VAA Magazin Oktober 2024

sagt der wissenschaftliche Leiter, Dr. Frank Holzförster. Die bei der Bohrung gewonnen Daten bilden noch heute die Basis für diverse Forschungsarbeiten. Im Laufe der 1987 gestarteten Bohrung machten die Wissenschaftler manch überraschende Entdeckung. Etwa, dass in 4.000 Meter Tiefe die Temperatur mit 118 Grad Celsius weit über den bis dahin für möglich gehaltenen Werten liegt. Erdbebenforschung oder umweltverträgliche Bohrspülung: Auf zahlreichen Anwendungsfeldern stieß das KTB zudem neue Entwicklungen an – obwohl es ursprünglich gar nicht dafür konzipiert wurde, sondern auf Grundlagenforschung ausgerichtet war. Die Richtung beim Bohren beizubehalten, zählte zu den größten Herausforderungen des Projekts. Für das Erreichen einer großen Bohrtiefe – ursprünglich sollte es sogar auf 12.000 Meter hinab gehen – sei ein möglichst senkrechtes Bohrloch notwendig gewesen, so das GEO-Zentrum. Starke Krümmungen nämlich führen „zu enormen Reibungen und großer mechanischer Beanspruchung des Bohrstranges“. In der Oberpfalz kam deswegen ein Vertikalbohrsystem zum Einsatz, das unter Tage automatisch den gewünschten Kurs verfolgte. Geforscht wird im Umfeld des KTB übrigens immer noch: Koordiniert vom Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ. Zum Beispiel zu Geothermie im Rahmen des Projekts GEOREAL. „Die Nutzung der Erdwärme in tiefen Gesteinsschichten ist ein wichtiger Baustein für eine regenerative Wärme- und Energieversorgung mit großem Potenzial in Deutschland“, betont das Helmholtz-Zentrum.  rund 530 Millionen D-Mark, was ungefähr 270 Millionen Euro entspricht. Die Technik, die damals zum Einsatz kam, sollte zum Standard bei späteren Forschungsbohrungen werden. Wichtigste Frage aber: Wozu dieses ungeheuer tiefe Loch im bayerischen Boden? Allgemeines Ziel war es, „Grundlagenforschung über die physikalischen und chemischen Zustandsbedingungen und Prozesse der tieferen Erdkruste zum Verständnis von Dynamik und Evolution intrakontinentaler Krustenbereiche zu betrieben“, wie es etwas gewunden auf der Homepage des GEO-Zentrums an der KTB heißt. Die Umweltstation informiert die interessierte Öffentlichkeit über das Projekt und ist mit ihrem geowissenschaftlichen Schwerpunkt laut eigenem Bekunden einzigartig in Deutschland. Etwa 25.000 Menschen besuchen das Zentrum im Jahr, Was wohl Jules Verne dazu gesagt hätte? In seinem 1864 erschienenen Roman „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ schickte der französische Autor einen deutschen Professor samt dessen Neffen auf eine Expedition ins Erdinnere. Tief unter der Erdoberfläche endete vor 30 Jahren auch ein besonderes Experiment in der Oberpfalz. Beim Kontinentalen Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland KTB ging es bis zum 12. Oktober 1994 hinab bis in eine „Endteufe“ von exakt 9.101 Metern. In Windischeschenbach stand den Spezialisten ein eigens konstruierter 83 Meter hoher Bohrturm zur Verfügung. Gelder waren vorhanden: Das Bundesforschungsministerium finanzierte das Vorhaben mit Unter der Überschrift „ChemieGeschichte(n)“ wirft das VAA Magazin einen Blick auf Meilensteine der chemisch-pharmazeutischen Wissenschaft und Praxis. Im Mittelpunkt stehen Personen, Dinge oder Ereignisse, die Geschichte gemacht haben und deren Einflüsse bis heute spürbar sind. 1994Ein sehr tiefes Loch wird gebohrt CHEMIEGESCHICHTE(N) – 12. OKTOBER 1994 Ein Blick auf den Bohrturm des Kontinentalen Tiefbohrprogramms. Foto: GEO-Zentrum an der KTB 45 VERMISCHTES VAA MAGAZIN OKTOBER 2024

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