VAA Magazin Juni 2025

Zeitschrift für Fach- und Führungskräfte JUNI 2025 JURISTISCHER SERVICE Bedeutung von Betriebsräten EINKOMMENSUMFRAGE Gehaltstrends in der Branche DELEGIERTENTAGUNG Austausch in Essen Mit Innovation zur Revolution START-UP-KULTUR IN DER CHEMIE

1 2 3 Präsentationsplattform aufrufen Einmalige Registrierung unter der URL https://vaa.rahmenvereinbarungen.de mittels Firmen E-Mail-Adresse Sofort attraktive Angebote wahrnehmen 20% Registrieren und sparen. Exklusiv für VAA-Mitglieder Erhalten Sie besondere Rabatte auf Reisen, Mode, Technik und vieles mehr bei über 230 Top-Anbietern!

Dr. Birgit Schwab 1. Vorsitzende des Vorstands VAA Foto: Silke Steinraths Photography – VAA Nach längerer Zeit des Zögerns und Vertröstens tut sich etwas in der Politik. Der neue Koalitionsvertrag enthält einige vielversprechende Impulse: Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung, steuerliche Anreize für Unternehmen, Entlastungen bei Energie und Bürokratie. Das ist wichtig, aber nicht genug. Viele Maßnahmen sind vertagt, die großen Entlastungen bleiben vage. Dabei braucht der Industriestandort Deutschland gerade jetzt mehr Energie – im übertragenen wie im direkten Sinne – und die klare Bereitschaft zum Handeln. Mut zur Tat zeigen diejenigen, die im Bereich Chemie, Pharma und Biotech mit innovativen Ideen den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Ihnen widmet sich das kommende Jahrbuch des VAA, das im Herbst veröffentlicht wird. Es porträtiert Gründerinnen und Gründer, die mit Know-how, Risikobereitschaft und Gestaltungswillen neue Wege gehen. Mit diesem Schwerpunktthema setzt der VAA bewusst ein Zeichen für mehr Innovationskultur, mehr Zukunftsorientierung und mehr unternehmerisches Denken. Einen kleinen Vorgeschmack auf diese Publikation liefert das Spezial auf den Seiten sechs bis 13 hier im VAA Magazin. Auch als Verband schlägt der VAA einen neuen Weg ein: Mit dem Projekt „VAA next“ haben Vorstand und Geschäftsführung Arbeitsgruppen für spezielle inhaltliche Fokusthemen gebildet und in den letzten zwei Jahren intensiv am Selbstverständnis und Außenauftritt des Verbands gearbeitet. Das Ergebnis ist ein frisches Erscheinungsbild, etwa durch ein neues Logo, aber auch ein spürbarer kultureller Wandel. Und pünktlich zur Delegiertentagung Anfang Mai – dazu ein Bericht auf den Seiten 14 bis 18 – ist ein weiterer wichtiger Meilenstein erreicht worden: Die neue VAA-Website ist online. Schlanker, klarer, moderner und absolut „on brand“. Sie zeigt, wofür der VAA steht, und spricht die Interessen der Mitglieder klar an. Über die neue „digitale Visitenkarte“ und den Stand in Sachen VAA next gibt ein Artikel auf Seite 19 Aufschluss. Im VAA gehen wir voran und wagen den Aufbruch. Denn wer die Zukunft gestalten will, sollte bereit sein, sich zu verändern – mit Tatkraft und Ideen. Dabei bleibt unser vorrangiges Ziel mehr denn je, Partner und Rückhalt für unsere Mitglieder zu sein. Mit Tatkraft und Ideen den Aufbruch wagen 3 EDITORIAL VAA MAGAZIN JUNI 2025

VAA MAGAZIN – Juni 2025 6 SPEZIAL Coverfoto: skynesher – iStock Foto: Gorodenkoff – Shutterstock Innovationsgeist durch Start-up-Kultur: Chancen für Chemie und Pharma 4 VAA MAGAZIN JUNI 2025 INHALT

Inhalt – VAA 14 Delegiertentagung in Essen: Asselborn zu Gast, Beschlüsse werden gefasst 19 Projekt „VAA next“: Website-Relaunch und nächste Schritte 20 Einkommensumfrage: Einbruch bei Boni, kaum Wachstum bei Gesamteinkommen 22 Tagung der Aufsichtsräte: Wirksame Arbeit im Fokus in Würzburg EUROPA 24 Konferenz in Lissabon: Projektbericht zu „Just Transition Leadership“ MELDUNGEN 27 Psychische Gesundheit Lebendige Unternehmen Vorteilhafte Weiterbildung Düstere Wirtschaftsprognose 28 Strömung beim Kaffeebrühen Symposium des JCF Vielfältigkeit von Planetensystemen Schutzschild für Luminophore 29 Strom aus Regentropfen Neues aus den Werksgruppen Personalia aus der Chemie 30 Mineralien vom Mond Save-the-Date für VAA connect Hochschulveranstaltung in Regensburg VAA-Landesgruppe auf Tour ULA NACHRICHTEN 31 Kommentar: Kurskorrekturen der Koalition 31 ULA intern: Dialog mit Politik und Führungskräften 32 Politik: Koalitionsvertrag auf dem Prüfstand 36 Wirtschaft: Beziehungen zu den USA vor grundlegender Neuordnung? 37 Führung: Rolle der Atmung für achtsames Führen 38 Weiterbildung: Aktuelle Seminare des Führungskräfte Instituts 38 Terminvorschau: ULA-Veranstaltungen im Überblick RECHT 39 Interview mit Thomas Spilke: Warum es auf Mitbestimmung und Betriebsräte ankommt 42 Urteil: Benachteiligung durch Verfallsklauseln bei virtuellen Aktienoptionen LEHMANNS DESTILLAT 44 Satirische Kolumne: Alles neu macht der Merz! VERMISCHTES 45 ChemieGeschichte(n): Wer hat den Geldautomaten erfunden? 47 Glückwünsche 48 Sudoku, Kreuzworträtsel 50 Feedback, Termine, Vorschau, Impressum 5 INHALT VAA MAGAZIN JUNI 2025

START-UPS IN CHEMIE UND PHARMA Wie Innovation und Mut die Industrie revolutionieren Von Klaus Bernhard Hofmann und Simone Leuschner In der heutigen schnelllebigen Welt sind Innovation und Anpassungsfähigkeit entscheidend für den Erfolg jeder Branche. Besonders in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, die vor großen globalen Herausforderungen steht, spielen Start-ups eine immer wichtigere Rolle. Auch wenn Deutschland in den letzten 15 Jahren ein erfolgreiches Industrieland war und es allen aktuellen Schwierigkeiten zum Trotz noch immer ist, so gibt es zu wenig Existenzgründer. Dabei sind sie es, die jede Wirtschaft braucht. Wer gründet, so sieht es Michal Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), der möchte neue Wege gehen und Risiken tragen. Eine Gründung zu managen und daraus etwas zu machen, erfordert ein bestimmtes Profil. Was können die Fach- und Führungskräfte von den Start-ups lernen? Eine ganze Menge. Start-ups spielen eine wichtige Rolle als Innovationsmotor der deutschen Volkswirtschaft. Haben sie Erfolg, so können sie als „Mittelstand von morgen“ zu wettbewerbsfähigen Unternehmen heranwachsen und langfristig zu Beschäftigung, Wohlstand und Innovation beitragen. Dabei sind die Wege, über die sie Erfolge erreichen, für die Fach- und Führungskräfte des VAA von großem Interesse. Es geht dabei um die Entfesselung von Innovationen, um Agilität und um Nachhaltigkeit. Zwar verfügt oder verfügte die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland über eine hohe Innovationskompetenz. In Kooperation mit Hochschulen und Instituten war sie auf dem Gebiet der Innovation gut vernetzt und breit aufgestellt. Dennoch wird sie angesichts der Herausforderungen durch nachhaltige Transformation ihr Innovationstempo erhöhen müssen. Klimawandel, Rohstoffverbrauch und Umweltverschmutzung gehen weiter rasant voran. Produktion und Produkte müssen innovativer werden. Viele Start-ups haben Ansätze entwickelt, wie Nachhaltigkeitsziele unter Beibehaltung einer wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden können. Es gibt eindrucksvolle Startups, die innovative Technologien zur Nutzung von Abfallströmen und zur Reduzierung von CO2-Emissionen entwickelt haben. Es gibt überzeugend auftretende Start-ups, die Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Technologien in ihre Produktion integriert haben und die Effizienz und Flexibilität in der Produktion erheblich steigern konnten. Start-ups sind oft Vorreiter in der Anwendung solcher Technologien, was der traditionellen Industrie wertvolle Einblicke und Lösungen bieten kann. Es gibt eindrucksvolle Start-ups, die beispielhaft schnell auf Marktveränderungen reagieren und innovative Lösungen entwickeln konnten. Diese Agilität kann der chemischen Industrie helfen, sich u 6 VAA MAGAZIN JUNI 2025 SPEZIAL

Fotos: mayam_studio – Shutterstock, LightFieldStudios – iStock, Rawpixel.com – Shutterstock Frühzeitig haben wir auch gezielt unser Netzwerk aufgebaut – über chemstars und Partnerschaften mit Industrie und Forschung. Dieses Umfeld hat uns Zugang zu Know-how, Infrastruktur und Sichtbarkeit verschafft. Obwohl wir unsere Branche sehr gut kennen, lassen wir unsere Ansätze regelmäßig von absoluten Expertinnen und Experten challengen – etwa in der Prozessskalierung, im Engineering oder bei wirtschaftlichen Entscheidungen. Die Offenheit für externe Perspektiven hilft uns, blinde Flecken zu vermeiden und unsere Lösung kontinuierlich zu verbessern.“ Julian Hertrampf, Marketing und Human Resources beim Start-up eeden. 7 SPEZIAL VAA MAGAZIN JUNI 2025

schneller an neue Herausforderungen und Chancen anzupassen. Darüber hinaus setzen erfolgreiche Start-ups oft auf enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen und Partnern. Dies fördert kreative Lösungen und beschleunigt die Entwicklung neuer Technologien. Es seien an dieser Stelle zwei bemerkenswerte Beispiele für erfolgreiche Kooperationen in der Chemie angeführt: Zum einen zwischen der BASF und LanzaTech. Diese Partnerschaft zielt darauf ab, CO2-Emissionen zu reduzieren, indem industrielle Abgase in wertvolle Chemikalien umgewandelt werden. LanzaTechs biotechnologische Prozesse werden mit dem chemischen Know-how der BASF kombiniert, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Zum anderen die Kooperation zwischen Covestro und der RWTH Aachen: Beide arbeiten zusammen, um innovative Materialien und Technologien zu entwickeln. Diese Kooperation hat bereits zu bedeutenden Fortschritten in der Entwicklung von nachhaltigen Kunststoffen geführt. Solche Kooperationen zeigen, wie traditionelle Unternehmen und innovative Partner zusammenarbeiten können, um nachhaltige und zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln. Mehr als 16.000 Unternehmen aus NordrheinWestfalen (NRW) werden für die „NRW Startup Reports“ analysiert. Die jährlichen Studien über das nordrhein-westfälische Start-up-Ökosystem des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie werten Daten und Statistiken zu zehn globalen Start-up-Ökosystemen auf Basis des deutschen Handelsregisters und anderer Quellen aus. Der Fokus dieser Kennzahlenreports liegt dabei auf den Bereichen Gründungsintensität, geografische und demografische Verteilung, Finanzierung, Beschäftigungseffekte und globale Vernetzung. Ein wachsendes und aktives Start-upÖkosystem und die Innovationskraft junger Unternehmen sind für jeden Wirtschaftsstandort von entscheidender Bedeutung. Mit über 2.300 Gründungen in den letzten vier Jahren verzeichnet NRW gleichauf mit Bayern und nach Berlin die stärksten Gründungsaktivitäten in Deutschland. Um rund zwei Milliarden auf 11,5 Milliarden US-Dollar ist der Gesamtwert des Start-up-Ökosystems NRW im Vergleichszeitraum vom zweiten Halbjahr 2021 bis Ende 2023 gestiegen. Dabei machten die Finanzierungsrunde beziehungsweise der „Exit“ der sogenannten Unicorns DeepL und LeanIX einen großen Teil des Wertzuwachses aus. Jahrbuch: Mit Chemie und Pharma erfolgreich starten! Der VAA hat sich für die diesjährige Ausgabe seines Jahrbuchs entschlossen, erfolgreiche junge Unternehmen aus der Reihe der Start-up-Gründerinnen und Gründer zu porträtieren. Es soll exemplarisch verdeutlichen, wie man erfolgreich mit einem Start-up ins Berufsleben starten kann. Die Überlegungen wurden durch Gespräche mit der Gateway Factory angeregt, die mit dem Aufbau einer Start-up-Factory in der Region begonnen hat – als Katalysator für Deep-Tech-Start-ups. Dieses Vorhaben soll das VAA-Jahrbuch 2025 unterstützen. Gateway Factory als Treiber Die Gateway Factory ist ein Konsortium der renommiertesten Universitäten in Nordrhein-Westfalen, darunter die RWTH Aachen, die Universität zu Köln und die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. 140.000 Studierende, 12.000 Forschende, 1.000 Mentorinnen und Mentoren sowie 7.500 Investorinnen und Investoren erreicht die Gateway Factory und bietet ihnen eine einzigartige Plattform zur Förderung und Begleitung von Start-ups im Rheinland. Schon in den letzten Jahren kam es zu einer erfolgreichen Unterstützung: Viele der bisher geförderten 1.500 Start-ups arbeiten auf dem Gebiet von Chemie und Pharma. Die Gateway Factory ist also ein umfassender Gründerservice, der die Vorteile des Wissenschaftsstandorts Köln nutzt und mit der Start-up- und Investmentszene zusammenbringt. Dem immensen Kreativpotenzial an den Universitäten wird professionelle Unterstützung angeboten, um Gründungspotenziale zu heben. Wirtschaft, Politik und Forschung ziehen dabei an einem Strang und schaffen ein ideales Umfeld für Innovationen. 8 VAA MAGAZIN JUNI 2025 SPEZIAL

Fotos: tdub303 – iStock, Gorodenkoff – Shutterstock, New Africa – Shutterstock Porträts erfolgreicher Start-ups Bis zu 20 innovative Deep-Tech-Startups werden im neuen Jahrbuch vorgestellt, das im Herbst 2025 erscheinen wird. Sie sind auf den Gebieten Personal Health, Sustainable Infrastructure und Mobility tätig. Fast alle Gründerinnen und Gründer haben einen MINT-Hintergrund. Ihr Lebens- und Berufsweg zeigt zum einen, was sie mit ihren Start-ups für sich persönlich erreicht haben. Er zeigt aber auch überdeutlich zum anderen, wie sie zum Fortschritt der Gesellschaft beigetragen haben oder noch beitragen werden. Die Sichtbarmachung von Start-ups und Scale-ups und der Ausbau von niederschwelligen Kooperationsmöglichkeiten bieten auch dem Verband und seinen Mitgliedern vielfältige Möglichkeiten, um mehr über die in der Region vorhandenen Strukturen für exzellente Forschung und die etablierten Industriestrukturen zu erfahren und sie möglicherweise effizient für Innovationen zu nutzen. Gründungskultur im Fokus Die Autorinnen und Autoren im Jahrbuch werden schildern, wie die großen Branchen Chemie und Pharma von jungen Gründerinnen und Gründern gesehen werden. Sie zeigen, was die Branche tun kann, um die Transformation zu meistern. Da schwingt die Frage mit, was sie unternehmen sollen, um attraktiver für junge Menschen zu werden. Welche Aussagen werden die Gründerinnen und Gründer machen? Kommen dabei auch Antworten zur Frage auf, wie die Erneuerung der chemischen Industrie vonstattengehen kann? Erfolgt sie dieses Mal möglicherweise von „unten“ über kleine Strukturen und junge Unternehmen? Letztlich soll über die Zusammenarbeit mit den Start-ups auch der Austausch mit den Branchenpartnern wie dem Verband der Chemischen Industrie, der DECHEMA und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) weiter ausgebaut werden. Dialog auf dem Gebiet der Innovationen, die zu erfolgreichen Start-ups geführt haben, treibt die Branche voran. Auch eine weitere Überlegung gibt es: Vielleicht passen einige Start-ups zu den Portfolios einiger Unternehmen der chemischen und pharmazeutischen Industrie, in denen der VAA viele Mitglieder hat. Start-up-Szene wichtig für den VAA Die Unterstützung der Start-up-Szene durch den VAA kann schließlich auch die Sichtbarkeit in der Chemie- und Pharma-Community erhöhen und eine stärkere Vernetzung mit wichtigen Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Forschung bewirken. Besonders jüngere Autorinnen und Autoren, die social-media-affin u Aus unserer Sicht ist eine der wichtigsten Erfahrungen, dass das Feedback von Seiten der Industrie unschätzbar wertvoll ist und die Produktentwicklung und Optimierung für eine wirtschaftliche Anwendung stark unterstützt und beschleunigt.“ Dr. Guido Schroer, CEO des Start-ups Power2Polymers. 9 SPEZIAL VAA MAGAZIN JUNI 2025

Interview mit Stefan Weber: Industrieerfahrung kann klaren Vorsprung bringen Foto: chemstars Stefan Weber von chemstars in NordrheinWestfalen ist Experte für den Aufbau eines Start-up-Ökosystems als Zusammenspiel verschiedener Akteure, Institutionen und Rahmenbedingungen, die das Entstehen und Wachsen junger Unternehmen fördern. Auf Initiative von Bayer, Braskem, Currenta, Evonik, Henkel, Siemens, dem VCI NRW und der RAG-Stiftung ist chemstars gegründet worden. Erfahrungen sammelte Weber während seiner Tätigkeiten in der Industrie. VAA Magazin: Warum ist Deutschland ein guter Standort für Start-ups in der Chemiebranche? Weber: Deutschland zählt zu den weltweit führenden Standorten der Chemieindustrie – und das aus gutem Grund: Hier treffen starke Industriekonzerne auf moderne Chemieparks, technologisches Know-how und ein dichtes Netz aus Universitäten und Forschungseinrichtungen. Für Start-ups entsteht dadurch ein besonders fruchtbares Umfeld. Hinzu kommen zahlreiche Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten, die den Weg von der Idee bis zur Unternehmensgründung unterstützen. Werden Start-ups oft direkt aus der Universität heraus gegründet? Und wie wichtig ist es, erste Erfahrungen in der Industrie zu sammeln? Ja, viele Start-ups entstehen direkt aus Universitäten oder Forschungseinrichtungen – was kaum überrascht. Denn genau dort entstehen die innovativen Ideen, Technologien und Schutzrechte, die zur Gründungsbasis werden. Auch wenn Industrieerfahrung keine zwingende Voraussetzung ist, kann sie ein echter Vorteil sein. Die chemische Industrie ist komplex, stark reguliert und für Außenstehende oft schwer durchschaubar. Wer Marktmechanismen, Herausforderungen und Strukturen aus erster Hand kennt und ein Netzwerk mitbringt, hat einen klaren Vorsprung. Wir würden uns deshalb wünschen, dass sich mehr Menschen mit Industrieerfahrung auf das Abenteuer Start-up einlassen – entweder als Gründer oder als Mitarbeiter. Was ist Ihre Mission bei chemstars? Wir bauen ein Ökosystem für chemierelevante Start-ups und möchten einen Beitrag leisten, dass mehr erfolgreiche Chemie-Start-ups entstehen und sie gemeinsam mit etablierten Unternehmen die chemische Industrie der Zukunft entwickeln. Dafür setzen wir an drei Punkten an. Erstens begeistern wir Wissenschaftler für das Thema Gründung. Denn zu viele bahnbrechende Technologien verbleiben bislang in der akademischen Forschung. Zweitens unterstützen wir Start-ups mit einem branchenspezifischem Supportprogramm. Denn Gründen in der Chemie ist besonders anspruchsvoll. Verglichen mit anderen Branchen ist das definitiv die Champions League. Und drittens schaffen wir regelmäßig Anlässe, um Start-ups und etablierte Unternehmen gezielt zusammenzubringen. Welche Möglichkeiten haben Start-ups, sich zu finanzieren? Die Finanzierungsmöglichkeiten hängen stark von der jeweiligen Phase ab. In der Vorgründungsphase bietet das Förderprogramm EXIST-Forschungstransfer eine hervorragende Unterstützung. Es finanziert ein vierköpfiges Team über 18 Monate – inklusive Personal, Material, Equipment und externer Beratung. Der Haken: Man darf in dieser Zeit noch nicht gegründet haben und muss weiterhin an einer Hochschule oder einem Forschungsinstitut angestellt sein. Nach der Gründung kommen Business Angels, Venture-Capital-Fonds wie der High-TechGründerfonds sowie spezielle FuE-Förderprogramme ins Spiel. Mit fortschreitender Entwicklung werden dann strategische Investoren wichtiger – und für den Bau einer ersten Industrieanlage ist oft auch Venture Debt oder weiteres Fremdkapital notwendig. Was haben Sie in bislang vier Jahren mit chemstars erreicht? Was sind Ihre Ziele für die Zukunft? In den vergangenen vier Jahren konnten wir chemstars als Anlaufstelle für Chemie-Start-ups aus ganz Europa etablieren. Rund 50 Start-ups haben wir begleitet – diese wiederum haben über 150 Millionen Euro Kapital eingesammelt. Unsere Vision geht aber darüber hinaus: Perspektivisch soll chemstars zu einer Innovationsplattform werden, die es etablierten Unternehmen leicht macht, die besten Start-ups zu finden und mit ihnen zu kollaborieren. Gibt es auch schwierige Phasen in der Gründung? Welchen Tipp haben Sie dafür? Klar gibt es die. Schwierige Phasen gehören für Gründungsteams einfach dazu. Gerade in der Chemie. Wichtig ist, dass man dann nicht aufgibt, flexibel bleibt und Feedback von außen ernst nimmt. Und manchmal muss man dann auch eine Kurskorrektur vornehmen. Hilfreich ist, wenn man sich früh Mitstreiter beziehungsweise Partner sucht, mit denen man offen über Herausforderungen und Zweifel sprechen kann.  sind, fungieren als hervorragende Multiplikatoren. Dies wurde im letzten Jahrbuch des VAA deutlich, das eine breite Resonanz in den sozialen Medien fand. Durch die Unterstützung von Start-ups kann der VAA seine Beziehungen zu Hochschulen und deren Chemie- und Pharmafakultäten weiter ausbauen. Dies führt zu einer erhöhten Zahl von studierenden Ansprechpartnern und gibt der VAA-Hochschularbeit neue Impulse. Ein engerer Kontakt zu den Hochschulen ermöglicht es dem VAA, junge Talente frühzeitig zu identifizieren und zu fördern. Die Marke „VAA“ kann durch die Platzierung auf verschiedenen Plattformen des „Ökosystems“ der Gateway Factory wie Websites, Newsletter und Berichte, weiter gestärkt werden. Dies erhöht die Sichtbarkeit des VAA und macht ihn zu einem bekannteren Akteur in der Startup-Szene. Kontakte zu großen Partnernetzwerken aus Wirtschaft, Politik und Forschung werden etabliert. Auch das verbessert die Zusammenarbeit mit wichtigen Branchenorganisationen. Besonders die GDCh und die DECHEMA zeigen großes Interesse an der Startup-Szene. Schnittstelle zur Politik Ein weiterer Vorteil der Unterstützung der Start-up-Kultur ist die Vertiefung des Kontakts zur Landesregierung Nordrhein-Westfalen und zum Forschungsministerium in Berlin. Dies kann dem VAA helfen, politische Unterstützung für seine Projekte zu gewinnen und sich stärker in politische Entscheidungsprozesse einzubringen. Insgesamt bietet die Unterstützung der Start-up-Szene dem VAA zahlreiche Möglichkeiten, seine Position in der Chemie- und Pharma-Community zu stärken, neue Netzwerke zu knüpfen und seine Sichtbarkeit zu erhöhen. Dies kann langfristig zu einer stärkeren Positionierung des VAA als führende Interessenvertretung in der Branche führen. Aus den ersten Gesprächen mit der Gateway Factory konnte der VAA viele Informationen mitnehmen. Es wurde über 10 VAA MAGAZIN JUNI 2025 SPEZIAL

Fotos: SolStock – iStock, Rawpixel.com – Shutterstock Gebiete gesprochen, für die sich Menschen in der Branche besonders interessieren: Chemie und Biotechnologie, Life Sciences, Medical Devices, Pharma und Arzneimittel, AgriTech und Lebensmittel, Energie, Material und Ressourcen sowie die Circular Economy. Um die Gründerszene in Deutschland voranzubringen, braucht es einen breit gefassten Kulturwandel. Es braucht Kooperationen, weil sich mit den technologischen Entwicklungen die Wertschöpfungsketten aufknacken lassen und große mit kleinen Unternehmen viel intensiver und systematischer zusammenarbeiten müssen. Und es braucht Kapital und unternehmerischen Mut. Die mediale Unterstützung von Start-ups in der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist eine Chance, innovative Lösungen für globale Herausforderungen bekannter zu machen. Sie kann zeigen, wie man in Forschung und Entwicklung schneller werden kann. Sie kann die Kultur der Zusammenarbeit auf vielen Ebenen verbessern. Und Erfahrungen kombinieren und den Personalaustausch intensivieren. Das ist das Ziel des VAAJahrbuchs 2025. Veröffentlicht wird die Publikation im Herbst 2025.  Wir wünschen uns vor allem eines: einen offenen, lösungsorientierten Dialog über die Zukunft der Chemieindustrie – mit Nachhaltigkeit als integralem Bestandteil wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit.“ Max Krause, CCO des Start-ups Simplyfined. 11 SPEZIAL VAA MAGAZIN JUNI 2025

2 1 3 Eeden Chemisches Recycling von Textilien Aus Münster kommt das Tech-Start-up Eeden (Eigenschreibweise: eeden), das eine skalierbare Lösung eines der größten Probleme der Textilindustrie ermittelt: das Recycling von Mischtextilien. Aktuell werden weltweit weniger als ein Prozent der Alttextilien wieder zu neuer Bekleidung recycelt. Das will das junge Unternehmen ändern. Es zeigt, wie aus chemischer Forschung ein industriell relevanter Lösungsansatz entstehen kann – mit direktem Impact auf globale Lieferketten. „Mit unserer chemischen Recyclingtechnologie können wir BaumwollPolyester-Mischgewebe in ihre molekularen Bestandteile zerlegen und daraus hochwertige Rohstoffe gewinnen“, sagt ein Mitarbeiter des 2019 als Spin-off aus der Hochschule Niederrhein gegründeten Unternehmens. Das Team ist interdisziplinär aufgestellt: Textiltechnologie, Chemie und Wirtschaftsingenieurwesen. Aktuell wird die Demonstrationsanlage in Münster gebaut, während parallel kommerzielle Projekte mit führenden Akteuren der Textilindustrie aufgesetzt werden, um die Technologie in der Praxis zu erproben. „Mit dem Bau unserer Demonstrationsanlage in Münster setzen wir bewusst auf NRW, einen Standort mit hoher Chemiekompetenz und Zugang zu Talenten.“ Die Unternehmer sehen großes Potenzial in einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wirtschaft und jungen Technologieunternehmen. So können neue Lösungsansätze gezielt mit branchenspezifischen Anforderungen abgeglichen und praxisnah weiterentwickelt werden. MechSyn Mechanochemie Unter der Leitung von Prof. Ferdi Schüth am Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr wurde eine Vision zum Unternehmen: MechSyn, von Dr. Özgül Agbaba und Christian Bürger gegründet, hat die Mission, die Mechanochemie – eine lösungsmittelfreie, energieeffiziente Synthesemethode – zu skalieren und ihr Potenzial als Plattformtechnologie mit breiter industrieller Bedeutung zu demonstrieren. Ihr Ansatz ermöglicht eine nachhaltige Herstellung von Hochleistungsmaterialien mit besonderem Schwerpunkt auf Energiespeicherung und Katalyse. Das Ziel sei nicht nur, einen Wandel in der Materialherstellung anzuregen, sondern auch in der Arbeitsweise von Unternehmen – wo Teams Entscheidungen und Gewinne gemeinsam teilen und Werte auf eine Weise schaffen, die gerecht, transparent und zukunftsorientiert ist. „Eine der wichtigsten Lektionen, die wir gelernt haben, ist, unternehmerisch zu denken und unsere Technologie so zu kommunizieren, dass sie bei potenziellen Kunden und Partnern Anklang findet“, sagt Agbaba heute. Dies hat geklappt, denn MechSyn bekam zahlreiche Unterstützung von chemstars, HIGH-TECH.NRW, INAM, MAX!mize und Koala. Besonders dankbar sind die beiden auch für den Rückhalt, den sie von ihrer Heimatuniversität bekommen. Agbaba und Bürger machen deutlich, dass die deutsche Chemieindustrie stark sei, aber um relevant und verantwortungsbewusst zu bleiben, müsse sie sich in Richtug nachhaltiger und kreislauforientierter Praktiken weiterentwickleln: „Wir sind der Meinung, dass junge Innovatoren eine einzigartige Rolle spielen müssen.“ RIZM Energieplanung und Steuerung Gegründet wurde das Start-up RIZM 2022. Es unterstützt Unternehmen dabei, Potenziale im eigenen Energiesystem aufzudecken und zu heben. Auf der Plattform können Energiemanager, Einkauf und Executive Manager mit den KI-Agenten „Energy System Design“, „Asset Operation“ und „Portfoliomanagement“ zusammenarbeiten, um sowohl strategisch als auch intra-day optimale Entscheidungen treffen und umsetzen können. Mithilfe der Plattform konnte RIZM einzelnen Firmen schon Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe ermöglichen. Es gehe darum, so das Unternehmen, alle energierelevanten Entscheidungen über die Software treffen zu können. Unternehmen sollten in der Lage sein, ihre Energieverbräuche zu überwachen, Kosten zu senken und die Effizienz ihrer Energiesysteme zu steigern. RIZMs Algorithmen analysieren dabei kontinuierlich die Daten und geben Handlungsempfehlungen. So können Unternehmen nicht nur kosteneffizienter arbeiten, sondern auch ihre Klimaziele besser und schneller erreichen. Fotos: Max-Planck-Institut für Kohlenforschung Fotos: Eeden Fotos: RIZM 12 VAA MAGAZIN JUNI 2025 SPEZIAL

5 4 Power2Polymers Nachhaltige Polymere und High-Performance-Polymere Über einen patentierten Prozess stellt Power2Polymers nachhaltige und leistungsstarke Polymermaterialien für Spezialanwendungen wie Industrieklebstoffe, Beschichtungsmaterialien und Schmierstoffe her. Die Materialien sind den Angaben der Gründer zufolge bereits bei Herstellung aus fossilen Rohstoffen nachhaltiger im Vergleich zu konventionellen Polyolen, können in Zukunft aus nachhaltigem Methanol hergestellt werden und weisen zudem Vorteile in der Anwendung auf. Bei Industrieklebstoffen sind dies beispielsweise kürzere Trockenzeiten oder eine bessere Verträglichkeit zur Verklebung und auch des Recyclings unpolarer Materialien. Das Unternehmen möchte einen Beitrag zur Defossilisierung der chemischen Industrie leisten. Darüber können die Souveränität des Chemiestandorts NRW und Deutschland gestärkt und Lieferabhängigkeiten durch die Etablierung der nachhaltigen Wertschöpfungskette reduziert werden. Aber auch global können durch die nachhaltigen POM-Polyole nicht nur CO2-Emissionen reduziert, sondern zeitgleich nachhaltige leistungsstarke Produkte insbesondere im Bereich Polyurethan in den Markt gebracht werden. Die Unternehmer weisen daraufhin, wie wichtig – neben finanzieller Unterstützung und beispielsweise der Bereitstellung von Laborflächen – das Feedback vonseiten der Industrie ist. Das unterstütze und beschleunige die Produktentwicklung und Optimierung für eine wirtschaftliche Anwendung. „Was dabei immens geholfen hat und hilft, ist die Etablierung von Netzwerken und Acceleratorprogrammen, bei denen Start-ups und Industriepartner zusammengebracht werden“, berichtet das Unternehmen. „Für uns waren und sind dies beispielsweise chemstars oder das HIGH-TECH.NRW-Acceleratorprogramm.“ Simplyfined Biobasierte Plattformchemikalie aus Pflanzenölen Simplyfined möchte die chemische Inudstrie neu denken: weg von fossilen Abhänigkeiten, hin zu lokal verfügbaren, nachwachsenden Ressourcen. Die Ausgründung der TU Dortmund setzt auf smarte Lösungen für einen zukunftsfähigen Rohstoffwandel. „Im Kern entwickeln wir eine Basischemikalie aus lokalen Biomassen, die entweder direkt in Anwendungen wie Schmierstoffen oder Kosmetika integriert werden kann“, sagt einer der Gründer. Die Krise 2022 habe gezeigt, wie abhängig die Chemieindustrie von fossilen Rohstoffen und damit von explodierenden Preisen, Versorgungsengpässen und Unsicherheiten entlang ganzer Lieferketten sei. Simplyfined setzt hier an – mit einem zukunftsfähigen, regional verankerten Lösungsansatz: „Wir ermöglichen die Herstellung von Basischemikalien aus nachwachsenden, lokal verfügbaren Rohstoffen. Simplyfined steht damit für eine Chemieindustrie von morgen – regional, robust und nachhaltig wettbewerbsfähig.“ Simplyfined betont die Wichtigkeit des Netzwerks, das breite Unterstützung liefert – wissenschaftlich und wirtschaftlich. Dies helfe nicht nur bei operativen Herausforderungen, sondern auch dabei, ihre Lösungen konsequent an den Bedürfnissen der chemischen Industrie auszurichten. Fotos: Power2Polymers Fotos: Simplyfined 13 SPEZIAL VAA MAGAZIN JUNI 2025

DELEGIERTENTAGUNG IN ESSEN Kritischer Blick in die Zukunft: Asselborn zu Gast beim VAA Jedes Jahr kommen die Delegierten aus den Werks- und Landesgruppen des VAA zusammen, um über die Verbandsarbeit zu diskutieren, wichtige Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und sich auszutauschen. 2025 hat die Delegiertentagung vom 9. bis 10. Mai in Essen stattgefunden. Über 130 Gäste haben die VAA-Community zelebriert. Bei der Vorabendveranstaltung sprach der ehemalige luxemburgische Außenminister und Europaexperte Jean Asselborn über die derzeitige weltpolitische Situation. Hier wurde allen Zuhörinnen und Zuhörern deutlich, wie wichtig die Rolle Europas in der Welt sein könnte und wie sehr es dabei auf Solidarität ankomme. Bei der anschließenden Diskussion beantwortete Asselborn Fragen aus dem Plenum und gab seine Einschätzungen ab. Am Folgetag stand bei der eigentlichen Tagung unter anderem das „Pflichtprogramm“ auf der Agenda – mit der Diskussion des Jahresberichts und den Berichten der Schatzmeisterin Ruth Kessler sowie der Kassenprüferinnen Dr. Maren Buhk und Dr. Viktoria von Witzendorff. Außerdem wurden Anträge zu Akademiker-Tarifverträgen in den neuen Bundesländern sowie zur Nutzung Künstlicher Intelligenz von den Delegierten besprochen und angenommen. Neben einem Zwischenstandsbericht zum Projekt „VAA next“ hat der Vorsitzende der VAAKommission Einkommen Dr. Hans-Dieter Gerriets erste Ergebnisse der aktuellen Einkommensumfrage vorgestellt. Foto: Silke Steinraths Photography – VAA 14 VAA MAGAZIN JUNI 2025 VAA

Das vorrangige Ziel des VAA ist mehr denn je, Partner und Rückhalt für unsere Mitglieder zu sein. Es spricht sich herum, dass wir uns im Verband gegenseitig und unternehmensübergreifend unterstützen.“ Auf der Delegiertentagung hat die 1. Vorsitzende Dr. Birgit Schwab die traditionelle Begrüßungsrede gehalten. Fotos: Silke Steinraths Photography – VAA Die Vorstandsmitglieder Dr. Roland Fornika, Dr. Thomas Schmidt und Ruth Kessler (von links nach rechts) warten auf den Vortrag von Jean Asselborn am Vorabend der Tagung. Bei der Diskussion nach dem Vortrag von Jean Asselborn kamen viele Beiträge aus dem Plenum, hier von Dr. Jacqueline Kusan-Bindels von der VAA-Werksgruppe Covestro. Dr. Birgit Schwab, 1. Vorsitzende des VAA. 15 VAA VAA MAGAZIN JUNI 2025

Auch in diesem Jahr wurden zwei Goldene Ehrennadeln verliehen, und zwar an Dr. Thomas Sauer (2. von links) und Dr. Martin Wolf (rechts). Die Laudationes hielten Dr. Roland Fornika und Dr. Birgit Schwab. Der Jahresbericht des Vorstands teilt sich immer in einen Rück- und einen Ausblick. Vorstandsmitglied Martin Kubessa unterrichtete die Delegierten über die künftigen Verbandsthemen. Dazu gehören auch die Betriebsratswahlen 2026. Fotos: Silke Steinraths Photography – VAA Viele Delegierte haben sich zu Wort gemeldet, so auch Dr. Gitta Egbers von der Werksgruppe BASF Polyurethanes. 16 VAA MAGAZIN JUNI 2025 VAA

Dr. Monika Brink, Vorstandsmitglied des VAA und Tagungsleitung „Aus der Perspektive als Vorständin und Tagungsleitung von der Bühne kann ich sagen: Die Delegiertentagung wird diverser. Wir haben deutlich mehr Frauen als vor 20 Jahren und die melden sich auch zu Wort – eine sehr erfreuliche Entwicklung. Auch sehe ich immer mehr Jüngere in unseren Reihen. Das Logo und der Claim für die Betriebsrats- und Sprecherausschusswahlen, die Martin Kubessa vorgestellt hat, kamen bei den Delegierten sehr gut an. Man merkt, dass wir auch designtechnisch vorwärtsgehen. Bemerkenswert ist auch der sehr wertschätzende Umgang sowohl im Vorstand als auch insgesamt auf der Delegiertentagung. Das merkt man besonders beim Networking. Wir haben wirklich eine starke Community im VAA – das ist etwas sehr Besonderes!“ Foto: Silke Steinraths Photography – VAA 2025 gab es bei der VAA-Delegiertentagung Abstimmungen über zwei Anträge aus den Werks- und Landesgruppen, die beide angenommen wurden. Fotos: Silke Steinraths Photography – VAA Über die Neuausrichtung des VAA im Rahmen des groß angelegten Projekts „VAA next“ hat der 2. Vorsitzende Dr. Christoph Gürtler berichtet. Schatzmeisterin Ruth Kessler stellte den Haushaltsbericht vor. Danach wurden die Haushaltsrechnungen für 2024 und 2025 entgegengenommen. Eine Beitragsanpassung soll 2026 ausbleiben. 17 VAA VAA MAGAZIN JUNI 2025

Von links: FTA- und VAA‑Mitglied Dr. Isabel Neuhaus und Nathalie Haußmann vom Kooperationspartner Femtec Alumnae (FTA) waren ebenfalls zu Gast in Essen. Beim Begrüßungsempfang am 9. Mai hatten die Delegierten und Gäste die Möglichkeit, sich auszutauschen und die in der Branche einzigartige Community zu stärken. Dr. Michael Linden von der Werksgruppe Roche Penzberg und VAA-Juristin Pauline Rust beim Gespräch nach der Tagung. Sowohl der Kontakt zwischen den Mitgliedern als auch zwischen Mitgliedern und der hauptamtlichen Geschäftsführung ist wichtig für den VAA. Fotos: Silke Steinraths Photography – VAA 18 VAA MAGAZIN JUNI 2025 VAA

ERNEUERUNG DES VAA „VAA next“ – nächster Schritt in der Weiterentwicklung des VAA Moderner, digitaler und vernetzter – das ist das Motto des Projektes „VAA next“, das Vorstand und Geschäftsstelle gemeinsam initiiert haben. Fünf Teams, bestehend aus Mitgliedern der Geschäftsstelle und des Vorstands, arbeiten seit geraumer Zeit intensiv an der Neuausrichtung des Verbandes. Zentrale Themen sind die politische Interessenvertretung, das Leistungsportfolio, das Networking, die Informationen und der Außenauftritt. Pünktlich zur Delegiertentagung ist nun auch die neue VAA-Website onlinegegangen. Nachdem alle Teams zu Beginn den Status quo erfasst und analysiert sowie nach Auswertung der Einflussfaktoren Konzepte zur Optimierung entworfen haben, ging es zügig an die Umsetzung zahlreicher Maßnahmen. Das Team „Politische Interessenvertretung“ konzentriert sich in diesem Jahr auf die Festlegung geeigneter Themen zur Wirkungsverstärkung des VAA in der Öffentlichkeit. Im Team „Beratung+“ geht es nach der Überarbeitung des Karriereberatungspakets mit neuen Konditionen und Landingpages für Interessierte auf der Website und auf der Mitgliederplattform MeinVAA, der Durchführung mehrerer erfolgreicher Pilotveranstaltungen für VAA-Mandatsträgerinnen und -Mandatsträger sowie für Mitglieder älteren Jahrgangs um die Etablierung dieser Formate. Um auch die digitale Interaktion zu verbessern, arbeitet das Team „Vernetzung“ an der Vorbereitung einer professionellen Plattform für VAA-Mitglieder weiter. Bis Anfang 2026 wird allen Mitgliedern – egal ob am PC per Browser oder am Handy via App – die Kommunikation und Kollaboration anhand eines VAA-eigenen Tools ermöglicht. Im Team „Information“ steht weiterhin der Ausbau des Informationsangebotes für Mitglieder und die Integration in die neue VAA-Website im Vordergrund. Beim Außenauftritt gilt es 2025 – nachdem bereits vielfältige Maßnahmen in Sachen Corporate Design wie Logo, Claim, Imagebroschüre und Imageflyer realisiert wurden –, die Social-Media-Aktivitäten auszubauen und zu intensivieren. Nach dem erfolgreichen Relaunch der VAA-Website, der auf der Delegiertentagung Anfang Mai in Essen mit großer Spannung erwartet und viel beachtet wurde, ist deutlich geworden: „Mit seiner neuen digitalen Visitenkarte präsentiert sich der VAA moderner, klarer und benutzerfreundlicher“, beschreibt VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow das neue Nutzererlebnis. „Die neue Struktur sorgt für bessere Orientierung, Inhalte sind leichter auffindbar und auch mobil komfortabel nutzbar.“ So profitieren Mitglieder von einem übersichtlichen Servicebereich, direkten Zugängen zu Beratung und Weiterbildung sowie aktuellen Informationen zur Verbandsarbeit (im Bild: ein Screenshot der Startseite). „Die neue Optik mit klarem Design und die an der neuen Corporate Identity ausgerichtete Bild- und Textsprache unterstreicht den modernen Auftritt des Verbands“, so Gilow. Natürlich werde auch die neue Website weiter optimiert. „Der VAA ist digital auf der Höhe der Zeit.“  19 VAA VAA MAGAZIN JUNI 2025

VAA-EINKOMMENSUMFRAGE Bonuszahlungen in Großunternehmen um mehr als die Hälfte gesunken Im Vergleich zum Vorjahr ist das Gesamteinkommen der außertariflichen und leitenden Angestellten in der chemischpharmazeutischen Branche im Jahr 2024 mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent annähernd konstant geblieben. Das zeigt die aktuelle Ausgabe der jährlichen VAA-Einkommensumfrage. Das Median-Gesamteinkommen lag 2024 insgesamt bei rund 137.000 Euro. Dazu gehören neben Fixgehalt und Bonus auch sonstige Gehaltsbestandteile wie geldwerte Vorteile aus Dienstwagen, Erlöse aus Aktienoptionen und Sonderzahlungen. Wie im Vorjahr haben sich die Bestandteile des Gesamteinkommens dabei gegenläufig entwickelt: Während die Fixgehälter um 3,6 Prozent zulegten, gab es bei den Bonuszahlungen einen deutlichen Rückgang um fast 24 Prozent. Im Vorjahr waren die Bonuszahlungen bereits um 17 Prozent gesunken. Die sonstigen Gehaltsbestandteile gingen 2024 um fast 13 Prozent zurück. „Die andauernde konjunkturelle Schwächephase der Industrie in Deutschland spiegelt sich in der Einkommensentwicklung der Fach- und Führungskräfte in Chemie und Pharma deutlich wider“, so Dr. Birgit Schwab, 1. Vorsitzende des VAA und betreuendes Vorstandsmitglied der VAA-Kommission Einkommen. Sie verweist darauf, dass die Chemieproduktion nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie 2024 deutlich unter dem Niveau früherer Jahre lag. „Wir müssen uns deshalb darauf einstellen, dass die Bonuszahlungen auch im Jahr 2025 auf diesem verminderten Niveau bleiben“, so Schwab. Die Entwicklung der Bonuszahlungen fiel dabei 2024 je nach Unternehmensgröße sehr unterschiedlich aus: Während die Boni in kleinen Unternehmen (bis 1.000 Mitarbeitende) nur leicht gesunken und in mittelgroßen Unternehmen (1.001 – 10.000 Mitarbeitende) sogar um mehr als fünf Prozent gestiegen sind, müssen die Fach- und Führungskräfte in Großunternehmen (mehr als 10.000 Mitarbeitende) deutliche Einschnitte hinnehmen: Hier betrug der Bonusrückgang im Durchschnitt über 55 Prozent. Dr. Hans-Dieter Gerriets, Vorsitzender VAA-Kommission Einkommen, verdeutlicht die Auswirkungen auf die Gehaltsstruktur in der Branche: „Durch die Unterschiede bei der Einkommensentwicklung haben sich die Gesamteinkommen in kleineren und größeren Unternehmen einander deutlich angenähert. Betrug der Unterschied zwischen kleinen und großen Unternehmen im Jahr 2022 noch rund 30 Prozent, waren es 2024 nur noch zwölf Prozent.“ Mit solchen Quer- und Längsschnittbetrachtungen ermöglicht die VAA-Einkommensumfrage einen einzigartigen Überblick über die Gehaltsentwicklungen in der Chemie- und Pharmabranche. An der aktuellen Umfrage beteiligten sich insgesamt mehr als 4.000 Personen. Ein wissenschaftlich kompetentes und statistisch robustes Fundament erhält die Untersuchung durch die gemeinsame Durchführung mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker und die wissenschaftliche Begleitung durch die RWTH Aachen.  20 VAA MAGAZIN JUNI 2025 VAA

Foto: Andrii Yalanskyi – Shutterstock Die Kurzfassung der Broschüre zur Auswertung der aktuellen Einkommensumfrage steht eingeloggten VAA-Mitgliedern auf der Mitgliederplattform MeinVAA unter mein.vaa.de im Menüpunkt „Service/Publikationen/Umfragen“ zum freien Download zur Verfügung. 21 VAA VAA MAGAZIN JUNI 2025

FRÜHJAHRSTAGUNG DER AUFSICHTSRÄTE IN WÜRZBURG Wirksamkeit und Kritische Infrastuktur im Blick In Würzburg hat es im Frühjahr eine echte Premiere gegeben: Noch nie war ein waschechter Hacker als Referent zu Gast auf einer VAA-Veranstaltung. Der unter dem Spitznamen „HonkHase“ bekannte Manuel Atug ist aber nicht nur im Chaos Computer Club (CCC) aktiv, sondern auch ein ausgewiesener Experte für den Bereich sogenannter Kritischer Infrastrukturen. Der Diplom-Informatiker und -Ingenieur ist zudem seit über 20 Jahren als Berater und Prüfer in der Informationssicherheit und im Infrastrukturschutz tätig. Sein Vortrag über Cyberkriminalität kam bei den rund 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besonders gut an. Auch das von Prof. Peter Ruhwedel behandelte Thema „Wirksame Aufsichtsratsarbeit und Effizienzprüfung“ stieß auf großes Interesse vonseiten der Aufsichtsratsmitglieder, die sich am 28. und 29. März 2025 zusammengefunden haben. Der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter des diep-Instituts verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von Aufsichtsräten in verschiedenen Branchen. Darüber hinaus hat Ruhwedel im Austausch mit den Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern aus dem VAA seine eigenen Erfahrungen aus der Perspektive eines Aufsichtsratsvorsitzenden eingebracht. Einen weiteren Schwerpunkt bildete das traditionelle Networking im Rahmen der Tagung. Foto: Benjamin Brückner – VAA 22 VAA MAGAZIN JUNI 2025 VAA

Das Netzwerken außerhalb der Vorträge gehört zu den essenziellen Bestandteilen von VAA-Tagungen. Manuel Atug alias „HonkHase“ sprach über „Kritische Infrastrukturen und CyberKriminalität“. Als langjähriger Berater und Prüfer konnte der IT-Experte einen tiefen Einblick in den Bereich liefern. Neben den äußerst spannenden und informativen Vorträgen und Diskussionen war die Stimmung zum Networken mit einer hohen Zahl engagierter Mitglieder wirklich hervorragend.“ Stephan Gilow, Hauptgeschäftsführer des VAA. Rund 35 Mitglieder von Aufsichtsräten aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen waren in Würzburg dabei. Fotos: Benjamin Brückner – VAA. www.gdch.de/karriere twitter.com/GDCh_Karriere für Chemie und Life Sciences Von Chemikern für Chemiker Nutzen Sie das Netzwerk der GDCh:  Stellenmarkt – Online und in den Nachrichten aus der Chemie  Publikationen rund um die Karriere  CheMento – das GDCh-Mentoringprogramm für chemische Nachwuchskräfte  Coachings und Workshops  Jobbörsen und Vorträge  Einkommensumfrage Gesellschaft Deutscher Chemiker

KONFERENZ IN LISSABON „Just Transition Leadership“ – FECCIA bei EU-Projekt mit an Bord Von Dr. Andreas Bücker, Projektleiter FECCIA Aktuell führen die europäischen Spitzendachverbände der Chemie-Führungskräfte und -Arbeitgeber FECCIA und ECEG ein von der Europäischen Kommission finanziertes Sozialpartnerprojekt zu „Just Transition Leadership“ durch. Die Chemieindustrie ist hier wie so oft Vorreiter: Das Projekt hat Modellcharakter, und die Ergebnisse werden mit Spannung in anderen Sektoren auf europäischer Ebene erwartet. Erste Ergebnisse wurden Mitte März 2025 auf der Projektkonferenz in Lissabon vorgestellt. Eine der weltweit größten Herausforderungen in allen Industrien der Europäischen Union und weltweit ist die politisch gewollte und für die Zukunft zwingend gebotene „grüne Transformation“ – die „Green Transition“ – hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Dies gilt insbesondere auch für den gesamten Bereich der europäischen Chemie-, Pharma-, Gummi- und Kunststoffindustrie. Diese für die europäische Wirtschaft zentralen Sektoren entwickeln vorbildhaft und kontinuierlich Lösungen, um den hohen Energieverbrauch und damit die Treibhausgasemissionen in allen Produktions- und Arbeitsprozessen zu reduzieren. Damit treiben sie die Green Transition dieser zugegebenermaßen energieintensiven Industriezweige in Richtung Klimaneutralität voran, bleiben damit wettbewerbsfähig auf dem globalen Markt und sichern Beschäftigung sowie Zukunftsaussichten für alle. Für die Sozialpartner in der europäischen Chemie-, Pharma-, Gummi- und Kunststoffindustrie hat es dabei auf nationaler wie auf europäischer Ebene höchste Priorität, dass die Green Transition auch eine „gerechte Transformation“ – eine „Just Transition“ ist, sodass niemand, der in diesen Sektoren beschäftigt ist, „zurückgelassen wird“, wie es Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen formuliert hat. Vor diesem Hintergrund haben der Europäische Führungskräfteverband Chemie FECCIA und der Europäische Arbeitgeberverband Chemie ECEG, die auf europäischer Ebene die Sozialpartner der Gesamtchemie in den 27 EU-Mitgliedstaaten vertreten, das EU-Projekt „JUS[T]RANS LEAD 24 VAA MAGAZIN JUNI 2025 VAA

– Sustainable Management of Just Transition towards Climate Neutrality in the European Chemical Industry“ ins Leben gerufen, um Strategien und Best Practices für nachhaltiges Management und Leadership dieser „Just Transition“ zu entwickeln. FECCIA und ECEG, deren deutsche Mitgliedsverbände in Deutschland der VAA und der BAVC sind, sehen die Verantwortung für den Erfolg der Just Transition gemeinsam bei Arbeitgebern und Führungskräften in den Unternehmen. Vor allem Führungskräfte stehen bereits heute – und künftig in zunehmendem Maße – vor Herausforderungen, die ganz neue Führungs- und Managementkompetenzen erfordern. Das Projekt, das von Juni 2024 bis Mai 2026 läuft, soll dazu beitragen, Maßnahmen und Strategien für eine Just Transition zu identifizieren und gleichzeitig die zentrale Frage der nachhaltigen Umsetzung dieser Strategien zu adressieren. Da Green Transition und Just Transition jeweils erhebliche strategische und tatsächliche Veränderungen innerhalb der gesamten Industrie und einzelner Unternehmen mit sich bringen werden, bedarf es entsprechender Tools für Chemieführungskräfte, diese Herausforderungen zu leiten und umzusetzen. Die Projektziele umfassen die Identifizierung von Strategien und Best Practices für Just-Transition-Leadership, die Analyse neuer Führungsinstrumente, um Just Transition langfristig umzusetzen, den Zugang zu relevanten Weiterbildungsformaten für Führungskräfte in der Chemie und die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsstrategie für Just Transition Leadership von FECCIA und ECEG. Projektkonferenz in Lissabon Erste Ergebnisse wurden auf der Projektkonferenz, die vom 19. bis 21. März 2025 in Lissabon stattfand, vorgestellt und diskutiert. 90 Chemieführungskräfte und Arbeitgeber sowie Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Kommission und zahlreicher Unternehmen kamen am Tejo zusammen, um Herausforderungen, Lösungen und Kompetenzen für einen nachhaltigen Strukturwandel zu beleuchten. Jitka Hrudova von der Generaldirektion Arbeit und Soziales der Europäischen Kommission stellte die große Bedeutung und hohe Qualität des gesamten Projekts sowie der Projektpartner heraus. Ihr Kollege Frank Siebern-Thomas, verantwortlich für faire grüne und digitale Transformation, ging ergänzend auf den arbeitspolitischen Kontext ein, in dem sich dieses Projekt seiner Ansicht nach vorbildlich bewegt. Ein Highlight war die Präsentation erster Forschungsergebnisse durch Allison Dunne und Jeroen Barrez von der Universität Leuven, die – von den Projektpartnern als wissenschaftliche Experten beauftragt – aufzeigten, welche vielfältigen Dimensionen das Konzept „Just Transition“ umfasst und auf welchen Ebenen in den Unternehmen der chemischen Industrie diese sozial gerecht gestaltet werden kann. Ergänzt wurden die Ausführungen durch anschauliche Unternehmensbeispiele von ST1 Raffinerie, Syneos Health, MOL, Novonesis, Borealis und SECAFI, die aus der betrieblichen Praxis berichteten und jeweils sehr unterschiedliche und zahlreiche Ansätze zu Just Transition aufzeigten. Podiumsdiskussionen zur Rolle von Sozialpartnern insgesamt und Führungskräften im Besonderen bei den anstehenden Transformationsprozessen in der chemischen Industrie in Europa rundeten das Programm ab. Für FECCIA und ECEG beginnt nun die Phase, gemeinsam mit der Universität Leuven die bisher erzielten und vorgestellten Ergebnisse zusammenzubringen, zu analysieren und im Sinne der Projektziele zu bewerten. Eine groß angelegte Onlinebefragung unter Chemieführungskräften in Europa hat weitere Daten geliefert, die in die abschließenden Resultate mit einfließen werden. Vom 4. bis 6. März 2026 findet die Abschlusskonferenz von JUS[T]RANS LEAD statt, auf der die Resultate vorgestellt und weiter diskutiert werden.  Von links nach rechts: VAAHauptgeschäftsführer Stephan Gilow, VAA-Vorstandsmitglied Dr. Roland Fornika, BAVC-Geschäftsführer Andreas Ogrinz, FECCIA-Projektleiter Dr. Andreas Bücker sowie Stephan Ladeburg, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VAA und Generalsekretär der FECCIA. Foto: FECCIA 25 EUROPA VAA MAGAZIN JUNI 2025

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