jahrbuchs, in dem neben wichtigen Daten, Fakten und Statistiken wieder zahlreiche spannende Beiträge aus allen Bereichen der Medizintechnik enthalten sind und die hier erwähnten Herausforderungen adressiert werden. Für die gute Zusammenarbeit danke ich Ihnen, liebe Mitglieder, Leser und Partner, und würde mich freuen, Sie – sofern Sie es noch nicht sind – demnächst auch in der SPECTARIS-Familie willkommen zu heißen. Ihr Dr. Martin Leonhard Vorsitzender Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS
8 Branche | Die Medizintechnikindustrie in Deutschland I m Jahr 2022 konnten die rund 1.470 deutschen Medizintechnikhersteller nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einen Gesamtumsatz von 38,39 Milliarden Euro erwirtschaften. Das entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von mehr als fünf Prozent. Der Inlandsumsatz lag bei 12,61 Milliarden Euro (plus drei Prozent), das Auslandsgeschäft erreichte einen Wert von 25,78 Milliarden Euro (plus sieben Prozent). Die Zahl der Beschäftigten hat 2022 ebenfalls zugelegt und stieg um 3,3 Prozent auf knapp 160.000 Mitarbeiter. » Kostensteigerungen, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel und hoher Bürokratieaufwand Diese erfreuliche Branchenentwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche vor enormen Herausforderungen steht. Auch wenn der Umsatz insbesondere aufgrund der positiven Entwicklung des internationalen Geschäftes gestiegen ist, sank die Ertragslage vieler Medizintechnikunternehmen aufgrund gestiegener Kosten in allen Bereichen. Viele Unternehmen berichteten zudem von einem zunehmenden Mangel an Fachkräften sowie von Produktionsbehinderungen Die Medizintechnikindustrie in Deutschland Deutsche Medizintechnikindustrie: Das Potenzial ist hoch, die Herausforderungen nehmen zu Mike Bähren SPECTARIS e.V. Beschäftigte und Betriebe 2021–2022 2022 » 159.752 2021 » 154.672 + 3,3 % Beschäftigte 2022 » 1.467 2021 » 1.443 + 1,7 % Betriebe » Quelle: SPECTARIS, Statistisches Bundesamt durch Lieferengpässe, vor allem im Bereich elektronischer Bauteile. Auf dem deutschen Markt stellte die angespannte finanzielle Situation vieler deutscher Kliniken eine weitere Herausforderung dar. Bei den Pflegeeinrichtungen sah das Bild nicht anders aus: Im Jahr 2022 sind 142 Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz gegangen. Es wird davon ausgegangen, dass sich dieser besorgniserregende Trend in den Folgejahren fortsetzen wird. Der Bürokratieaufwand hat nicht nur durch die neue europäische Medizinprodukteverordnung ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Er bringt viele, vor allem kleinere Hersteller, an ihre Belastungsgrenze und schadet der Innovationskraft der Branche massiv. Zudem verschärft er die Kostensituation und bindet dringend benötigte Personalkapazität. Mit dem geplanten Verbot von PFAS-Chemikalien und anderen Hochleistungswerkstoffen drohen zudem zahlreiche Medizinprodukte vom Markt zu verschwinden, wenn keine Ausnahmen für solche essenziellen Anwendungsbereiche eingeräumt werden.
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 9 Eine Hightechbranche im Überblick Umsätze 2021 – 2022 2021 » 66,5 % 2022 Exportquote 67,1 % Gesamtumsatz 38,39 Mrd. € 2022 2021 » 36,41 Mrd. € Inlandsumsatz 12,61 Mrd. € 2022 2021 » 12,21 Mrd. € Auslandsumsatz 25,78 Mrd. € 2022 2021 » 24,20 Mrd. € » Quelle: SPECTARIS, Statistisches Bundesamt Hinweise: » Die Daten beziehen sich auf Betriebe mit 20 Beschäftigten und mehr. » Inklusive Kleinbetriebe: 47,31 Mrd. €, 12.090 Unternehmen, 243.800 Beschäftigte (2020) Die Branche hat einen starken mittelständischen Kern: Bei mehr als 93 Prozent der Betriebe handelt es sich um Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern. Hinzu kommen zahlreiche Klein- und Kleinstunternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitern. Die FuE-Quote, also der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz, liegt im Branchenschnitt bei etwa neun Prozent. » Das Wachstumspotenzial ist weiterhin hoch – im Ausland Ungeachtet der zahlreichen Herausforderungen sind die mittel- und langfristigen Treiber des Medizintechnikmarktes intakt. Dazu zählen etwa die Chancen aufgrund der demografischen Entwicklung insbesondere in den reifen Volkswirtschaften sowie durch hohe Gesundheitsinvestitionen vieler Schwellenländer. Auch die weiter steigende Bedeutung des Gutes Gesundheit und technologische Neu- oder Weiterentwicklungen sorgen vor allem auf den internationalen Märkten für Nachfrageimpulse. » Der Weltmarkt für Medizintechnik wächst weiter Ausgehend von den zuvor genannten Markttreibern ist zu erwarten, dass die Medizintechnik ihren Wachstumskurs insbesondere auf den internationalen Märkten im Jahr 2023 fortsetzen wird. Bis 2025 prognostiziert Frost & Sullivan ein durchschnittliches jährliches Wachstum des globalen Medizintechnikmarktes um 6,3 Prozent. Voraussetzungen dafür, dass die deutsche Medizintechnik dieses Potenzial weiterhin von Deutschland aus erschließen kann, sind ein geeigneter europäischer Rechtsrahmen mit maßvoller Bürokratie, ein positives Innovations- und Investitionsklima in Deutschland und der politische Wille, in ein zukunftsfähiges, modernes und digitales Gesundheitswesen zu investieren. Neue Geschäftsmodelle ergeben sich durch die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens und durch künstliche Intelligenz. Damit das volle Potenzial dieses Wandels erschlossen werden kann, müssen insbesondere die Rahmenbedingungen in Deutschland optimiert werden. Wachstumshemmend sind vor allem bürokratische Hürden. Strategien und bundeseinheitliche Gesetze zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens sind ein Schritt in die richtige Richtung. » Deutsche Medizintechnik international gefragt Angesichts einer Exportquote von mehr als 67 Prozent kommt dem Auslandsgeschäft eine hohe Bedeutung zu. Ausgehend von den Außenhandelsdaten entfielen 37 Prozent der Exporte auf Länder der EU, 14 Prozent auf das restliche Europa, 20 Prozent auf Nordamerika und 18 Prozent auf Asien. Die wichtigsten Zielländer der deutschen Medizintechnikausfuhren bleiben die USA und China mit Exportanteilen von fast 19 sowie acht Prozent. Während die Exporte in die USA im Jahr 2022 um 11 Prozent zulegten, stagnierte die Nachfrage aus China aufgrund der dortigen Corona-Lockdowns.
10 Branche | Die Medizintechnikindustrie in Deutschland » Betriebe mit 20 Beschäftigten und mehr; Daten enthalten Rundungsdifferenzen » Quelle: SPECTARIS, Statistisches Bundesamt » Die Daten beziehen sich auf Betriebe mit 20 Beschäftigten und mehr. » Quelle: Statistisches Bundesamt, SPECTARIS-Schätzung Medizintechnik auf dem Wachstumspfad Umsätze 2015–2022 (in Mrd. €) Eine Branche mmit einem starken Mittelstand und vielen Marktführern Betrachtet man die Verteilung der deutschen Medizintechnikhersteller nach Größenklassen, zeigt sich das Bild einer ausgewogenen Industrie bestehend aus globalen Marktführern und einem starken mittelständischen Kern. Hinzu kommen rund 10.600 Kleinbetriebe mit knapp 84.000 Beschäftigten. 5 10 15 20 25 30 35 40 7,82 2015 9,97 17,63 27,60 2016 10,58 18,61 29,19 2017 10,85 19,08 29,93 2018 10,49 19,79 30,28 2019 11,40 21,90 33,30 2020 11,72 22,53 34,25 2021 2022 12,21 12,61 24,20 25,78 36,41 38,39 Gesamt Beschäftigte 159.752 1.467 38,39 Mrd. € < 20 – 49 Beschäftigte < 50 – 99 Beschäftigte < 100 – 249 Beschäftigte < 250 und mehr Beschäftigte 27.774 949 2,58 Mrd. € 17.804 252 2,48 Mrd. € 23.517 162 4,41 Mrd. € Betriebe Umsatz Auslandsumsatz Inlandsumsatz Gesamtumsatz 90.657 104 29,12 Mrd. €
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 11 Mit freundlicher Unterstützung | JÜKE Systemtechnik GmbH JÜKE Systemtechnik GmbH Partner der Medizintechnikbranche www.jueke.de Partner der Medizintechnikbranche Imagefilm Jüke stellt sich vor JÜKE ist ...ein erfahrener Dienstleister für Systementwicklung, Produktion und Regulatory Affairs. Wir arbeiten ausschließlich im Kundenauftrag für Unternehmen aus der Medizintechnik, der Analysen-, Bio- und Labortechnik sowie der Photonik. Wir sind mittelständisch, inhabergeführt und mit mehr als 130 Experten seit 33 Jahren im Kundenauftrag aktiv. JÜKE dokumentiert ...normgerecht und erstellt die nach EN ISO 13485 und anderen nationalen und internationalen Normen und Standards geforderten Unterlagen. Dabei sichern wir ein hohes Qualitätsniveau in jedem Detail. Unsere Kunden unterstützen wir mit Erfahrung und Fachkenntnis bei der Auslegung und der Zulassungsstrategie, organisieren notwendige Prüfungen und begleiten im Zulassungsprozess. JÜKE entwickelt ...auf der Grundlage vereinbarter Spezifikationen kundenspezifisch komplexe mechatronische Baugruppen sowie medizintechnische Geräte und integrierte Systeme. Wir machen mechanische und elektronische Konstruktion, programmieren Firm- und Software und setzen Kundenwünsche in modernes Gehäusedesign um. JÜKE produziert ...qualitativ hochwertig und zuverlässig mit einer großen Bandbreite von Fertigung über Montage bis hin zu produktspezifischen Endtests. Unseren Kunden bieten wir Prototypenfertigung, Einzellösungen, Null- und Kleinserien sowie Serienproduktion in höherer Stückzahl an – getestet, gelabelt und verpackt. Wir übernehmen die gesamte Logistik, auf Wunsch auch bis zum Endanwender. JÜKE Systemtechnik GmbH Trumpenstiege 2 ● D-48341 Altenberge Telefon: +49 2505 870 ● E-Mail: info@jueke.de
12 Branche | Die Medizintechnikindustrie in Deutschland Bayern 12,7 Mrd. 35.715 198 NordrheinWestfalen 2,1 Mrd. 15.285 271 Bremen 117 Mio. 751 12 Hamburg 867 Mio. 4.126 28 SchleswigHolstein 2,7 Mrd. 10.646 67 MecklenburgVorpommern 343 Mio. 2.754 43 Berlin 742 Mio. 4.147 60 Brandenburg 194 Mio. 2.669 55 Niedersachen 1,4 Mrd. 7.837 99 Sachsen 467 Mio. 4.252 87 SachsenAnhalt 88 Mio. 1.212 32 Saarland 931 Mio. 2.347 9 RheinlandPfalz 280 Mio. 2.804 60 BadenWürttemberg 8,4 Mrd. 40.095 291 Thüringen 1,3 Mrd. 4.623 61 Hessen 4,8 Mrd. 13.783 86 » Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2022 und auf Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten. Aus Gründen der Geheimhaltung sind bei einigen Bundesländern keine Werte für den Bereich 26.6. (Herstellung von Bestrahlungs- und Elektrotherapiegeräten) enthalten. » Quelle: SPECTARIS, Statistisches Bundesamt Bundesländer setzen auf Medizintechnik Wirft man einen Blick auf die regionale Verteilung der Betriebe zur Herstellung von Medizintechnik, ist zu erkennen, dass BadenWürttemberg, gemessen an der Zahl der Hersteller, einen Spitzenplatz belegt. Gemessen am erwirtschafteten Branchenumsatz liegt Bayern vorne. Weitere Medizintechnikschwerpunkte in Deutschland sind Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Die meisten Bundesländer haben das große Potenzial der Medizintechnik längst erkannt und Maßnahmen etabliert, um die Ansiedlung neuer Unternehmen dieses Sektors zu begünstigen. > 1 Mrd. € 500 Mio.–1 Mrd. € < 500 Mio. € Umsatz LEGENDE:
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 13 Mit freundlicher Unterstützung | Stiegelmeyer GmbH & Co. KG Die Stiegelmeyer-Gruppe entwickelt Betten und Möbel, die Menschen unterstützen und entlasten Wie überzeugend die Stiegelmeyer-Gruppe Funktionalität, Gestaltung und innovative Ideen verbindet, zeigt das neue Säuglingsbett Jovie. Das höhenverstellbare Bett lässt sich so passgenau neben dem Bett der Mutter platzieren, dass eine durchgehende Liegefläche entsteht – ideal für die wichtige Bonding-Phase nach der Geburt. Krankenhausbetten von Stiegelmeyer wie das flexible Puro entlasten die Mutter zusätzlich. Das Jovie gewann 2023 gleich nach seiner Vorstellung einen begehrten iF Design Award in der Kategorie „Produkte“. Schutz und Komfort im Pflegeheim Für Komfort, Sicherheit und Entlastung steht auch das neue Ultra-Niedrigbett Tereno. Mit seiner Tiefposition von nur ca. 15 cm schützt es Pflegeheimbewohner in Ruhephasen vor Sturzverletzungen, ohne ihre Mobilität einzuschränken. Zugleich bietet das Tereno alle Vorteile eines normalen verstellbaren Bettes, zum Beispiel rückenschonendes Arbeiten auf einer Höhe von bis zu 80 cm. Die ebenfalls neue Nachttisch-Serie Aparto hält für jedes Pflegebett einen perfekten Begleiter bereit. Die Stiegelmeyer-Gruppe stellt mehr als 100.000 Betten pro Jahr her und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter. Neben dem Hauptsitz in Herford und den deutschen Standorten Nordhausen und Hiddenhausen befinden sich große Produktionsstätten in Stolno und Kepno in Polen. Im südchinesischen Foshan werden Betten Kontakt: Stiegelmeyer GmbH & Co. KG · Ackerstraße 42 · 32051 Herford Telefon: +49 (0)5221 185-0 · Telefax: +49 (0)5221 185-252 · www.stiegelmeyer.com für den chinesischen Markt gefertigt. Bei der Produktion setzt das Unternehmen modernste Technik ein und achtet auf Nachhaltigkeit. Mit Connectivity in die digitale Zukunft Die Chancen der Digitalisierung stehen im Mittelpunkt vieler Debatten über die Zukunft der Krankenversorgung und Pflege. Unter dem Leitbegriff „Connectivity“ entwickelt Stiegelmeyer Lösungen für das „Smart Hospital“. Im modernen Connectivity Lab in Herford findet dazu ein regelmäßiger Austausch mit den Kunden statt, um auf ihre Wünsche und Anforderungen optimal eingehen zu können. Moderne Ideen für Gesundheit und Pflege Die Stiegelmeyer-Gruppe unterstützt Pflege und Gesundheit von der Geburt bis ins hohe Alter. Sie stattet Krankenhäuser und Pflegeheime mit modernen Betten, Nachttischen und Möbeln aus. Die vielseitigen Betten der Tochtergesellschaft Burmeier ermöglichen Menschen in der Pflege zuhause eine höhere Lebensqualität. Komfortbetten für Privatkunden kombinieren in jeder Lebensphase Unterstützung mit wohnlichem Design. Das familiengeführte Unternehmen ist in Deutschland und in über 100 Ländern weltweit mit maßgeschneiderten Produkten erfolgreich.
14 Branche | Medizintechnikindustrie in Europa I nnerhalb der Europäischen Union haben die deutschen Medizintechnikunternehmen die Nase vorn. Vom erwirtschafteten Branchenumsatz in der EU in Höhe von rund 95 Milliarden Euro entfallen 47 Milliarden Euro auf deutsche Hersteller. Insgesamt sind in der EU etwa 66.000 UnternehJahr 2020 oder letztes verfügbares Jahr; inklusive Kleinbetriebe » Quelle: Eurostat, SPECTARIS » Quelle: Eurostat, SPECTARIS EU-Land Umsatz (Mio.) Deutschland 47.306 Frankreich 13.476 Italien 12.701 Dänemark 4.107 Spanien 2.489 Schweden 2.290 Belgien 2.067 Österreich 1.888 Niederlande 1.767 Polen 1.747 Ungarn 1.084 Finnland 1.025 Tschechien 991 Portugal 403 Slowakei 323 Rumänien 298 Bulgarien 219 Griechenland 157 Slowenien 155 Estland 89 Kroatien 71 Luxemburg 53 Lettland 21 Litauen 7 Zypern 6 1 Deutschland Frankreich Italien Dänemark 49,9 % 14,2 % 13,4 % 4,3 % Medizintechnik in Europa Deutschland hat die Nase vorn Mike Bähren SPECTARIS e.V. men im Bereich der Medizintechnik tätig, rund 600.000 Menschen arbeiten bei diesen Unternehmen. Die Zahlen belegen eindrucksvoll, wie bedeutend die medizintechnische Industrie nicht nur für Deutschland, sondern für die gesamte Europäische Union ist.
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 15 » Hinweis: Die Daten beziehen sich auf den jeweiligen Gesamtumsatz der lokalen EU-Hersteller in 2020 bzw. im letztverfügbaren Jahr (inklusive Kleinbetriebe). Für Malta und Irland liegen keine Werte vor. Spanien Schweden Belgien Österreich Niederlande Ungarn Polen Finnland Tschechien 2,6 % 2,4 % 2,2 % 2,0 % 1,9 % 1,8 % 1,1 % 1,1 % 1,0 % » Aesculap Aeos® – Die Zukunft der chirurgischen Mikroskopie, Quelle: © Aesculap AG » Mit dem C-MAC® HD System haben Sie die Wahl: Richten Sie Ihr Atemwegsmanagement individuell nach jedem Patienten aus. Quelle: © KARL STORZ SE & Co. KG » ZEISS bietet verschiedene iOS- und webbasierte Apps an, die Zahnärztinnen und -ärzte bei der Arbeit mit ZEISS EXTARO 300 unterstützen, Quelle: © Carl Zeiss Meditec AG
16 Branche | Medizintechnikindustrie in Europa Medizintechnik in Europa Nicht nur als Produzent, auch als Markt ist Europa von großer Bedeutung. Mit einem Wert von rund 150 Milliarden Euro steht er für knapp 30 Prozent des Weltmarktes. Die größten Medizintechnikmärkte in Europa sind Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Italien, die Niederlande und Spanien. Mit einem Anteil von 42 Prozent sind die USA das wichtigste Ursprungsland von europäischen Medizintechnikimporten und mit 42 Prozent gleichzeitig das wichtigste Zielland der europäischen Ausfuhren. » Quelle: MedTech Europe (Fitch Solutions, 2022, Worldwide Medical Devices Market Factbook 2021) » Quelle: MedTech Europe (Fitch Solutions 2022, Worldwide Medical Devices Market Factbook 2021) Jährliches Wachstum des europäischen Medizintechnikmarktes 25,8 % Deutschland 16 % Andere 2,4 % Schweden 2,6 % Österreich 3,4 % Belgien 3,6 % Schweiz 6,1 % Spanien 6,4% Niederlande 9,0 % Italien 14,3 % Frankreich 10,4 % Großbritannien Der europäische Medizintechnikmarkt nach Ländern 15 % 10 % 5 % 0 % 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 17 Die wichtigsten Zielländer europäischer Medizintechnikexporte » Quelle: MedTech Europe (International Trade Centre, 2022, International Trade Statistics – MedTech Europe calculations) » Quelle: MedTech Europe (International Trade Centre, 2022, International Trade Statistics – MedTech Europe calculations) Kanada 2,1 % USA 40,3 % Russland 4,2 % Japan 6,0 % Südkorea 2,3 % China 12,0 % Australien 3,3 % Saudi-Arabien 1,7 % Türkei 1,8 % Indien 2,2 % Mexiko 7,9 % USA 42,4 % Japan 4,9 % Südkorea 1,6 % China 17,6 % Israel 1,6 % Costa Rica 2,6 % Singapur 3,3 % Australien 1,7 % Malaysia 5,8 % Die größten Ursprungsländer europäischer Medizintechnikimporte
Branche | Medizintechnikindustrie weltweit 18 NORDAMERIKA » Quelle: SPECTARIS, Statistisches Bundesamt MITTEL- UND SÜDAMERIKA 19,9 % (+ 10,4 %) 26,4 % (+ 10,0 %) RESTLICHES EUROPA 14,3 % (- 1,5 %) 14,1 % (+ 9,0%) 3,5 % (+ 11,4 %) 1,7 % (+ 5,0 %) Bedeutung der Emerging Markets steigt weiter, Europa bleibt wichtigster Handelspartner Mike Bähren SPECTARIS e.V. 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 01 02 03 04 05 Top-5-Zielländer deutscher Exporte 2021 (Mrd. EUR) 2022 (Mrd. EUR) Vereinigtes Königreich Frankreich Niederlande China USA 5,35 4,83 2,34 2,34 1,90 1,79 1,82 1,76 1,22 1,30 01 02 03 04 05 Top-5-Ursprungsländer deutscher Importe 2021 (Mrd. EUR) 2022 (Mrd. EUR) USA China Schweiz Mexiko Irland 4,90 4,46 1,96 1,58 0,99 0,91 1,50 1,10 1,39 1,76
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 19 AFRIKA RESTLICHE WELT EUROPÄISCHE UNION ASIEN NAHER OSTEN 37,4 % (- 0,2 %) 27,4 % (- 5,5 %) 18,0% (+ 1,8 %) 22,8 % (+ 11,5 %) 3,5 % (+ 8,8 %) 6,4 % (- 6,1 %) 1,9 % (+ 7,5 %) 1,0 % (- 7,5 %) 1,5 % (- 6,0 %) 0,1 % (+ 41,1 %) Anteil am deutschen Medizintechnikgesamtexport 2022 aus dieser Region (in Klammern: Exportzuwachs/-rückgang) Anteil am deutschen Medizintechnikgesamtimport 2022 aus dieser Region (in Klammern: Importzuwachs/-rückgang) Import Export LEGENDE: Wichtigste Zielregion der deutschen Medizintechnikexporte 2022 war die Europäische Union, auf die 37,4 Prozent der branchenrelevanten Ausfuhren entfielen. Zusammen mit den Exporten in das restliche Europa (14,3 Prozent) wurde damit mehr als die Hälfte aller Ausfuhren Medizintechnischer Güter ins europäische Ausland ausgeführt. Auf die Region Nordamerika entfielen 20 Prozent, auf Asien 18 Prozent der Exporte. Auch bei den Importen dominierten die Länder der Europäischen Union mit einem Anteil von 27 Prozent am deutschen Gesamtimport, gefolgt von Nordamerika (Anteil: 26 Prozent) und Asien (Anteil: 23 Prozent). Aus Mexiko, das auch von vielen US-Firmen aufgrund günstiger Rahmenbedingungen als Produktionsstandort geschätzt wird, stammen rund fünf Prozent der deutschen Einfuhren. Damit liegt das Land inzwischen auf Platz 4 der wichtigsten Importeure, vor Japan oder Irland. »» Quelle: SPECTARIS, Statistisches Bundesamt
20 Mit freundlicher Unterstützung | Messe Düsseldorf MEDICAlliance Mit der Messe Düsseldorf und der MEDICAlliance weltweit von Wachstumsmärkten profitieren Kontakt: Messe Düsseldorf GmbH · Infoservice · Messeplatz · D-40474 Düsseldorf Tel.: +49 211 4560-01· Fax: +49 211 4560-668 · E-Mail: info@messe-duesseldorf.de · www.messe-duesseldorf.de Gesundheitsfachmessen und ihre digitalen Branchenportale sind ein Herzstück des globalen Veranstaltungsprogramms der Messe Düsseldorf. Dafür stehen am Standort Düsseldorf zum Beispiel die weltführende Medizinmesse MEDICA, die REHACARE als bedeutendste Fachmesse für Rehabilitation und Pflege oder auch die COMPAMED als international führende Fachmesse für den Zuliefermarkt der Medizintechnikindustrie. Darüber hinaus organisiert die Messe Düsseldorf Group seit vielen Jahren erfolgreich Healthcare-Veranstaltungen im Ausland, die seit 2017 unter der Dachmarke „MEDICAlliance“ zusammengefasst sind und weltweit einheitlich vermarktet werden. Dazu gehören u. a. die MEDICAL FAIR INDIA (Mumbai/Neu Delhi), die MEDICAL FAIR ASIA (Singapur), die MEDICAL FAIR THAILAND (Bangkok) oder auch die MEDICAL FAIR CHINA (Suzhou) sowie weitere Veranstaltungen in Brasilien und Kolumbien. Aus dieser Internationalisierungsstrategie ergeben sich für Unternehmen schlagende Vorteile: Zum einen werden die Leitmessen am Standort Düsseldorf, wie beispielsweise die MEDICA, thematisch vielfältig länderübergreifend ausgerichtet und konsequent weltumspannend vermarktet. Darüber hinaus trägt der weitere Ausbau des Medizinmesseportfolios im Ausland dazu bei, allen Branchenplayern auch in lukrativen Kontinental- und Regionalmärkten passende Geschäfts- und Kommunikationsplattformen zu bieten – quasi als „Türöffner“ für erfolgreiches Business mit Wachstumspotenzial. Das Konzept: Erfolg wird exportiert Getreu der Maxime „Erfolg wird exportiert“ hat die COMPAMED ebenfalls ihren ersten Ableger im Ausland bekommen. Das Konzept der international führenden Fachmesse für den Zulieferbereich der Medizintechnikindustrie hat das Team von Messe Düsseldorf Asia aufgegriffen und mit der MEDICAL MANUFACTURING ASIA im Jahr 2012 ein Pendant in Parallelität zur MEDICAL FAIR ASIA am Standort Singapur engagiert an den Start gebracht und erfolgreich im Markt etabliert. Die MEDICAL FAIR ASIA liefert zugleich einen Beleg dafür, wie erfolgreiche Programmkomponenten der MEDICA auch in das Rahmenprogramm einer weiteren Veranstaltung des MEDICAlliance-Portfolios integriert werden. Anzuführen sind die MEDICINE + SPORTS CONFERENCE als internationale Informations- und Dialogplattform für die Fachszene der Sportmedizin sowie der START-UP PARK, der kreativen Start-ups eine Startrampe bietet für gute Kontakte hinein ins internationale HealthcareBusiness. Neben den Medizin- und Gesundheitsmessen zählen zu den weiteren Schwerpunkten der Messe Düsseldorf Group die Geschäftsfelder „Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen”, „Handel, Handwerk und Dienstleistungen”, „Freizeit” sowie „Mode, Lifestyle und Schönheit”. Von den rund 50 Fachmessen, die am Standort Düsseldorf stattfinden, sind 24 die internationale Leitveranstaltung ihrer jeweiligen Branche. Die Messe Düsseldorf Group zählt zu den fünf erfolgreichsten Messegesellschaften weltweit. Ein Netzwerk von 75 Auslandsvertretungen sowie Tochtergesellschaften bietet rund um den Globus in mehr als 130 Nationen vielfältige Services rund um effektive Messebeteiligungen. Informationen zu den Medizinmessen der „MEDICAlliance“ online unter: https://www.medicalliance.global.
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 21 Where healthcare is going Member of DÜSSELDORF GERMANY 11–14 NOVEMBER 2024
Branche | Medizintechnikindustrie weltweit 22 Der Weltmarkt für Medizintechnik bietet weiterhin ein großes Potenzial D as Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan prognostiziert, dass der Weltmarkt für Medizintechnik bis 2027 um jährlich 5 Prozent zulege und dann einen Wert von 640 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Mit einem Anteil von knapp 40 Prozent ist Nordamerika der größte Absatzmarkt für Medizintechnik. * Hilfsmittel, medizinische Ausrüstung und Mobiliar, Verbrauchsgüter, Sterilisation, Dekontamination » Quelle: Frost & Sullivan (Aspirational Forecast) Der Weltmarkt 2023 für Medizintechnik nach Bereichen Andere Bereiche* Minimalinvasive Medizin Kardiologie Audiologie Neurologie Robotische Assistenzsysteme Urologie/Gynäkologie Ästhetische Medizin Orthopädie 9,4 % 12,1 % 11,3 % Ophthalmologie 8,9 % Bildgebende Verfahren (inkl. Software) 40,9 % Wundversorgung 5,8 % Patientenüberwachung 4,9 % Respiratorik/Anästhesie 4,4 % 4,3 % 3,1 % 2,8 % 28,1 % 1,9 % 2,9 % Gesamt 522 Mrd. USD
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 23 Der Weltmarkt 2023 für Medizintechnik nach Regionen » Quelle: Frost & Sullivan (Aspirational Forecast) Asien und Pazifik 27 % Nordamerika 39 % Mittel- und Südamerika 4 % Restliche Welt 3 % Europa 26 % Gesamt 522 Mrd. USD Wachstumsprognose 2022 – 2027: + 5,0 % p. a. Mit freundlicher Unterstützung | FROST & SULLIVAN KNOWLEDGE PARTNER FROST & SULLIVAN KNOWLEDGE PARTNER Partner with Frost & Sullivan, your global consulting and market research partner » Make the right decisions with forward-thinking analyst insights, verified peer-driven research, and robust metrics and data. » Turn strategy into execution and results with actionable tools drawn from a unique network of experts and peers. » Find the answers you need with objective advice rooted in research, peer-driven insights & data to help inform your marketing strategy & execute with confidence. Contact: Abhishek Tripathy, Strategic Account Manager – Healthcare Call: +44 (0) 208 996 8547 · Or Write to: Abhishek.Tripathy@frost.com · www.frost.com Frost & Sullivan provides objective, expert advice and and recognised tools you need to seize the right opportunities with clarity and confidence and stay ahead of trends that matter. Our in-depth research and analysis let you focus on the opportunities with the greatest potential to deliver results. Our flexible solution is designed to meet your business needs. Industry coverage : Healthcare & Medical technologies, Aerospace & Defense, Automotive & Transportation, Environmental & Building Technologies, Energy & Power Systems, Measurement & Instrumentation, Industrial Automation & Process Control, Information & Communication Technologies
24 Branche | Gesundheit schafft Wertschöpfung Gesundheit schafft Wertschöpfung D ie Gesundheitswirtschaft umfasst die Erstellung und Vermarktung von Waren und Dienstleistungen, die der Bewahrung und Wiederherstellung der Gesundheit dienen. Sie erwirtschaftete in 2022 12 Prozent, also jeden achten Euro des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Gleichzeitig ist sie Arbeitgeber für rund 8,1 Mio. Menschen, also jeden sechsten Arbeitsplatz in Deutschland. Die industrielle Gesundheitswirtschaft (IGW) als Teil der Gesundheitswirtschaft umfasst die Produktion von Arzneimitteln und Medizintechnik, den Handel und Vertrieb mit diesen Gütern sowie die wissenschaftliche Forschung. Hier wurden 2022 mehr als 23 Prozent Wertschöpfung der deutschen Gesundheitswirtschaft erbracht. Gesundheit schafft Wertschöpfung » „Bellavita Nova“ – der akkubetriebene Badewannenlifter, Quelle: © DeVilbiss Healthcare GmbH » LENA prisma SMART max: Verschiedene Bedürfnisse. Eine Maske. LENA. Quelle: © Löwenstein Medical SE & Co. KG » RIWO D-URS - Re-thinking Ureteroscopy, Quelle: © Richard Wolf GmbH 105 Mrd. u / 23,9 % bei 1,8 Mio. / 21,7 % Erwerbstätigen Mrd. u / 23,4 % bei 1,1 Mio. / 13,9 % Bruttowertschöpfung = Gesamtwert erzeugter Waren und Dientleistungen (Produktionswert) abzüglich Vorleistungen 231,6 Mrd. u / 52,7 % bei 5,2 Mio. / 64,4 % Erwerbstätigen Mrd. u / 18,5 % der Bruttowertschöpfung der iGW 19,1 103 439,6
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 25 Gesundheitsausgaben im internationalen Vergleich *hier abweichend Jahr 2020 » Quelle: OECD Health Data Gesundheitsausgaben ausgewählter Länder im Jahr 2022 in % des Bruttoinlandsprodukts B ei den internationalen Gesundheitsausgaben, gemessen am jeweiligen Bruttoinlandsprodukt, liegt Deutschland mit 12,7 Prozent auf Platz 2. Nur die USA (16,6 Prozent) haben einen noch höheren Gesundheitsausgabenanteil. Die Coronapandemie hat die Gesundheitsausgaben in die Höhe getrieben. Während die Wirtschaftstätigkeit einbrach, stiegen die Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP im Schnitt der OECD-Länder von 8,8 Prozent in 2019 auf 9,6 Prozent in 2020. In Deutschland stiegen sie von 11,7 auf 12,7 Prozent. 2022 ist der OECD-Durchschnittswert leicht gesunken und liegt nach vorläufigen Angaben bei 9,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die vergleichsweise niedrigen Werte von 5,7 Prozent in China und 3,0 Prozent in Indien zeigen, dass die Potenziale im Gesundheitswesen in vielen Ländern nach wie vor sehr groß sind. 12,7 11,9 11,5 11,4 11,3 11,3 11,2 11,2 11,2 10,9 10,7 10,6 10,5 10,2 10,1 10,0 9,7 9,7 9,5 9,1 9,0 9,0 8,8 8,8 8,6 8,6 8,5 8,1 8,0 7,6 7,5 7,4 7,2 6,9 USA Deutschland Frankreich Japan Österreich Vereinigtes Königreich Schweiz Neuseeland Niederlande Kanada Belgien Schweden Portugal Spanien Finnland Brasilien* Australien Argentinien* Republik Korea Dänemark Tschechien Chile Italien Slowenien Lettland Griechenland Island Südafrika* Kolumbien Norwegen Slowakei Litauen Israel Costa Rica Estland Ungarn Polen Irland China* Mexico Luxemburg Türkei Indien* 6,7 6,7 6,1 5,7 5,5 5,5 4,3 3,0 16,6
26 Branche | Round Table Gesundheitswirtschaft zur Stärkung der MedTech-Branche in Deutschland Round Table Gesundheitswirtschaft zur Stärkung der MedTech-Branche in Deutschland Im Kern geht es der Medizintechnikindustrie um die Ziele: » Stärkung des MedTech-Standortes Deutschland in Richtung strategischer Resilienz » Erhalt der Innovationskraft durch Abbau des hohen Bürokratieaufwandes sowie durch Nutzung von Gesundheitsdaten » Schaffung eines klimagerechten Gesundheitswesens im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie Bis zum Redaktionsschluss fanden drei Arbeitstreffen statt, in denen folgende Themen und Herausforderungen diskutiert wurden: » Erstes Arbeitstreffen im Januar 2023 » Voraussetzung für die Entwicklung und Nutzung von Schlüsseltechnologien und deren Innovationen in Deutschland Mit dem „Round Table Gesundheitswirtschaft“ etablierten das Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und die Verbände der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) ein Dialogformat, dessen Ziel es ist, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen iGW zu stärken, die Standortbedingungen zu verbessern und die Resilienz, Finanzierbarkeit und Nachhaltigkeit der Gesundheitsversorgung in Deutschland und Europa zu gewährleisten. Die Auftaktveranstaltung fand im November 2022 statt und wurde von Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck und der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Franziska Brantner eröffnet. Der Round Table Gesundheitswirtschaft erstreckt sich über die gesamte Legislaturperiode und soll Wissensaustausch und konstruktiven Dialog ermöglichen, Maßnahmen identifizieren und Lösungsvorschläge auf den Weg bringen. » Round Table Gesundheitswirtschaft, 1. Arbeitssitzung, Quelle: © BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie Die MedTech-Branche, vertreten durch den BVMed, SPECTARIS, den VDGH und dem ZVEI, als eine wesentliche Säule der iGW (neben der Pharmabranche, der Biotechnologie- und Digital Health-Branche) sieht die Notwendigkeit, Translationsprozesse von der Forschung zur Produktanwendung zu vereinfachen und zu beschleunigen, um die Position als führender Anbieter von medizinischen Technologien zu festigen. Die aktuelle Situation bringt Herausforderungen für die mittelständisch geprägte Branche mit sich wie steigende Kosten bei Energie, Rohstoffen und Transport sowie die Umsetzung der neuen EU-Verordnungen für Medizinprodukte und Diagnostika (MDR und IVDR). Daher haben die Verbände eine gezielte Unterstützung für kleine und mittelständische Unternehmen bei der Umstellung auf MDR und IVDR durch Förderprogramme und Netzwerke für klinische Daten gefordert. Gleichzeitig soll die Markteinführung von Innovationen beschleunigt und Deutschland als führender Standort für MedTech-Unternehmen gestärkt werden. Marcus Kuhlmann Leiter Fachverband Medizintechnik kuhlmann@spectaris.de » 23.11.2022-Round Table Gesundheitswirtschaft, Quelle: © BMWK – Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz der Bundesrepublik Deutschland
SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 27 » Reduzierung kritischer Abhängigkeiten in der iGW, Stärkung resilienter Lieferketten » Schutz des geistigen Eigentums als Voraussetzung für Innovationen Ein konkretes Ergebnis dieses Treffens war, dass man Kriterien entwickeln und definieren möchte, wann eine Technologie eine Schlüsseltechnologie ist und wie diese dann gefördert werden kann. Auch die steuerliche Forschungsförderung sowie Projektförderung sowie vergaberechtliche Aspekte wurden in diesem Zusammenhang diskutiert. » Zweites Arbeitstreffen Ende März 2023 » Stärkung der Leistungs- und Innovationsfähigkeit der iGW und speziell des Bereichs „Digital Health“ durch die Vereinheitlichung von Regeln zur Datennutzung » Zugang zu Forschungsdaten » Digital Literacy In diesem Treffen wurde betont, dass – unter Berücksichtigung ethischer Aspekte – eine Balance zwischen Datenschutz und Datennutzung gefunden werden muss. Die Verbände zeigten Zustimmung zur Digitalstrategie des BMG, die es im März 2023 vorgelegt hat, und den darin angekündigten Referentenentwürfen für ein Gesetz zur Beschleunigung der Digitalisierung im Gesundheitswesen (Digitalgesetz) und ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG). Gleichzeitig wurden Bedenken hinsichtlich einer möglichen Überregulierung auf europäischer Ebene geäußert. Insgesamt zeigte der Round Table Gesundheitswirtschaft einen großen Konsens und die Bereitschaft, die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung voranzutreiben und den Zugang zu Gesundheitsdaten zu erleichtern. Die Verbände sowie die beteiligten Ressorts sind gewillt, die digitale Transformation der Gesundheitswirtschaft voranzubringen und die regulatorischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Es wird betont, dass eine umfassende Kommunikation über die Vorteile der Digitalisierung und eine offene Diskussion mit der Gesellschaft von großer Bedeutung sind, um ein positives Mindset gegenüber digitalen Lösungen zu fördern. » Drittes Arbeitstreffen Ende Juni 2023 » Verbesserung der Standortbedingungen für die industrielle Gesundheitswirtschaft in der Produktion » Reallabore und regulatorische Sandkästen als Mittel zur Simulation von Belastungsszenarien und erfolgreicher Marktteilnahme Beim dritten Arbeitstreffen ging es um die bürokratischen Genehmigungsprozesse beim Bau neuer Produktionsanlagen, die dringend beschleunigt werden müssen, aber auch um die Reduzierung strategischer Abhängigkeiten in der Produktion von z. B. Pharmaprodukten. Auch umweltpolitische Vorgaben wurden diskutiert, die zunehmend innovationshemmend sind, darunter das geplante PFAS-Verbot. Bezüglich der Erprobung neuer Behandlungsmethoden oder medizintechnischer Technologien in Reallaboren wurde allerdings klar, dass dies eher nicht im Sinne des BMG ist. Auch wenn wenig konkrete Ergebnisse oder Beschlüsse aus den Treffen hervorgegangen sind, ermöglicht das Format des Round Table Gesundheitswirtschaft einen konstruktiven und sehr wertvollen Austausch zwischen den Verbänden und politischen Entscheidungsträgern. Eine große Herausforderung dabei ist, dass das BMWK für viele der diskutierten Rahmenbedingungen der Gesundheitswirtschaft nicht das hauptverantwortliche Ressort ist. Bei den einzelnen Arbeitstreffen werden aber jeweils die Expertinnen und Experten der jeweils zuständigen Ressorts und Fachreferate hinzugezogen, was zu dem konstruktiven Dialog beiträgt. Der Round Table wird sich im Rahmen weiterer Arbeitssitzungen bis zum Ende der Legislaturperiode treffen. Damit bleibt die iGW auf jeden Fall im Bewusstsein des Wirtschaftsministeriums. Schließlich erbringt die Gesundheitswirtschaft eine größere Wertschöpfung für die deutsche Volkswirtschaft als die Automobilindustrie und das wird nunmehr durch den Round Table auch öffentlich deutlicher kommuniziert. » Round Table Gesundheitswirtschaft, 2. Arbeitssitzung Quelle: © BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie » Round Table Gesundheitswirtschaft, 3. Arbeitssitzung, Quelle: © BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie
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