Die deutsche Medizintechnik-Industrie / SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024

66 Market Access – Erstattung | Neuer „Kostenindex Hilfsmittel“ als Lösung Neuer „Kostenindex Hilfsmittel“ als Lösung 3/2023 Fachzeitschrift MTD Medizintechnischer Dialog). Das Kartellamt fordert also einen genau definierten Sach- und Leistungsbezug, keine Pauschalforderungen. » Valide Daten zu Hilfsmitteln fehlen Einziges Problem: Auch hierfür fehlen den Verhandlungsparteien geeignete Daten, die sich explizit auf Hilfsmittel beziehen und nicht nur pauschal gesamtwirtschaftliche Entwicklungen darstellen. Eine Möglichkeit, hier mehr Transparenz zu schaffen, sind sogenannte Preis- und Kostenindizes, die anhand unabhängig ermittelter Daten transparent und nachvollziehbar ermittelt werden. Was es also braucht, um Hersteller und Leistungserbringer im Hilfsmittelbereich vor den Folgen einer dauerhaften Kostenexplosion zu schützen, ist eine Art Kostenindex für die Hilfsmittelbranche. Nur: Einen solchen Kostenindex gab es bislang nicht. » 16 für die Hilfsmittelversorgung relevante Kostenindizes ermittelt Vor diesem Hintergrund hat die auf Kostenindizes und Pricing-Modelle spezialisierte Beratungsgesellschaft Schuppar Consulting in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Medizintechnik vom Industrieverband SPECTARIS sowie mehreren großen Herstellern und Leistungserbringern der Hilfsmittelbranche ein Kostenindex-Modell entwickelt, das die tatsächliche Kostenstruktur und Kostenentwicklung für Hilfsmittel deutlich präziser abbildet als etwa der Verbraucher- oder Erzeugerpreisindex. Dafür wurde in einem ersten Schritt in mehreren gemeinsamen Workshops zunächst ermittelt, wie die Kostenstruktur sowohl für Hersteller als auch für Leistungserbringer über verschiedene Versorgungsbereiche hinweg aussieht. Die Inflation betrifft nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Hersteller und Leistungserbringer in der Hilfsmittelbranche. Sie alle haben – nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine – mit stark gestiegenen Energie-, Material- und Betriebskosten zu kämpfen. Da diese Kosten einen großen Teil ihrer Gesamtkosten ausmachen, liegen die tatsächlichen Kostensteigerungen in der Hilfsmittelbranche weit über dem Niveau der Inflationsrate. Um hier gegenüber Kostenträgern seriös und nachvollziehbar argumentieren zu können, hat die Beratungsgesellschaft Schuppar Consulting in Zusammenarbeit mit dem SPECTARIS-Fachverband Medizintechnik sowie Herstellern und Leistungserbringern einen „Kostenindex Hilfsmittel“ entwickelt. Seine Stärke: Er bildet die tatsächliche Kostenstruktur und Kostenentwicklung für Hilfsmittel präziser ab als andere Kostenindex-Modelle. Im Unterschied zu anderen Branchen, wo die Hersteller die gestiegenen Produktionskosten über Preissteigerungen an die Konsumenten weitergeben können, gibt es im starren Korsett der gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V) bislang für Leistungserbringer im Hilfsmittelsektor keinen gesetzlich verankerten Mechanismus, mit dem die gestiegenen Kosten ausgeglichen werden. Einen Inflationsausgleich gibt es somit im Bereich der Hilfsmittelversorgung bis zum heutigen Tage nicht. Die Hilfsmittelbranche sieht daher grundsätzlich dringenden Handlungsbedarf seitens des Gesetzgebers, um die hohe Inflation abzufedern. » Kein Inflationsausgleich per se im Hilfsmittelbereich Das bedeutet aktuell: Leistungserbringer können letztlich nur darauf hoffen, in mühsamen und zeitaufwendigen Einzelverhandlungen mit den Kranken- und Pflegekassen zumindest einen kleinen Teil ihrer drastisch gestiegenen Mehrkosten durch höhere Rückvergütungen erstattet zu bekommen. Allerdings fehlt es bislang an einem transparenten und für alle Marktteilnehmer zugänglichen Datenmodell für die gestiegenen Kosten im Hilfsmittelbereich. Hinzu kommt, dass das Bundeskartellamt in seiner Mitteilung zum vorläufigen Ermittlungsergebnis zur Abmahnung der Arbeitsgemeinschaft von Hilfsmittelverbänden (ARGE) explizit darauf hinweist, dass Preiszuschläge auf Basis realer Kostensteigerungen und leistungsbezogen kalkuliert werden müssen. Aufschläge dürfen nicht pauschal und ohne sachliche Differenzierung gefordert werden (siehe Branchen-Informationsdienst MTD-Instant Sonderausgabe vom 25. Januar 2023 und Ausgabe Peggy Zimmermann Senior Referentin im Fachverband Medizintechnik zimmermann@spectaris.de Marcus Kuhlmann Leiter Fachverband Medizintechnik kuhlmann@spectaris.de

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