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Beratende Ingenieure ·
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2017
Wasserwirtschaft
Abwasserkanal Emscher
Generationenprojekt
Emscher-Renaturierung
Das Generationenprojekt Abwasserkanal Emscher ist derzeit das größte wasserwirtschaftliche Bauvorhaben Europas.
Die Emschergenossenschaft investiert mehr als 5 Mrd. Euro. Dabei entsteht eines der modernsten Abwassersysteme der
Welt, das die Emscher ab Ende 2020 von allen Abwässern frei halten soll.
Ein ungewöhnlicher Fluss
Die Emscher ist ein Nebenfluss des Rheins und fließt auf
einer Länge von etwa 85 km durch eines der am dichtes
ten besiedelten Gebiete Europas – das Ruhrgebiet. Seit Be
ginn der Industrialisierung wurde sie zur Ableitung von Gru
ben- und Abwasser genutzt. Das ökologische Sterben der
Emscher und ihrer Nebenflüsse begann mit dem rasanten
Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert. Es floss nicht
nur immer mehr Abwasser der Bevölkerung in den Fluss,
sondern auch das Grubenwasser der Bergwerke.
Unterirdische Abwasserkanäle über längere Strecken wa
ren früher nicht denkbar, da sie bei den häufig auftretenden
Bergsenkungen beschädigt worden wären. Daher wurde
der Fluss als offener Schmutzwasserlauf verwendet. Das
wirkte sich dramatisch auf das System der Emscher und ih
rer Zuflüsse aus, vor allem weil das Wasser – aufgrund der
Senkungen – teilweise still stand und eine geordnete Vorflut
nicht mehr gegeben war. Die Folge waren Überschwemmun
gen in den Städten, gefolgt von Krankheiten wie Malaria und
Typhus.
Vor diesem Hintergrund wurde Deutschlands erster Wasser
wirtschaftsverband – die Emschergenossenschaft – 1899 ins
Leben gerufen. Sie kümmert sich vor allem um die Abwas
serentsorgung und -reinigung sowie den Hochwasserschutz
und nun, seit 1992, um den Umbau des Emscher-Systems.
Dies ist nach dem Ende des unterirdischen Steinkohleberg
baus und dem Abklingen der Bergsenkungen nunmehr mög
lich. Jedes Gewässer erhält ein unterirdisches Pendant in
Form eines Abwasserkanals, durch das die Abwässer zu den
Kläranlagen geleitet werden.
von
Jürgen Flicke
Baugrubenaushub