Prof. Matthias Hochgürtel ist Dekan der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften am Campus Leverkusen der Technischen Hochschule (TH) Köln. Zu den Forschungsgebieten des promovierten Chemikers gehören die Medizinische Chemie, die Entwicklung von Drug-DiscoveryTechnologien und die Naturstoffchemie mit dem Schwerpunkt auf marinen Naturstoffen. An der TH Köln lehrt Hochgürtel Pharmazeutische Chemie und Analytik, Drug Design sowie Organische Chemie. VAA Magazin: Warum ist die TH Köln eine gute Adresse für Studieninteressierte im MINTBereich? Hochgürtel: Die TH Köln bietet eine breite Auswahl von Studiengängen mit MINT-Bezug und hervorragende Studienbedingungen. Projektorientiertes forschendes Lernen ist ein besonderes Merkmal der akademischen Ausbildung an unserer Hochschule, etwa im Bereich der Angewandten Naturwissenschaften am Campus Leverkusen, den ich vertrete. Wie gelingt es Ihnen, mit Unternehmen der chemischen Industrie zu kooperieren und was bedeutet dies für Ihre Studentinnen und Studenten? Wir sind sehr gut und individuell aufgestellt in den Forschungskomplexen Green Chemistry, industrielle Synthesechemie, Materialchemie und Umweltanalytik, außerdem bei der biochemischen Verfahrenstechnik sowie der Pharmazeutischen Technologie, Pharmazeutischen Biotechnologie und Wirkstoffforschung. Darüber hinaus haben wir uns etabliert im Bereich Arzneimittelzulassung und Market Access – da bei vielen kooperierenden Firmen Geheimhaltungspflichten bestehen, ist eine öffentliche Sichtbarkeit in diesen Bereichen zum Teil nicht so gut möglich. Kooperationen zur Industrie ergeben sich also aus Forschungsprojekten – und aus diesen Kontakten entstehen naturgemäß auch Kooperationsmöglichkeiten auf anderen Ebenen, etwa für Projekt- oder Abschlussarbeiten von Studierenden. Haben Studierende der TH Köln somit mehr Chancen auf ein praxisorientiertes Studium? Sichern sie sich auf diese Weise mögliche Erstkontakte in die chemisch-pharmazeutische Industrie? Wir sind als Fakultät am Standort Leverkusen sehr gut vernetzt mit der chemischen Industrie vor Ort und waren lange Zeit mitten im Chempark mit allen direkten Kontaktmöglichkeiten beheimatet. Darüber hinaus pflegen wir überregionale Kontakte in die chemische und pharmazeutische Chemie und entwickeln unsere internationalen Netzwerke kontinuierlich weiter. Studierende mit Interesse an ersten Kontakten in die Industrie können auf diese Netzwerke zurückgreifen, etwa wenn sie vermittelt durch die betreuenden Professorinnen und Professoren Abschlussarbeiten in oder zusammen mit Unternehmen schreiben. Wie lauten Ihre Tipps für einen guten Berufseinstieg in der Industrie? Wichtig ist zuerst einmal, ein praxisorientiertes Studienfach aus dem Bereich der Chemie zu wählen. Dabei sollten die Studierenden neben ihrer fundierten fachlichen Ausbildung auf die Möglichkeit achten, durch Praktika, Praxissemester und Abschlussarbeiten Einblicke in die reale Welt der Industrietätigkeit zu gewinnen und dabei erste Netzwerke zu knüpfen. Parallel dazu ist es wichtig, sogenannte Future Skills wie zum Beispiel Teamarbeit, digitale Kompetenz und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln und unter realen Bedingungen immer wieder zu erproben. Wie wichtig ist das Thema der Gewinnung von Fachkräften? Diese Fragestellung ist sehr aktuell und immer wieder Thema im Austausch mit unseren Kooperationspartnern aus der Praxis. Wir bieten attraktive Bachelor- und Masterstudiengänge jeweils mit den Schwerpunkten Angewandte Chemie und Pharmazeutische Chemie beziehungsweise Drug Discovery and Development an und zudem die Möglichkeit zur Promotion. Somit ermöglichen wir Berufseinstiege auf unterschiedlichen Karriereleveln – beste Voraussetzungen für Studierende und Absolventinnen und Absolventen, den Berufseinstieg nach eigenen Interessen zu gestalten. Foto: Thilo Schmülgen – TH Koeln Interview mit Prof. Matthias Hochgürtel: Vernetzung von Studium und Praxis Grenzen nicht so hart gesteckt wie bei einer Projektanstellung, die es viel häufiger gibt. „Mir hat man gesagt: Sorge Dich nicht darum, wo du eingesetzt wirst. Wir schauen erst einmal, welche Aufgaben auf dich warten, wo Du Dich besonders hervortust und was Dir besonders liegt.“ Das sei eine Flexibilität, die Wilde sehr schätzt. „Bei Schott hatte ich das große Glück, dass ich eine Vorgesetzte hatte, die sehr schnell erkannt hat, wo meine Neigungen liegen.“ Es gibt verschiedene Karrierepfade für Menschen mit Wildes Profil: einerseits das klassische Management von Forschungsgruppen, dann das klassische Projektmanagement und schließlich die klassische Wissenschaftsprojektarbeit. „Ich fülle zurzeit eine Art Hybridstellung aus zwischen Wissenschaftler und Projektmanager, ungefähr 40 zu 60 Prozent.“ Heute managt er ein recht großes Forschungs- und Entwicklungsprojekt und arbeitet als Wissenschaftler noch in anderen Projekten mit. Unter anderem geht es dabei um neue Materialien für biegsame Smartphonedisplays: „Wir entwickeln bei Schott ein ultradünnes Glas, das auch für Mobiltelefone verwendet wird, die klappbar sind. Und das ist das Materialentwicklungsprojekt dafür.“ Patrick Wilde wirkt mit sich im Reinen, ist glücklich mit seiner Aufgabe und scheint längst angekommen zu sein im Alltag seiner Industriekarriere. Das passt zu ihm, Dr. Patrick Wilde 10 VAA MAGAZIN OKTOBER 2024 SPEZIAL
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