VAA Magazin August 2024

Zeitschrift für Fach- und Führungskräfte AUGUST 2024 Welt der Wunder NATURWISSENSCHAFTEN IM MUSEUM INTERVIEW Vorteile der Rechtsberatung VAA-UMFRAGE Befindlichkeit in der Branche MITBESTIMMUNG Betriebsräte tagen in Mainz

1 2 3 Präsentationsplattform aufrufen Einmalige Registrierung unter der URL https://vaa.rahmenvereinbarungen.de mittels Firmen E-Mail-Adresse Sofort attraktive Angebote wahrnehmen 20% Registrieren und sparen! EXKLUSIV FÜR VAA-MITGLIEDER Erhalten Sie besondere Rabatte auf Reisen, Mode, Technik und vieles mehr bei über 230 Top-Anbietern!

Stephan Gilow Hauptgeschäftsführer des VAA Foto: Friederike Schaab – VAA Zuweilen lassen die politischen Entwicklungen in Europa und der Welt den Menschen kaum Luft zum Atmen: Nach dem Schock ist vor dem Schock, lautet das gefühlte Motto. Auf die Europawahl folgt das Beben in Frankreich. Das kurze Innehalten nach dem schnellen, zivilisierten und vernünftigen Machtwechsel im Vereinigten Königreich, in dem man nach Jahren des Irrlichterns zum Common Sense zurückgekehrt ist, währte nicht lange. Denn das zunehmend bizarrer werdende und erschreckende Theater um den Präsidentschaftswahlkampf in den USA hat in jeder Hinsicht das Zeug zum „Dealbreaker“. Der Zustand der Ampelregierung lässt weiterhin zu wünschen übrig. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geht mit unerbittlicher Härte weiter. Ein echtes Ende der blutigen Eskalation in Nahost ist ebenso wenig absehbar. Kurzum: Das Krisenszenario und die Unsicherheit bleiben auf Dauer erhalten. Keine Zeit für Befindlichkeiten, möchte man meinen. Doch in diesen Zeiten ist es umso wichtiger, die Befindlichkeiten der Menschen genau zu kennen, auf die es in den Unternehmen ankommt. Und das sind die Beschäftigten! Hier hat der VAA mit seiner Befindlichkeitsumfrage ein echtes Ass im Ärmel – ein verlässliches, für die Chemie- und Pharmabranche einzigartiges Barometer, das Jahr für Jahr die Stimmung der Fach- und Führungskräfte genau aufzeigt und, wenn nötig, den Finger schonungslos in die personalpolitischen Wunden legt. Dieses Jahr ist die konjunkturelle und industriepolitische Unsicherheit ist weiter gestiegen und spiegelt sich in der Personalarbeit der Unternehmen wider. Mehr zu den Ergebnissen gibt es in der Rubrik „VAA“ auf den Seiten 14 bis 17. Trotz der erneut gesunkenen Durchschnittsnote und einigen deutlichen „Absteigern“ im Ranking gibt es nach wie vor positive Ausnahmen – Unternehmen, die von ihren Beschäftigten gute Noten erhalten. Das zeigt: Vernünftige Personalpolitik und strategisches Denken ist auch in der Krise möglich! Genau deshalb ist die VAA-Umfrage so wertvoll und unverzichtbar. Sie deckt Schwachstellen auf und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten. Darum geht es auch den VAA-Mitgliedern, die sich in den Betriebsräten engagieren. Auf der Betriebsrätekonferenz, einen Bericht dazu gibt es auf den Seiten 18 bis 20, standen neben der Krisenlage auch komplexe Zukunftsfragen wie KI im Fokus. Im Austausch ist klargeworden: Die VAA-Betriebsratsmitglieder sorgen dafür, dass die Bedürfnisse aller Teile der Belegschaft bei schwierigen Entscheidungen berücksichtigt werden. Befindlichkeit im Spiegel der Zeit 3 EDITORIAL VAA MAGAZIN AUGUST 2024

VAA MAGAZIN – August 2024 6 SPEZIAL Coverfoto: Choreograph – iStock Foto: Hubert Czech – Deutsches Museum Naturwissenschaften und Technik im Fokus der Museumswelt von morgen 4 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 INHALT

Inhalt – VAA 14 Umfrage zur Befindlichkeit: Stimmungsbarometer für die Chemie- und Pharmabranche 18 Konferenz für Betriebsräte: Mitbestimmung im digitalen Zeitalter 22 Mehrwert für Mitglieder: Kooperationspartner erläutert Vorteile der Karriereberatung MELDUNGEN 25 Hochleistungslaser im Chip Lesung mit Manuela Rousseau Studienstatistik der GDCh Arbeit im Homeoffice 26 Erosionsgefahr bei Mitbestimmung Hochschulveranstaltung in Marburg Tag der Industrie Transformation der Bakterien-DNA 27 Ringe aus Metallatomen Neues aus den Werksgruppen Personalia aus der Chemie 28 Verhalten bei Lichtbrechung Stefan Müller in Ingelheim Nanolinse durchblickt Mikrochips Arbeit im Urlaub ULA NACHRICHTEN 29 Kommentar: Zukunft des Verbandes 29 ULA Intern: Vorstandsteam neu aufgestellt 30 Deutscher Führungskräftetag: Austausch zwischen Politik und Wirtschaft 34 Wirtschaft: Gastbeitrag von Dr. Markus Steilemann 36 Weiterbildung: Seminare des Führungskräfte Instituts 36 Terminvorschau: ULA-Veranstaltungen im Überblick MANAGEMENT 37 Positive Führung: Interview mit Dr. Markus Ebner und Dr. Roland Fornika RECHT 40 Interview mit Dr. Torsten Glinke: VAA-Mitglieder durch Rechtsschutz im Vorteil 43 Urteil: Kündigung nach Gefälligkeitsleistung? LEHMANNS DESTILLAT 44 Satirische Kolumne: Kabarettist als Traumberuf VERMISCHTES 45 ChemieGeschichte(n): Arsen und Spitzenhäubchen 47 Glückwünsche 48 Sudoku, Kreuzworträtsel 49 Leserbriefe 50 Feedback, Termine, Vorschau, Impressum 5 INHALT VAA MAGAZIN AUGUST 2024

MUSEUMSWELT VON MORGEN Naturwissenschaftliche Museen gefragt wie nie Von Joachim Heinz Museum – da denken manche vielleicht an verstaubte Vitrinen oder in die Jahre gekommene Ausstellungsstücke. Und dann auch noch naturwissenschaftliche Sammlungen. Das ist doch nur etwas für Spezialisten, oder? Weit gefehlt. In den vergangenen Jahren hat sich einiges geändert. Hinzu kommt: Die Digitalisierung treibt den Wandel in der Museumslandschaft weiter voran. Immer mehr Besucherinnen und Besuchern scheint das zu gefallen. Vielleicht liegt die Zukunft des Museums ja direkt hier, am Rande eines Friedhofs in Bonn. Auch wenn das Deutsche Museum Bonn die Besucher mit einem Stück Vergangenheit empfängt: Den Weg zum Eingang weist der Transrapid 06 – eine jener Magnetschwebebahnen, die auf der Transrapid-Testrecke im Emsland unterwegs waren, bevor das Projekt vor bald 15 Jahren begraben wurde. Das imposante Stück Technikgeschichte ist eines der letzten Exponate, das vom „alten“ Museum übriggeblieben ist. Seit 2020 durchläuft das Haus einen Transformationsprozess mit einer Mission: Künstliche Intelligenz (KI) zu erleben, zu verstehen und mitzugestalten. Ein Megathema, das rasanten Entwicklungen unterworfen ist. Deswegen verzichten sie in Bonn auf Dauerausstellungen. „Wir zeigen keine toten Sachen mehr in Vitrinen“, erläutert Kurator Ralph Burmester. Stattdessen sollen die Besucher selbst aktiv werden – ohne mit Antworten aus der Konserve konfrontiert zu werden. „Wir sind ein Ort der Orientierung“, so Burmester. „Augmented Reality“ und „Gamification“ lauten zwei wichtige Stichworte. Mit VR-Brillen können die Besucher in 6 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 SPEZIAL

die Welt von Quarks und Co. eintauchen, in einer Soundkabine Klima und Klimawandel vertonen oder in einem Atelier KI-generierte Kunstwerke entwerfen. Um bei den Exponaten immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, hat das Museum ein Netzwerk von Unterstützern aufgebaut: von Unternehmen wie dem Chemie- und Pharmariesen Merck über Universitäten wie Bonn oder Mainz bis hin zu Softwareentwicklern aus München und Prag. Entertainment im Museum Schriftliche Erklärungen fehlen – selbst, wenn es um schwere Kost wie Tumorerkennung mithilfe von KI, Teilchenbeschleuniger oder den Aufbau künstlicher neuronaler Netze geht. Dafür gibt es die Mitarbeiter, „Museotainer“ genannt, die an den einzelnen Stationen auf unterhaltsame Weise Wissen vermitteln wollen. Zu erkennen sind sie an ihren orangefarbenen T-Shirts. Eine von ihnen ist Paula Michel. Sie hat Museologie und Kunstgeschichte studiert. Es gehe gar nicht darum, Expertin in Informatik oder Mathematik zu sein, sagt sie. „Ich darf selbst immer wieder nachfragen.“ Genau das mache jedoch den Reiz der Arbeit aus – auch wenn sich nach einem ganzen Tag im Dialog mit dem Publikum schon mal Müdigkeit breit macht. Der Ableger des Münchner Deutschen Museums gehört zu den fast 900 naturwissenschaftlichen und technischen Museen in der Bundesrepublik. Sie machen damit 13 Prozent der insgesamt mehr als 6.800 Häuser aus, die das Institut für Museumsforschung mit Sitz in Berlin zuletzt für seine Statistiken erfasste. Dazu gehören kleine Häuser, die lediglich zwischen zehn und 20 Besuchen im Jahr meldeten, und andere, die mehr als 100.000 Besuche verzeichneten. So bunt die Museumslandschaft hierzulande ist, eine Erfahrung eint fast alle Einrichtungen, egal ob sie naturwissenschaftliche, historische oder künstlerische Exponate zeigen: In der Coronapandemie brachen die Besuchszahlen oft massiv ein. Das belegt ein Blick in die jüngste verfügbare Datensammlung des Instituts für Museumsforschung, die sich auf das Jahr 2021 bezieht. Demnach wurden 2019, im letzten Jahr vor Corona, in allen Museen zwischen Flensburg und Passau 111,6 Millionen Besuche gezählt – 2021 waren es 38,8 Millionen. Ein Anruf bei Claudia Kamcke vom Staatlichen Naturhistorischen Museum in Braunschweig zeigt: Trotz der zwischenzeitlichen Turbulenzen blicken die Verantwortlichen oft positiv in die Zukunft. In vielen Naturkundemuseen seien 2022 und 2023 gerade mit Blick auf die Besuchszahlen Langzeitrekorde geknackt worden, betont die Sprecherin der Fachgruppe Naturwissenschaftliche Museen im Deutschen Museumsbund. „Und das teilweise ohne besondere Aktionen oder große Sonderausstellungen.“ u Im Deutschen Museum Bonn vermitteln „Museotainer“ an einzelnen Stationen auf unterhaltsame Weise Wissen, beispielsweise zum Aufbau künstlicher neuronaler Netze. Foto: Eric Lichtenscheidt – Deutsches Museum Bonn 7 SPEZIAL VAA MAGAZIN AUGUST 2024

Naturkunde lockt Familien Die Ursachen dafür kann Kamcke nur vermuten. Vielleicht, so sagt sie, brachte das regnerische Wetter im vergangenen Jahr die Menschen vermehrt in die Museen. Vielleicht ist aber auch nach der Coronapandemie die Lust wiedergekehrt, sich durch den Besuch einer Ausstellung schlau zu machen und dabei im besten Falle auch noch Spaß zu haben. Trotzdem eine vorsichtige Frage: Ist es nicht schwierig, junge Menschen für einen Gang in naturwissenschaftliche oder technische Museen zu gewinnen? Claudia Kamcke lacht: „Im Gegenteil. Die Naturkundemuseen sind ‚die‘ Familienmuseen schlechthin!“ Das könnte am Mitmachfaktor liegen, den sich viele Einrichtungen auf die Fahnen geschrieben haben. „Forschen x Neugier = Spaß“ lautet etwa der Slogan der Phänomenta in Lüdenscheid. Das Berliner Museum für Naturkunde verspricht: „Wir erforschen die Erde und das Leben im Dialog mit den Menschen.“ Das gefällt laut eigenen Angaben mehr als 700.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr. Die Herausforderungen, so Kamcke, liegen auf einem anderen Gebiet: dem der Digitalisierung. Dabei ist das Spektrum äußerst breit, wie die Expertin erläutert. Da ist zum einen das Thema Datensicherheit. Im vergangenen Herbst fiel ausgerechnet das beim Publikum so beliebte Berliner Naturkundemuseum einem Hackerangriff zum Opfer. Dabei hatten es die Kriminellen auf Daten abgesehen, die Käufer von Onlinetickets hinterlegt hatten. Laut Medienberichten wurde ein spezialisierter Sicherheitsdienstleister mit der Analyse des Angriffs betraut. Solche „Feuerwehreinsätze“ kosten Geld, genauso wie Aufbau und Wartung einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur mit Langzeitdatenspeicherung. Das sei durch die regulären Haushalte nicht mehr zu decken, beklagt Kamcke. Dabei hätten die Museen durch Inflation und steigende Löhne ohnehin schon eine Menge zusätzlicher Kosten zu schultern. Eine andere große Aufgabe ist laut Kamcke die digitale Erfassung und Erschließung der Sammlungsbestände. Ziel sei es, „Wissensinfrastrukturen öffentlich zugänglich zu machen“. Dabei geht es keineswegs nur darum, den Weg von Daten aus den Museen hin in die Labore von Wissenschaftlern zu ebnen, wie Thomas Martin weiß. Der 60-Jährige ist Professor für Verfahrenstechnik an der Hochschule Merseburg und ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Sachzeugen der Chemischen Industrie (SCI). Spielwiese für Wissbegierige Auf dem Gelände der Hochschule betreibt der SCI das Deutsche Chemie-Museum Merseburg. Man muss sich das Ganze als riesige Spielwiese für naturwissenschaftlich interessierte Menschen vorstellen, wozu Martin auch seine Studierenden zählt. „Es ist nämlich auch eine Lehrmittelsammlung“, wie der Professor hinzufügt. „Sie können hautnah an alles ran“, sagt er. „Wir sind ein Museum zum Anfassen und haben viele Exponate im oriDie Empfangshalle der „Saurierwelt“ im zentralen Lichthof des Museums für Naturkunde Berlin präsentiert eine beeindruckende Sammlung von Fossilien von Tieren und Pflanzen aus der späten Jurazeit. misst mit dem Brachiosaurus brancai das größte montierte Dinosaurierskelett der Welt und beeindruckt jährlich bis zu 700.000 Besucher im Naturkundemuseum Berlin. Der Saurier lebte vor 150 Millionen Jahren und ernährte sich von Pflanzen. Ein großer Teil der ausgestellten Objekte wie auch der Brachiosaurus brancai stammt aus einer Grabung des Museums, die zwischen 1909 und 1913 am Tendaguru, einem Hügel in der LindiRegion im heutigen Tansania stattfand. Dort wurden unter der Leitung des Paläontologen Werner Janensch rund 230 Tonnen Knochen geborgen. Das „Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung“ ist ein integriertes Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft. Es gehört zu den weltweit bedeutendsten Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der biologischen und geowissenschaftlichen Evolution und Biodiversität. „Wir erforschen die Erde und das Leben im Dialog mit den Menschen und prägen den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Dialog um die Zukunft unserer Erde mit – weltweit.“ - so begrüßt das Museum seine virtuellen Besucher: www.museumfuernaturkunde.berlin/de. 13,27 Meter Höhe Foto: Thomas Rosenthal – Museum für Naturkunde Berlin 8 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 SPEZIAL

ginalen Zustand.“ Ein Beispiel: die Kautschukbandmaschine von 1961, „Herzstück“ der Kautschukproduktion, die in den 1930er Jahren in den Buna-Werken unweit des heutigen Museumsgeländes erstmals in Deutschland realisiert wurde. Mitglieder des SCI bieten Führungen über das weitläufige Areal an. Eine solche Führung, idealerweise durch einen Experten oder eine Expertin mit eigenen Erfahrungen in der Chemieindustrie, ist nach Ansicht von Martin immer noch der Königsweg, um sich die Geschichte und Bedeutung der Exponate des Museums zu erschließen. „Aber bei jungen Leuten ist es schon schwieriger, die zu packen und sie dazu zu bewegen, eine Stunde lang zuzuhören“, räumt er ein. Deswegen versuchen sie es auch in Merseburg mit digitalen Angeboten. „Actionbound“ heißt die App, mit der Besucherinnen und Besucher „spannende Schatzsuchen und lehrreiche Führungen“ auf ihr Smartphone oder ein Tablet laden können. Die Actionbounds laden ein, u Prof. Thomas Martin lehrt seit 16 Jahren an der Hochschule Merseburg. Außerdem ist der gebürtige Augsburger Vorsitzender des Vereins Sachzeugen der chemischen Industrie (SCI). Der SCI wiederum ist Initiator des Deutschen Chemie-Museums Merseburg. Im Interview mit dem VAA Magazin blickt Martin zurück – und schaut auf die Herausforderungen der Zukunft. VAA Magazin: Merseburg hat als Standort des Deutschen Chemie-Museums eine gewisse Geschichte … Martin: Wir liegen im schon lange Zeit bekannten Chemiedreieck von Halle-Merseburg-Bitterfeld. In Halle entstand ab 1964 die Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt. Das war eine Reißbrettsiedlung nach sozialistischen Vorstellungen mit einer kompletten Grundversorgung für die Einwohner. Eine Einheit aus Wohnen, Einkaufen, medizinischer Versorgung und Freizeit. Natürlich sollte in gewisser Weise auch die kulturelle Bildung eine Rolle spielen Foto: INW „Chemie zum Anfassen“ – Interview mit Prof. Thomas Martin und deswegen hat man damals schon die Idee gehabt, ein Museum einzurichten. Es sollte die Errungenschaften der chemischen Industrie in den Buna- und Leuna-Werken zeigen. Aber das ist dann zunächst im Sande verlaufen. Wie ging es weiter? Nach der Wende wurde die Idee wieder aufgegriffen. Allerdings nicht von staatlicher Seite, sondern vor allem durch meinen Vorgänger Prof. Klaus Krug. Der hat den Wandel hier in der Region gesehen und gesagt: „Mensch, das ist doch die Gelegenheit, um ein Chemiemuseum hier an der Hochschule Merseburg aufzubauen.“ Zunächst hat sich 1993 ein Verein gegründet, die Sachzeugen der Chemischen Industrie (SCI). Auf dem Gelände des Betriebshofs der Hochschule landeten bald die ersten Exponate, denn zu dieser Zeit wurden ja viele Werke und Betriebe geschlossen und abgerissen. Wer hat sich in der Anfangszeit um die teils sehr großen Objekte gekümmert? Damals gab es Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, um entlassene Arbeitskräfte aus der Region aufzufangen. Bei uns waren bis zu hundert Menschen tätig, um die Exponate aufzuarbeiten, sie sicher zu machen und von allen chemischen Rückständen zu reinigen, sodass sie dann tatsächlich auch zugänglich gemacht werden konnte. Mit der Expo 2000 öffnete das Deutsche ChemieMuseum seine Pforten. Was zeichnet das Museum aus? Bei uns erleben Sie Chemie zum Anfassen. Das gleicht einen Nachteil der Sammlung aus. Denn das, was Sie bei uns sehen, befindet sich nicht mehr am Originalstandort. Da unterscheiden wir uns beispielsweise vom Hüttenmuseum Thale, vom Filmmuseum Wolfen oder, um mal die Region zu verlassen, von der Zeche Zollverein in Essen. Wir könnten auch gar kein Museum an den originalen Standorten einrichten, denn die chemische Industrie ist hier ja nach wie vor aktiv. Die Produktion ist sogar um ein Vielfaches höher als vor 30 Jahren. Allein die Sicherheitsvorkehrungen würden einen Publikumsverkehr verhindern. Stattdessen können Sie nach Merseburg kommen und hier einen sehr authentischen und wirklichkeitsnahen Einblick in die Geschichte und die Produktionsprozesse der chemischen Industrie erhalten. Motor des Museums ist nach wie vor der SCI. Was treibt Sie als Vorsitzender um? Nach der Wende hatten wir 400 Mitglieder, fast alles langjährige Führungskräfte aus der chemischen Industrie. Daher ergaben sich übrigens immer wieder Kontakte zum VAA. Inzwischen sind es nur noch 200 und ich gehöre mit meinen 60 Jahren zu den Jüngeren. Kurz gesagt: Wir freuen uns über jedes „junge“ Mitglied. www.deutsches-chemie-museum.de In den „Erlebnisräumen“ im Deutschen Museum Bonn gehört der Simulator zum autonomen Fahren zu den Besuchermagneten, um den sich Kinder und Schulklassen versammeln. Foto: Eric Lichtenscheidt – Deutsches Museum Bonn 9 SPEZIAL VAA MAGAZIN AUGUST 2024

in Themenwelten wie „Kunststoff im Alltag“ einzutauchen. Die Vermittlung „verjüngen“, nennt Martin das. Er hofft, dass die Gäste des Museums – egal ob auf analoge oder digitale Weise – einige der Geschichten hinter den Objekten mitnehmen. Sein persönliches Lieblingsstück: eine Umlaufpumpe zur Ammoniaksynthese. „Die wird im kommenden Jahr 100 und ist immer noch funktionstüchtig.“ Die Geschichte dahinter: Dank der Ammoniaksynthese ist die Herstellung von Dünger in großem Stil möglich. Letzten Endes, sagt Martin, stelle dies die Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln sicher. Aktuell lässt der SCI ermitteln, wie die Trägerschaft des Museums in Zukunft aussehen könnte, indem etwa die umliegenden Kommunen oder Unternehmen stärker mit einbezogen werden. „Eigentlich machen wir ja ganz viel Vermittlungsarbeit für die Industrie“, betont er. Da wäre es doch in beiderseitigem Interesse, wenn sich Partner aus der Region auch finanziell etwas stärker beteiligen würden. Ein Kurator zur Pflege der Exponate steht auf Martins Wunschliste ganz oben. Und auch bei der museumspädagogisch aufbereiteten Präsentation, räumt er ein, gebe es noch Luft nach oben. Vernetzung scheint auch andernorts das Gebot der Stunde zu sein. Mitte April 2024 schlossen sich sechs der größten naturkundlichen Sammlungen in Deutschland zusammen. Sie wollen ihre über 140 Millionen Sammlungsobjekte für die Wissenschaft frei zugänglich machen. Beteiligt sind der Botanische Garten Berlin an der Freien Universität Berlin, das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Bonn und Hamburg, das Museum für Naturkunde Berlin, die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung, das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart sowie die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns. Der Zusammenschluss erfolgt im Rahmen der Forschungsinfrastruktur Distributed System of Scientific Collections (DiSSCo). Dazu gehören heute bereits über 170 Naturkundemuseen, Botanische Gärten und universitäre Sammlungen aus ganz Europa. Die deutschen Sammlungen bilden ab sofort einen In den Nass-Sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin werden Objekte aus allen Tiergruppen in einem Gemisch aus 70 Prozent Alkohol und 30 Prozent Wasser aufbewahrt. Das schützt sie vor dem Verfall und sie bleiben für wissenschaftliche Untersuchungen nutzbar. eigenen „DiSSCo-Knoten“. Im Idealfall spielt hier künftig die Musik, wenn es um das Wissen zur biologischen Vielfalt der Erde geht. Rückhalt durch Förderung Als „Meilenstein“ bezeichnete der Direktor des Botanischen Gartens Berlin Thomas Borsch den Schritt. Notwendig sei nun aber auch die Unterstützung der Politik. „Wir hoffen auf eine entsprechende Verstetigung der Förderung, damit wir auch in Zukunft verlässliche Daten für die Biodiversitätsforschung bereitstellen können“, betont der Professor für Systematik und Geografie der Pflanzen. „Denn sie können Antworten geben auf eine der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit, das weltweite Artensterben.“ „Verstetigung der Förderung“ – das steht auch beim Deutschen Museum Bonn auf der Tagesordnung. Bis Ende 2025 ist die Finanzierung gesichert, sagt Kurator Burmester. Wie es danach weitergeht? Das ist noch nicht sicher. Immerhin: Die Besucherzahlen stimmen. Rund 60.000 Gäste zählte das Museum im vergangenen Jahr. „Die Leute rennen uns die Bude ein“, so Burmester. Auch an diesem Vormittag ist schon kurz nach der Öffnung jede Menge Leben in den „Erlebnisräumen“ – quer durch alle Altersklassen. Um den Simulator zum autonomen Fahren drängen sich Berufsschülerinnen, die kurz zuvor noch einen eher reservierten Eindruck machten. „Bei Gott, mir wird voll schwindelig!“ Ein paar Schritte weiter informiert sich eine Gruppe älterer Herren mit stillem Staunen darüber, wie KI darauf trainiert wird, Gegenstände wie eine Apfelsine oder ein Zebra zu erkennen. Eine Etage tiefer kommt bei den Zweitklässlern der Regenbogenschule Sinzig lautstarke Begeisterung auf, als Museotainerin Michel und ein Kollege Roboterhund „Unitree Go2“ vorführen. Ralph Burmester beobachtet das Ganze mit einem Schmunzeln. Der Hund, so sagt er, stehe zugleich für Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz. Ursprünglich sei die Technik für den bewaffneten Einsatz im Häuserkampf entwickelt worden. „Aber man kann so einen Roboterhund Foto: Thomas Rosenthal – Museum für Naturkunde Berlin 10 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 SPEZIAL

auch nach einem Erdbeben auf die Suche nach Verschütteten schicken.“ Derart grundlegende Fragen treiben die Grundschüler gerade eher nicht um. Fasziniert beobachten sie, wie sich der Roboterhund mit etwas staksigen Schritten im Raum bewegt. Zum Schluss wollen ihn alle streicheln. Lehrerin Tanja Nitsche wird wenig später von einem „ganz tollen Morgen“ sprechen, den sie mit ihrer Klasse im Museum erlebt habe. „Lehrreich, spannend und unterhaltsam“ sei es gewesen. Ein Fazit, das ganz offensichtlich auch ihre Schülerinnen und Schüler teilen. „Das ist das beste Museum auf der ganzen Welt“, sagt eine von ihnen. „Was kann es Schöneres geben?“, fragt Kurator Burmester, bevor er sich verabschiedet. Es wartet schließlich noch jede Menge Arbeit, zurück in der Zukunft.  Im Deutschen Museum Bonn führen sogenannte Museotainer den Roboterhund „Unitree Go2“ vor. Foto: Eric Lichtenscheidt – Deutsches Museum Bonn Die Biodiversitätswand im Museum für Naturkunde Berlin zählt dank ihrer Vielfalt an Farben und Formen der Arten zu den Highlights des Museums. Gezeigt werden rund 3.000 präparierte Tierarten. Foto: Thomas Rosenthal – Museum für Naturkunde Berlin 11 SPEZIAL VAA MAGAZIN AUGUST 2024

Was ist das Deutsche Museum? Das Deutsche Museum mit seinen fünf Standorten ist mehr als nur ein Ausstellungshaus. Es umfasst eine Bibliothek, ein Archiv, einen Verlag, eigene Werkstätten, ein Forschungsinstitut, das Kerschensteiner Kolleg und nicht zuletzt eine wertvolle Sammlung. Die Entstehungsgeschichte beginnt 1903: Oskar von Miller gründet mit Unterstützung vieler Seiten das Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik. Die Stadt München stiftet die Isarinsel als Bauplatz. Prinz Ludwig von Bayern übernimmt das Protektorat. Unternehmer und berühmte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland beraten beim Aufbau der Abteilungen. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften stiftet ihre wertvollen Sammlungen. Aus aller Welt treffen Exponate in München ein. Naturwissenschaft und Technik live erleben In über 20 Ausstellungen zeigt das Deutsche Museum auf der Münchener Museumsinsel viele Exponate und bietet Experimente aus den Bereichen Naturwissenschaft und Technik, Luftfahrt, Chemie, Robotik und Gesundheit zum Anfassen und Ausprobieren. Was ist Strahlung? Gibt es Atome? Was ist Quantenphysik? Diese Fragen und viele mehr werden hier mit Exponaten wie der Geißlerschen Röhre, der originalen Curie-Apparatur oder dem ersten deutschen Zyklotron, mit Demonstrationen unter anderem zur Halbwertszeit oder der Inszenierung zu „Schrödingers Katze“ beantwortet. Allein der Bereich Atomphysik umfasst 270 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 67 Exponate, neun Medienstationen, 16 Demonstrationen und drei Inszenierungen. Naturwissenschaft und Technik kann man hier live erleben. Forum für Künstliche Intelligenz Elf Großmonitore bilden das Herzstück einer Großinstallation, die den „Denkvorgang“ eines vielschichtigen neuronalen Netzes sichtbar machen kann. Ein Bilderkennungssystem wird über eine Kamera mit verschiedenen Objekten konfrontiert. Auf den Monitoren kann man live verfolgen, wie Künstliche Intelligenz (KI) die Informationen verarbeitet mit beeindruckenden Ergebnissen. Diese Installation ist eine Kooperation des Museums mit dem „Ars Electronica Futurelab“ in Linz an der Donau, einer der weltweit führenden Institutionen für elektronische Medienkunst. Und nicht nur damit überzeugt die Bonner Zweigstelle des Deutschen Museums mit ihrer „Mission KI – Erleben. Verstehen. Mitgestalten“ auf 1.400 Quadratmetern und zwei Ebenen. Das Eintauchen in die Welt der KI ist sehr vielfältig und spannend dargestellt. Interaktive und unterhaltsame Exponate und Demonstrationen zeigen die aktuellen Entwicklungen der KI. Für ein aktives Museumserlebnis sorgen aber auch echte Mitarbeiter – die Museotainer –, die entstehende Fragen den Museumsgästen anschaulich erklären. Denn das gemeinsame Gespräch über die Chancen und Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz ist das zentrale Anliegen der „Mission KI" im Forum für Künstliche Intelligenz. Fotos: Christian Illing, Daniel Karmann, Eric Alexander Lichtensscheidt, Ludwig Olah, Bernd Wackerbauer – Deutsches Museum 12 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 SPEZIAL

Was Menschen bewegt 1.500 Exponate zeigt das Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München, verteilt in drei Ausstellungsbereiche, und eröffnet den Besuchern die Geschichte der Themen Stadtverkehr, Reisen und Mobilität. Vom Rennauto bis zur Dampflok, vom Hochrad bis zum ICE – nahezu alles ist zu erkunden, mit dem man sich auf der Erde bewegen kann. Platzierte Themeninseln um die Schausammlung herum zeigen beispielsweise das Verkehrs-ABC mit einem historischen Schilderwald oder beleuchten die Themen Sicherheit und Rettung. Ein wichtiges Thema ist die Zukunft der Mobilität. Die Ideengeber des Museums haben sich Gedanken gemacht: Wie sich zukünftige Mobilität gestaltet, hängt vom individuellen Mobilitätsverhalten ab, aber auch von der Technik, die Menschen nutzen. Die Themeninseln sollen symbolisieren, welche Umweltprobleme der Verkehrssektor aufwirft und was zur Lösung der Probleme beitragen kann. Die faszinierende Welt der Luftfahrt 8.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in historischen und neuen Gebäudeteilen, ein Freigelände mit Landebahn, dazu beeindruckende Objekte vom LilienthalGleiter bis zum Eurofighter, vom Flugboot bis zur Rakete: In der Flugwerft des Deutschen Museums in Schleißheim erzählen etwa 70 Flugobjekte, Motoren und Modelle ihre eigene Luftfahrtgeschichte. Das aktuelle Highlight ist Otto Lilienthals Normalsegelapparat, der gerade in einem eigenen Atelier in der Flugwerft Schleißheim untergebracht und von einem Team von Spezialisten restauriert wird. Weltweit gibt es nur noch vier im Original erhaltene Normalsegelapparate. Der Gleiter soll ab 2025 in der Flugwerft Schleißheim gezeigt werden, 2028 auf die Museumsinsel gebracht werden – ein großer Moment für die dann neu eröffnete Ausstellung Historische Luftfahrt. Ein Gelände als Symbol für die faszinierende Welt der Luftfahrt. Die Zukunft ruft! 20 oder sogar 40 Millionen Menschen könnten zukünftig in den größten Megastädten auf der Welt leben. Ein Zuhause in der Megacity? Wie kann so eine Stadt noch lebenswert sein? Das Deutsche Museum in Nürnberg nennt sich „Zukunftsmuseum“ und ermöglicht anhand vielseitiger Exponate zum Thema nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen neue Einblicke in zukunftsweisende Wohnkonzepte. Die Stadt der Zukunft wird cool und intelligent: fliegende Autos, smarte Häuser, architektonische Wunder in den Wolken und unter Wasser. Die Lösung von Verkehrs- und Umweltproblemen bleibt komplex: Wie entwickelt sich Technik weiter, und welche Herausforderungen stellen sich dabei auch an die Gesellschaft? Dies ist nur eines der Themen aus fünf Themenbereichen, verteilt auf drei Ebenen: Arbeit und Alltag, Körper und Geist, System Stadt, System Erde, Raum und Zeit. 13 SPEZIAL VAA MAGAZIN AUGUST 2024

VAA-BEFINDLICHKEITSUMFRAGE Stimmung in Chemie und Pharma weiterhin gedämpft In der Chemie- und Pharmabranche drücken die schwierigen konjunkturellen und industriepolitischen Rahmenbedingungen weiterhin auf die Stimmung der Fach- und Führungskräfte. Das zeigt die diesjährige Befindlichkeitsumfrage des VAA. Die Durchschnittsnote für die Personalpolitik der Unternehmen in einer der Schlüsselbranchen der Wirtschaft fällt mit 3,2 nochmals schlechter aus als im Vorjahr (3,0). An der Spitze des Umfragerankings steht in diesem Jahr erstmals der deutsche Zweig des niederländischen Chemieriesen Lyondellbasell, gefolgt vom Mainzer Glaskonzern Schott. Auf den dritten Platz ist das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim vorgerückt. Neben Lyondellbasell konnten auch der in Hanau beheimatete Technologiekonzern Heraeus, der Aromahersteller Symrise und der Spezialchemiekonzern Clariant Plätze im Personalranking gutmachen. Deutlich zurückgefallen sind die drei deutschen Chemie- und Pharmakonzerne Bayer (von Platz 9 im Vorjahr auf Platz 18), Evonik (von 11 auf 19) und Lanxess (von 16 auf 20), die nun im letzten Drittel des Rankings platziert sind. Für VAA-Hauptgeschäftsführer Stephan Gilow zeigen sich hier die Auswirkungen der derzeitigen Lage in der Chemie- und Pharmaindustrie: „Das Umfeld unserer Branche ist im Moment sowohl konjunkturell als auch strukturell von großer Unsicherheit geprägt. Gerade die großen Unternehmen reagieren darauf mit zum Teil harten Einschnitten und Umstrukturierungen, was sich natürlich in der Stimmung der Mitarbeiter niederschlägt.“ Am deutlichsten kritisiert wurde über alle teilnehmenden Unternehmen hinweg erneut die Qualität der Personalentwicklung. Hier vergaben die befragten VAA-Mitglieder im Schnitt die Schulnote 4,0. Auch die Karrierechancen (3,9) und die Ehrlichkeit der Zielvereinbarungssysteme (3,7) ruft wie in den Vorjahren deutliche Kritik der Fach- und Führungskräfte hervor. Die jährliche VAA-Befindlichkeitsumfrage wurde 2024 zum 23. Mal durchgeführt. Sie ist ein anerkanntes und unabhängiges Barometer für die Stimmung der außertariflichen und leitenden Angestellten in der Branche. An der Befindlichkeitsumfrage von Mitte April bis Mitte Mai beteiligten sich rund 2.700 Personen.  Foto: Gorodenkoff – Shutterstock 14 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 VAA

Legende Drei deutlichste Rang- und Notenverbesserungen Drei deutlichste Rang- und Notenverschlechterungen Verbesserung um mindestens drei Ränge/ein Notenzehntel (0,1) Hinweise: In der VAA-Befindlichkeitsumfrage bewerten die Fach- und Führungskräfte der chemisch-pharmazeutischen Industrie ihre Befindlichkeit und die Personalpolitik ihrer Unternehmen mit Schulnoten von 1 („sehr gut“) bis 6 („ungenügend“). Verbesserung um bis zu zwei Ränge/ein Notenzehntel (0,1) Keine Veränderung Verschlechterung um bis zu zwei Ränge/ein Notenzehntel (0,1) Verschlechterung um mindestens drei Ränge/ein Notenzehntel (0,1) Rang 2024 Unternehmen Rang 2023 Veränderung Rang Gesamtnote 2024 Gesamtnote 2023 Veränderung Note 1 Lyondellbasell 3 2 2,07 2,60 0,53 2 Schott 1 -1 2,47 2,28 -0,19 3 Boehringer Ingelheim 4 1 2,52 2,62 0,10 4 Wacker 5 1 2,69 2,67 -0,02 5 Covestro 2 -3 2,80 2,59 -0,21 6 BASF 7 1 2,90 2,85 -0,05 7 Beiersdorf 8 1 2,93 2,90 -0,03 8 Shell 6 -2 2,94 2,68 -0,26 9 Heraeus 14 5 3,04 3,23 0,19 10 Symrise 18 8 3,06 3,35 0,29 11 Celanese 15 4 3,18 3,23 0,05 12 Roche Diagnostics 10 -2 3,23 3,04 -0,19 13 Clariant 19 6 3,24 3,44 0,20 14 Henkel 13 -1 3,26 3,18 -0,08 15 Merck 12 -3 3,26 3,18 -0,08 16 B. Braun Melsungen 20 4 3,28 3,50 0,22 17 Röhm 17 0 3,33 3,32 -0,01 18 Bayer 9 -9 3,37 2,95 -0,42 19 Evonik 11 -8 3,43 3,11 -0,32 20 Lanxess 16 -4 3,55 3,30 -0,25 21 Axalta Coating Systems 23 2 3,63 3,89 0,26 22 Sanofi Aventis 21 -1 3,63 3,65 0,02 23 3M 22 -1 3,72 3,66 -0,06 Durchschnitt 3,15 3,04 -0,11 15 VAA VAA MAGAZIN AUGUST 2024

Themen mit der schlechtesten Bewertung (Durchschnittsbewertung in Schulnoten) Personalentwicklung 4,0 Karreriechancen 3,9 Ehrlichkeit der Zielvereinbarungen 3,7 Ausgewogenheit der Interessen Arbeitnehmer/ Arbeitgeber 3,6 Gerechtigkeit der Arbeitsverteilung 3,6 Themen mit der besten Bewertung (Durchschnittsbewertung in Schulnoten) Kenntnis der Strategie 2,3 Häufigkeit von Mobbingfällen 2,4 Verkörperung persönlicher Werte 2,5 Chancengleichheit/Diversity 2,5 Klima im persönlichen Arbeitsumfeld 2,6 Datenbasis Versandte Fragebögen 9.528 Zurückgesandte Fragebögen 28,8 Prozent (Vorjahr: 29,1 Prozent) 2.740 Ausgewertete Fragebögen 28,6 Prozent (Vorjahr: 28,9 Prozent) 2.727 Aufsteiger ( ) und Absteiger ( ) Unternehmensranking 2024 2023 Heraeus 9 14 Symrise 10 18 Clariant 13 19 Bayer 18 9 Evonik 19 11 Lanxess 20 16 Wertungen in den Kategorien Kategorie (Mittelwerte) 2024 2023 Persönliche Befindlichkeit 3,0 2,9 Unternehmensstrategie 3,1 3,0 Unternehmenskultur 3,1 3,0 Motivation 3,2 3,1 Arbeitsbedingungen 3,3 3,2 Die zehn höchsten Rücklaufquoten Symrise 49,0 % Röhm 41,5 % Schott 39,1 % Lanxess 38,6 % Wacker 37,9 % Lyondellbasell 33,7 % BASF 33,5 % Celanese 32,6 % B. Braun Melsungen 31,7 % Covestro 31,5 % 16 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 VAA

Rang Zusatzranking Sustainable Leadership Unternehmen Note Zusatzranking Sustainable Leadership 1 Boehringer Ingelheim 2,39 2 Beiersdorf 2,58 3 BASF 2,62 4 Lyondellbasell 2,63 5 Merck 2,69 6 Bayer 2,71 7 Schott 2,75 8 Covestro 2,78 9 Henkel 2,80 10 Shell 2,82 11 Wacker 2,86 12 Evonik 2,92 13 Sanofi Aventis 2,95 14 Clariant 3,01 15 Roche Diagnostics 3,04 16 B. Braun Melsungen 3,09 17 3M 3,12 18 Heraeus 3,13 19 Röhm 3,26 20 Lanxess 3,27 21 Symrise 3,28 22 Celanese 3,31 23 Axalta Coating Systems 3,68 Durchschnitt 2,94 Die vorhandenen Arbeitsmodelle bieten viel Spielraum für die Wahrnehmung familiärer Verpflichtungen. Das Unternehmen fördert aktiv den Wiedereinstieg nach einer familienbedingten Auszeit (zum Beispiel Elternzeit). Die berufliche Entwicklung von Beschäftigten in Teilzeit wird genauso gefördert wie von Beschäftigten in Vollzeit. Auch bei eingeschränkter zeitlicher Flexibilität kann man in meinem Unternehmen Karriere machen. Mein Unternehmen bietet umfassende Leistungen für Familien an (zum Beispiel Kindertagesstätten, Pflegeberatung, Kooperationen mit Dienstleistern). Zusatzranking Vereinbarkeit Die Bewertungen für diese fünf Zusatzfragen zum Thema „Sustainable Leadership“ (nachhaltige Führung) sind nicht in die Gesamtbewertung der Unternehmen eingeflossen. Weitere Informationen zur Umfrage gibt es auf der Mitgliederplattform MeinVAA unter mein.vaa.de. An der Befindlichkeitsumfrage 2024 beteiligten sich VAA-Mitglieder aus 23 Unternehmen und 51 Unternehmensteilen beziehungsweise VAA-Werksgruppen. 17 VAA VAA MAGAZIN AUGUST 2024

VAA-BETRIEBSRÄTEKONFERENZ 2024 Wie Mitbestimmung in digitalen Zeiten funktioniert Foto: Stephan Sasek – VAA Welchen Einfluss hat Künstliche Intelligenz (KI) auf die Mitbestimmungsrechte und die praktische Arbeit im Betriebsrat? Wie werden KI-Tools in der strategischen Personalentwicklung genutzt? Was können Betriebsräte bei Mobiler Arbeit eigentlich mitbestimmen? Welche Mitwirkungsmöglichkeiten hat das Gremium beispielsweise beim Risikomanagement im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes? Antworten auf diese und andere Fragen hat es Mitte Juni 2024 auf der jährlichen VAA-Konferenz für Betriebsräte gegeben. Im Fokus der Veranstaltung, die traditionell in Mainz durchgeführt wird, stand die Mitbestimmung im digitalen Zeitalter. Teilgenommen haben rund 60 Betriebsratsmitglieder aus den Reihen des VAA, die sich in den Betriebsräten zahlreicher Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie engagieren. 18 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 VAA

www.gdch.de/karriere twitter.com/GDCh_Karriere für Chemie und Life Sciences Von Chemikern für Chemiker Nutzen Sie das Netzwerk der GDCh:  Stellenmarkt – Online und in den Nachrichten aus der Chemie  Publikationen rund um die Karriere  CheMento – das GDCh-Mentoringprogramm für chemische Nachwuchskräfte  Coachings und Workshops  Jobbörsen und Vorträge  Einkommensumfrage Gesellschaft Deutscher Chemiker Foto: VAA Martin Kubessa, VAA-Vorstandsmitglied und Vorsitzender der Kommission Betriebsräte: „Unsere ausgebuchte Konferenz zeigt, dass gerade in Krisenzeiten die Mitwirkung von Betriebsräten gebraucht wird und die Möglichkeiten unserer Veranstaltung zum Erfahrungsaustausch für sich sprechen. Zurzeit ist das Thema KI in aller Munde: Aber wenn Betriebsräte über den Einsatz von KI diskutieren, kommen noch ganz andere Aspekte dazu. Wichtig ist: Wir wollen nicht verhindern, sondern im gesetzlichen Rahmen das Beste herausholen.“ Fotos: Stephan Sasek – VAA Das Vortragsthema von Dr. Kai Stumper, Rechtsanwalt und Fachbuchautor zum kollektiven Arbeitsrecht, lautete „Künstliche Intelligenz und Rechte des Betriebsrats“. Zu den Teilnehmern des World-Cafés im Rahmen der Konferenz gehörte auch Joachim Horseling, Betriebsratsmitglied von Boehringer Ingelheim in Biberach. Im Bild links: Die Mitbestimmung des Betriebsrats bei Mobiler Arbeit hat die Fachanwältin für Arbeitsrecht Karin Büchling von der Kanzlei BGHP Rechtsanwälte erläutert.

Abderrahim Ellabbar, Rechtsanwalt in der Kanzlei LNS und Referent auf der Konferenz. Bei der Errichtung eines Risikomanagements kann es sein, dass das Mitbestimmungsrecht nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG ausgelöst wird. Dabei kommt es auf die konkrete Umsetzung des Risikomanagements im Einzelfall an.“ Zu den Mitwirkungsmöglichkeiten des Betriebsrats bei Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen hat Abderrahim Ellabbar am zweiten Konferenztag vorgetragen. Dabei ging der Rechtsanwalt auch auf Begriffsbestimmungen wie „ESG“, „CSR“ oder „CSRD“ sowie deren Einfluss auf die betriebliche Mitbestimmung ein. Arne Klink ist Mitglied des Tesa-Betriebsrats. Im Bild unten: Maria Kretschmer vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik hat über KI-Tools in der Personalentwicklung referiert. An der Konferenz im Atrium Hotel Mainz haben rund 60 VAA-Mitglieder teilgenommen, die Betriebsratsmandate in den Chemie- und Pharmaunternehmen innehaben. Fotos: Stephan Sasek – VAA 20 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 VAA

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KOOPERATION ZUR KARRIEREBERATUNG Veränderung kein Klippensprung ins Unbekannte Über den VAA haben die Mitglieder Zugriff auf ein breit gefächertes Netzwerk an unterschiedlichen Kooperationspartnern. Zu den wichtigsten Themenfeldern im Netzwerkportfolio gehört die Karriereberatung. Die VAA-Arbeitsgruppe „Beratung+“ hat im Rahmen des Projektes VAA next die karriererelevanten Kooperationen analysiert und neu aufgestellt. Im Interview mit dem VAA Magazin erläutert Tobias vor der Brüggen vom VAA-Kooperationspartner von Rundstedt & Partner die Vorteile einer Zusammenarbeit für VAA-Mitglieder. Außerdem geht der Management Consultant darauf ein, wie sich Fach- und Führungskräfte heutzutage bei der Karriereentwicklung langfristig erfolgreich positionieren können. Foto: peterschreiber.media – iStock VAA Magazin: Schon seit vielen Jahren kooperiert der VAA mit von Rundstedt. Vor Kurzem ist das Angebot ausgebaut worden. Woraus besteht denn eigentlich der konkrete Mehrwert für VAA-Mitglieder, mit Ihnen zusammenzuarbeiten? Welche Inhalte und Pakete sind in der Kooperation enthalten? Vor der Brüggen: Die Mitglieder des VAA erhalten bei uns eine Karriereberatung, die auf ihre individuellen Bedarfe und persönlichen Interessen zugeschnitten ist. Mit unserer Expertise als Marktführer in der beruflichen Neuorientierung unterstützen wir die Mitglieder in der Karriereberatung dabei, sich Klarheit über ihre beruflichen Ziele zu verschaffen und neue berufliche Perspektiven für den nächsten Karriereschritt zu entwickeln. Sie haben die Wahl zwischen drei Paketen mit unterschiedlichen Beratungsumfängen, vom Karrierebooster bis zur Intensivberatung. Wichtig ist: Unabhängig von der Größe des gewählten Pakets stellt sich jedes Mitglied die Beratungsinhalte individuell zusammen. Grundbaustein ist immer die persönliche Beratung durch einen Karrierecoach. Diese kann beispielsweise ergänzt werden durch Workshops zu Themen wie Souveräne Selbstpräsentation oder Personal Branding, durch eine KI-gestützte Erstellung von Bewerbungsbildern, die Optimierung von Bewerbungsunterlagen sowie Weiterbildungsangeboten und vielem mehr. Das hört sich gut an. Kommen wir direkt zum Preis: Was kostet VAA-Mitglieder 22 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 VAA

diese Zusammenarbeit? Gibt es eventuell weitere Rabatte? VAA-Mitglieder erhalten grundsätzlich einen Rabatt von 19 Prozent auf den jeweiligen Paketpreis. Kurz: Mitglieder zahlen keine Mehrwertsteuer auf unsere Leistung. Das Honorar für das kleinste Paket „Karriereboost“ beträgt für VAAMitglieder 1.290 Euro. Das umfangreichste Paket „Intensivberatung“ liegt bei 3.290 Euro. Starten können die Mitglieder allerdings bereits für 290 Euro mit einer 30-tägigen Testphase. In dieser Zeit können sie unsere Onlineplattform und unsere Beratungsinhalte mit einem persönlichen Onboarding und Zugriff zu unserem umfangreichen Lerncenter und CV-Builder kennenlernen. Entscheiden sie sich, die Beratung weiterzuführen, werden die Kosten der Testphase auf den Paketpreis angerechnet. Wer ist der Ansprechpartner für VAA-Mitglieder bei von Rundstedt? Welche Expertise können Sie vorweisen? Der erste Ansprechpartner bin ich. Ich berate seit fast 20 Jahren Menschen und Unternehmen, die sich verändern wollen oder müssen. Von Rundstedt feiert im kommenden Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Damit verfügen wir über das Wissen aus rund 40 Jahren Karriereberatung und sind Marktführer für Outplacement im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus sind wir international vernetzt. 95 Prozent unserer Kunden empfehlen uns weiter. Je nach individueller Fragestellung des Klienten suchen wir den passenden Karrierecoach für die weitere Beratung und bei Fragen zur Nutzung unseres Lerncenters stehen Ihnen meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Digitalteam zur Seite. Das bedeutet, dass Sie als unsere Klienten Ihre berufliche Entwicklung selbst in die Hand nehmen, aber nicht auf sich allein gestellt sind. Karriereberatung ist ein sehr vielschichtiges Feld – und scheint angesichts von New Work und lebenslangem Lernen noch komplexer zu werden. Wahrscheinlich hat sich das Karrierethema in den letzten zehn bis 15 Jahren stärker gewanTobias vor der Brüggen ist Managing Consultant NRW bei von Rundstedt & Partner und berät seit fast 20 Jahren Menschen und Unternehmen, die sich verändern wollen oder müssen. Von Rundstedt verfügt über Wissen aus rund 40 Jahren Karriereberatung und ist Marktführer für Outplacement im deutschsprachigen Raum. Foto: von Rundstedt delt, als manch gestandene Fach- und Führungskraft es wahrhaben möchte. Was zeichnet eine erfolgreiche und fundierte Karriereberatung heutzutage aus? Wie weit reicht die Spanne? Kern einer guten Karriereberatung sind und bleiben drei Fragen: Was will ich tun? Was macht mich erfolgreich? Was benötigen Unternehmen? Gute Karriereberatung ist so individuell wie die persönliche Zielstellung, die eine Person verfolgt. Die Methoden und Instrumente, um bei der Beantwortung dieser Fragen zu unterstützen, entwickeln wir selbstverständlich kontinuierlich weiter. So ist ein wesentlicher Aspekt unserer Arbeit heute, das überwältigende berufsrelevante Informationsangebot zu strukturieren und für unsere Kunden zu organisieren. Das wird häufig unterschätzt. Denken Sie an Ihre Wunschposition auf dem Arbeitsmarkt. Wir bieten heute zum Beispiel ein exklusiv auf Vakanzen trainiertes KI-Modell an, das tagesaktuell auf rund eine Million offene Vakanzen zurückgreift. Die individuelle Auswahl an Stellen für Sie landet in einer App auf Ihrem Smartphone. Um konkreter zu werden: Können Sie das Ganze bitte herunterbrechen und fünf Hauptbausteine nennen, die zu jeder Karriereberatung dazugehören? u 23 VAA VAA MAGAZIN AUGUST 2024

Unserer Meinung nach führen sechs wesentliche Bausteine zum passenden Job. Erstens, Orientierung gewinnen: Einen Veränderungsprozess beginnen, Aufbau und Schritte verstehen. Zweitens, Möglichkeiten entdecken: Was ist mein Arbeitsmarkt, was sind meine individuellen Chancen? Drittens, Ziele erarbeiten: Zielprofil formulieren, Lebenslauf und Anschreiben erstellen. Viertens, Lernangebote nutzen: Das eigene Profil stärken, Personal Branding. Fünftens, Vakanzen erhalten: individuell passende Stellenvorschläge, strategische Netzwerkarbeit, Headhunter. Sechstens, Bewerbungen managen: Struktur geben und Organisation sicherstellen. Kommen wir zurück auf den individuellen Bedarfsfall aus Sicht eines VAA-Mitglieds. Die Beschäftigten in der Chemiebranche sind voll von der Krise betroffen und durch Umstrukturierungen in zahlreichen Unternehmen sensibilisiert. Oftmals sind sie seit vielen Jahren im Unternehmen und sind nicht gewillt, sich freiwillig „dem Markt“ zu öffnen. Wann und wie kommen Sie als Karriereberater ins Spiel? Entscheidend ist, Veränderung als etwas Positives zu erleben und über eine belastbare Grundlage zu verfügen, für sich selbst gute Entscheidungen treffen zu können – unabhängig davon, ob ich mich verändern will oder muss. Veränderung soll kein Klippensprung ins Unbekannte sein. Hier setzen wir an: Es ist unser Ziel, dass Menschen Veränderung als Chance erleben. Indem wir unseren Klienten datenbasiert einen aktuellen Überblick über den für sie relevanten Arbeitsmarkt geben und Perspektiven für die berufliche Weiterentwicklung erarbeiten, bieten wir unseren Klienten Sicherheit und Orientierung. Zu sehen, dass es außerhalb des eigenen Unternehmens Perspektiven gibt, erhöht die Bereitschaft, sich für Veränderungen zu öffnen. Gerade Führungskräfte, aber auch junge Professionals aus der Generation Z sehen sich manchmal als eine Art Einzelkämpfer, die versuchen, selbst alles in der Hand zu haben und ihre Karriere selbst zu managen. Lohnt es sich auch für Menschen mit solch einer Einstellung, ab und zu eine Karriereberatung in Anspruch zu nehmen? Reflexion ist immer sinnvoll, insbesondere für diejenigen, die den Anspruch haben, selbst im Fahrersitz ihrer Karriere zu sitzen: Wie erlebe ich mich? Aber auch: Wie erleben mich andere? Allein diesen Aspekt mit einem neutralen Sparringspartner außerhalb der eigenen beruflichen und beziehungsweise oder familiären Situation zu beleuchten, ist ungemein wertvoll. Auch wenn Menschen bereits das Ziel für ihre Veränderung klar benennen können: Sie stehen immer im Wettbewerb mit anderen. Fachliche Kompetenzen belegen zu können, ist das eine: Aber wie präsentiere ich diese optimal? Was ist mein Markenkern? Bei dieser Definition helfen wir beispielsweise. Oder dabei, die wichtigste Frage eines Personalentscheiders zu beantworten: Passt die Person zu uns? Eine Karriereberatung bereitet genau darauf vor. Überzeugend rüberzubringen, was ich kann, was ich will, wie ich Dinge angehe und warum ich der oder die Richtige für den Job bin. Und damit wären wir wieder beim Ausgangspunkt – der Reflexion. Je nach Lebensphase unterscheiden sich die Ansprüche und Vorstellungen von Menschen im Berufsleben zum Teil erheblich. Können Sie da spezifische Tipps für unterschiedliche Altersgruppen geben? Unsere Erfahrung zeigt, dass Ansprüche und Vorstellungen an den Beruf individuell sehr unterschiedlich geworden sind und sich nicht an Altersgruppen festmachen lassen. Grundsätzliche Unterschiede ergeben sich, je nachdem, wie Menschen für sich die folgenden Fragen beantworten: Ist das Finanzielle mein Hauptantrieb? Ist es der Gestaltungsspielraum in meinem Verantwortungsbereich? Möchte ich meine Karriere linear fortsetzen oder etwas anderes tun? Was kann und soll mein Wertbeitrag sein? Wie wichtig ist mir die Kultur in einem Unternehmen? Fragen über Fragen, die nicht unbedingt mit dem Alter zu tun haben, aber eine ganz wesentliche Rolle im Veränderungsprozess spielen. Und natürlich berücksichtigen wir diese jeweiligen Rahmenbedingungen in unserer Beratung. Zum Abschluss ein für die Karriere sehr wichtiger Punkt: das Netzwerken. Im VAA profitieren Mitglieder von einem großen, unternehmensübergreifenden Netzwerk. In Sachen Netzwerkpflege spielen Sie als Karriereberater aber sicherlich auch eine wichtige Rolle. Was empfehlen Sie Beschäftigten aus der Industrie, wie man sich in der modernen und hybriden Arbeitswelt neue Netzwerke aufbaut und diese auch pflegt? Netzwerkarbeit ist ein sehr wesentlicher Teil unserer Beratung. Hier geht es viel um Kommunikation und Umgang mit anderen Menschen in neuen Situationen und Umgebungen. Wir befähigen in der Beratung Menschen, über bestehende und neue Kontakte einen der wichtigsten Zugänge zum Arbeitsmarkt zu erschließen. Denn viele unserer Klientinnen und Klienten erhalten den entscheidenden Tipp für eine neue berufliche Aufgabe aus ihrem Netzwerk. Idealerweise beginnt man mit dem Netzwerkaufbau beziehungsweise der Netzwerkpflege nicht erst, wenn man eine berufliche Veränderung denkt, sondern dauerhaft. Wenn ich bereits über ein gutes Netzwerk verfüge, in das ich auch Wissen, Zeit und Engagement eingebracht habe, fällt es leichter, nach Tipps zu fragen und um Unterstützung bei der beruflichen Weiterentwicklung zu bitten.  Exklusive Angebote zur Karriereberatung erhalten VAA-Mitglieder auch bei stefan müller personalperspektiven. In der Oktoberausgabe des VAA Magazins wird smpp-Geschäftsführer Stefan Müller die Mehrwerte und die Sonderkonditionen erläutern. Weitere Informationen gibt es unter www.smpp.de/karriereberatung-vaa. 24 VAA MAGAZIN AUGUST 2024 VAA

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