Die deutsche Medizintechnik-Industrie / SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024

SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 35 um die hohen Investitionskosten vor Markteintritt auch wieder zu refinanzieren. Vor ein noch größeres Problem stellt die Unternehmen jedoch die Diversifizierung bei den Komponenten – diese lassen sich aufgrund der komplexen Zulassungsanforderungen für Medizinprodukte nicht ohne Weiteres austauschen. Viele deutsche Medizinproduktehersteller sind schon seit geraumer Zeit auf dem chinesischen Markt aktiv. Immer klarer macht sich mit Blick auf China der enorme Wettbewerbsdruck bemerkbar. Die (Hightech-)Medizintechnik zählt in China zu einer der Schwerpunktindustrien. Ziel ist es, die Abhängigkeit von ausländischer Technologie und von importierten Ressourcen so schnell wie möglich zu verringern und die bestehenden Pläne für die Modernisierung der Industrie und die technologische Innovation zu verdoppeln. Direkte finanzielle Unterstützung, Steuervorteile, F&E-Förderung (Forschung und Entwicklung), Lokalisierungsvorgaben, undurchsichtige Zulassungssysteme und andere Formen von Vorteilen für einheimische Medizintechnik-Hersteller bestimmen zusehends die Entwicklung des chinesischen Marktes für Medizinprodukte und erschweren ausländischen Herstellern den Marktzugang und insbesondere die Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen. SPECTARIS steht schon seit Jahren mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und auch mit unserem europäischen Dachverband MedTec Europe in engem Kontakt, um die Themen in Bezug auf China politisch auf Bundes- und europäischer Ebene zu adressieren. Von den Herausforderungen, aber auch Chancen in China berichtet die Germany Trade and Invest (GTAI) in ihren Beiträgen zum Marktpotenzial.3 Auch hier wird deutlich, dass inländisch hergestellte Produkte ihre Marktpositionen massiv ausbauen. Zu dem Druck auf die Preise trägt die zunehmend zentralisierte Beschaffung für staatliche Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen auf Provinz- und Stadtebene bei, die nach anfänglichen regionalen Pilotphasen kontinuierlich ausgedehnt wird. Gemäß dem Industriemodernisierungsprogramm „Made in China 2025“ sollten Krankenhäuser auf Kreisebene bereits 2020 mindestens die Hälfte ihrer medizinischen Geräte im gehobenen und High-End-Segment von inländischen Herstellern beschaffen (2025: 70 Prozent; 2030: 95 Prozent). Klar zeigt sich weiter das enorme Marktpotenzial – aber nur unter Beachtung lokaler Regeln: Chinas Ausgaben für die Gesundheitsversorgung haben sich in den vergangenen zwölf Jahren versechsfacht und werden weiter rasant steigen. Bereits 2019 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf fast 1 Billion US-Dollar. Bis 2030 dürften sie sich laut dem Plan „Healthy China 2030“ auf rund 2,4 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln. Dies spornt weitere Investitionen an. Gleichzeitig erhöht die National Medical Products Administration (NMPA) als Zulassungs- und Aufsichtsbehörde die Qualitätsanforderungen an die Branche und deren Überwachung, dabei nähern sich Chinas Zulassungskriterien schrittweise internationaler Praxis an. Mit Blick auf Asien fällt ein großes Land mit guten Wachstumszahlen auf, was sicherlich auch mit der Neuorientierung einiger Unternehmen auf dem asiatischen Markt zusammenhängt. Indien gewinnt aus Sicht deutscher Exporteure an Bedeutung und hat mit deutschen Medizintechnikexporten von rund 340 Millionen Euro 2022 ein Plus zum Vorjahr von knapp 14 Prozent hingelegt. Das liegt sicher noch weit hinter dem Potenzial, was hier noch schlummert. Die indische Regierung wendet sich deshalb mit vielen Programmen wie dem „Make in India Mittelstand“-Programm (MIIM) an deutsche Unternehmen und unterstützt mit einer Vielzahl an Angeboten. SPECTARIS ist hier auch sehr aktiv und steht mit der indischen Botschaft in stetem Austausch. Zu beachten ist jedoch auch in Indien, dass Lokalisierung eine treibende Kraft ist, da der Sektor auch hier strategisch bei der einheimischen Produktion ausgebaut werden soll. » AIRcon Gen2 Atemgasbefeuchter, Quelle: © WILAmed GmbH » Die Eppendorf Centrifuge 5427 R ist eine gekühlte Hochgeschwindigkeits-Mikrozentrifuge für Forschungsanwendungen mit hohem Durchsatz. Quelle: © Eppendorf SE 3 Moderne Medizintechnik gefragt – doch zu welchem Preis? | Branche kompakt | China | Medizintechnik (gtai.de)

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