SPECTARIS Jahrbuch 2023/2024 | Medizintechnik 7 vieler Hersteller sind nach wie vor auch als negative Folge von Lieferverzögerungen gut gefüllt. Das Potenzial ist weiterhin vorhanden. Aber die Lage wird kritischer: Es fehlt Personal, ob in der Produktion oder Entwicklung, vielfach können Produkte aufgrund der Knappheit bei elektronischen Bauteilen nicht pünktlich ausgeliefert werden oder müssen geändert und dann neu zugelassen werden. Was letztes Jahr nur eine Vorahnung war, liegt nun auf dem Tisch: das geplante PFAS-Verbot und das vieler Hochleistungswerkstoffe. Ziel war eine möglichst weitreichende stoffliche Beschränkung, nicht eine risikoorientierte, verantwortungsvoll abgewogene. So zumindest der Originalton einzelner Autoren des Papiers. In Europa drohen zahlreiche Medizinprodukte vom Markt zu verschwinden, sodass erneut die Gesundheitsversorgung in Gefahr ist. Wir sollten uns fragen, ob wir nicht ein Moratorium unausgegorener Regulierungen brauchen und auf der europäischen Kommandobrücke Fragen nach dem richtigen Weg stellen und nicht nur die gröbsten Schlaglöcher auf der schlechtesten Route ausbessern. Die politischen Entscheidungsträger müssen diese Probleme und Herausforderungen schnell und entschlossen angehen, um den Gesundheitsstandort Deutschland und die Medizintechnik am Standort Deutschland zu erhalten. Im Rahmen des Round Table Gesundheitswirtschaft, der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Ende vergangenen Jahres einberufen wurde, diskutieren wir aktuell einige der oben genannten Herausforderungen mit dem Ziel, Lösungen aufzuzeigen, wie die internationale Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen MedTech-Branche gestärkt werden kann. Hier zeigt sich, dass es wichtig ist, miteinander ressortübergreifend in den Dialog zu gehen, um die andere Seite besser zu verstehen. Für den Input, den wir in diese Gespräche einspeisen, brauchen wir auch zukünftig die Praxiskompetenz unserer Mitglieder. Denn die Erfahrung zeigt auch hier: Unsere Stimme wird in der politischen Diskussion und in Gesprächen vor allem dann gehört, wenn wir unsere Argumente mit Praxisbeispielen unterlegen können. Die Verlängerung der MDR-Übergangsfristen ist ein gutes Beispiel dafür. Ein anderes ist die Diskussion um PFAS: Aufmerksamkeit für unsere Belange können wir vor allem dadurch erzielen, wenn wir unter Nennung ganz konkreter Produktbeispiele darlegen, dass nicht allein die Gesundheit ein zu schützendes Gut ist, sondern auch die Versorgung, und dafür sind nun mal Hochleistungsmedizinprodukte (mit PFAS) ganz zentral. Wir verdienen einen gut gemachten Rechtsrahmen. Ich wünsche Ihnen nunmehr eine angenehme Lektüre unseres Jahrbuchs, in dem neben wichtigen Daten, Fakten und Statistiken wieder zahlreiche spannende Beiträge aus allen Bereichen der Medizintechnik enthalten sind und die hier erwähnten Herausforderungen adressiert werden. Für die gute Zusammenarbeit danke ich Ihnen, liebe Mitglieder, Leser und Partner, und würde mich freuen, Sie – sofern Sie es noch nicht sind – demnächst auch in der SPECTARIS-Familie willkommen zu heißen. Ihr Dr. Martin Leonhard Vorsitzender Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS
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